Von einer vertanen Chance sprach Ingo Lehmann (SPD). Denn die Firma Münch Energie biete den Kulmbacher Stadtwerken an, grüne Energie aus Grafendobrach ins städtische Stromnetz einzuspeisen.
Kommentar: Der Stadtrat hat's vergeigt
Keine gute Nachricht für den Klimaschutz: Der Kulmbacher Stadtrat ist nicht von seinen Grundsatzbeschlüssen aus den Jahren 2009 und 2014 abgerückt. Die Welt dreht sich weiter, die Probleme werden größer, aber man lehnt beharrlich und pauschal grünen Strom vom Acker ab. Bei Freiflächen-Photovoltaik hätte man sich - vernünftigerweise - Einzelfallentscheidungen gewünscht.
Die breite Mehrheit konnte sich nicht damit anfreunden, regenerative Energie auf der Wiese zu produzieren. Man bekam in Grafendobrach ein Bilderbuchprojekt auf dem Tablett serviert. Aber: Der Stadtrat hat's vergeigt.
Kein Großinvestor von auswärts, dem die Region ziemlich wurscht ist, sondern ein Mittelständler aus Rugendorf im Landkreis Kulmbach, der annähernd 100 Mitarbeiter beschäftigt. Ein Investor, der für die Photovoltaikanlage auf 13,7 Hektar einen Standort ausgesucht hat, der fast nicht einsehbar ist. Ein Investor, der transparent im Vorfeld seine Pläne offenlegte.
Das war schon mal ganz anders - siehe Windpark Rugendorf, der den Grafendobrachern drei weithin sichtbare (und hörbare) Rotoren auf der Fichtichhöhe bescheren soll: Dieses Projekt (auch das auf der Kirchleuser Platte) winkte der Kulmbacher Stadtrat vor ein paar Jahren einstimmig durch, ohne dass mit den Bürgern vorher gesprochen worden wäre.
Und beim Projekt von Münch Energie gab es im Dorf keine breite Front, die Gegenwind gemacht hätte. Also beste Voraussetzungen, um sauberen Strom für 3300 Haushalte zu produzieren - in der Region und für die Region, denn die Kulmbacher Stadtwerke hätten die regenerative Energie einkaufen können. Interessant, was Stadtwerkechef Stephan Pröschold dazu zu sagen gehabt hätte. Aber er durfte nicht, wie von Ingo Lehmann (SPD) vorgeschlagen, sprechen.
Wieder funktionierte die alte Achse: Die CSU komplett dagegen, und die WGK ließ ihren energiepolitischen Sprecher im Landtag, MdL Rainer Ludwig, komplett im Regen stehen.
Atomkraftkraftwerke sind out. Die klimaschädlichen Kohlekraftwerke werden vom Netz genommen. Monstertrassen, die die Energie von Nord nach Süd transportieren, will keiner haben. Und der Strom soll trotzdem aus der Steckdose kommen. Wie, bitteschön, soll das funktionieren?