Kreis Kulmbach: Wieder ein Wirtshaus weniger

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Der Rangabauer in Tennach schließt sein Wirtshaus. Foto: Stephan Tiroch
Der Rangabauer in Tennach schließt sein Wirtshaus. Foto: Stephan Tiroch
Bierfässer rollt der Rangabauer Dieter Eschenbacher bald nicht mehr zum Tresen. Foto: Stephan Tiroch
Bierfässer rollt der Rangabauer Dieter Eschenbacher bald nicht mehr  zum Tresen. Foto: Stephan Tiroch
 
Beim Wirtshaussingen vor ein paar Jahren war sogar das Bayerische Fernsehen in Tennach vertreten. Foto: Dieter Hübner
Beim Wirtshaussingen vor ein paar Jahren war sogar das Bayerische Fernsehen in Tennach vertreten. Foto: Dieter Hübner
 

Die Brotzeitstube beim Rangabauern in Tennach ist an Silvester letztmals geöffnet. Warum nun Schluss ist, erklären Dieter und Frank Eschenbacher.

Der 31. Dezember kommt immer näher. Für Dieter Eschenbacher und seinen Sohn Frank wird es ein schwerer Tag. Kein Tag zum Feiern, diesmal ein Silvester zum Vergessen. Am Jahresende ist Schluss: Der Rangabauer in Tennach sperrt seine Brotzeitstube zu. Nach 18 Jahren. Wieder ein Wirtshaus weg.

In Tagen wie diesen haben's Gastwirtschaften nicht leicht. In Kulmbach zumal. "Einkehr zur Schmiede", Mönchshof-Bräuhaus, "Weberhof", "Nash" beim Kino oder die Sportheime von TSV 08 und ATS Kulmbach, um nur einige zu nennen - alle geschlossen.

Lange überlegt

Der Entschluss ist ihnen nicht leichtgefallen. "Wir haben lange diskutiert, lange überlegt", sagt Vater Dieter, der vor fast 30 Jahren als einer der Ersten im Landkreis auf Biolandwirtschaft umgestellt hat. "In der Familie müssen wir erst mal alles sacken lassen."

Eigentlich möchten Dieter und Frank Eschenbacher, der die Biolandwirtschaft mit Milchkuhhaltung und Rindermast sowie Biometzgerei und Wirtshaus vor einigen Jahren übernommen hat, gar nicht groß drüber reden. Aber dann schütten sie doch ein bisschen ihr Herz aus. Vor allem wegen der Stammgäste, die gerne zum Rangabauern gekommen sind.

"Ewig schade"

Einer davon ist Roland Schaller von den Kulmbacher Stollmusikanten. Er schwärmt: "Wir sind pro Jahr 20- bis 25-mal oben gewesen, fast immer über den Rehberg rauf- und wieder heimgelaufen. Wir waren eine lockere Runde, manchmal bis zu 20 Mann. Es war eine feine Sache, und wir hatten immer unsere Gaudi." Schaller findet es "ewig schade", dass die schönen Zeiten jetzt vorbei sind.

Dafür, so die zwei Rangabauern, gibt es viele Gründe. So habe man unter dem gesellschaftlichen Wandel gelitten, dass die Wirtshauskultur nicht mehr annährend den Stellenwert früherer Jahre hat. Kommunikation laufe heutzutage hauptsächlich übers Handy ab. Sich im Wirtshaus zu treffen, sei nicht mehr so gefragt. "Wir trauern den Zeiten nach, als das Dorfleben noch funktionierte und es eine andere Vereinskultur gab", sagt Dieter Eschenbacher. Er bedauert es, "dass heute am Sonntag nicht mal mehr ein Schafkopf zammgeht".

Dazu kommen steigende Energiepreis, so dass die Kosten aus dem Ruder laufen, und "Bürokratismus", wie sie es nennen: Dokumentationspflichten zum Beispiel oder die jährliche Biozertifizierung, die nicht billig ist - 2000 Euro für die drei Betriebsteile.

Probleme mit dem Personal

All das hat sie zermürbt. Dazu noch die Probleme mit dem Personal. Man kriegt keine Leute her. Siehe Silvester. Es hätte noch mal eine Feier geben sollen, aber ohne Bedienung ... So endet der 31. Dezember im Tennacher Wirtshaus schon um 18 Uhr.

Landwirtschaft mit Metzgerei geht weiter

Die Landwirtschaft, die Frank Eschenbacher als Vollerwerb betreibt, und die Metzgerei laufen natürlich weiter. Wobei das Geschäft nicht einfacher wird. Immer mehr Flächen würden von auswärtigen Bauern weggekauft. Wiesen, die er gut gebrauchen könnte, um Futter für seine Tiere zu bekommen. Auch die Selbstvermarktung von Biofleisch und Biowurst ist zunehmend schwieriger. "Bio kann man heute in jedem Supermarkt kaufen. Meistens kommt es halt nicht aus der Region."

Der Ködnitzer Bürgermeister hat gehofft, dass es vielleicht mit reduzierten Öffnungszeiten am Wochenende weitergeht. Stephan Heckel-Michel sagt: "Es ist bedauerlich für Ködnitz, für Kulmbach, für die ganze Region." Der Rehberg und der Buchwald seien ein beliebtes Naherholungsgebiet. Für Wanderer habe sich eine Einkehr beim Rangabauern angeboten.

Das gibt's künftig nicht mehr. Wie so oft zu spät wird man merken, dass am Ranga etwas fehlt.