Nach der Fahrzeug-Explosion in Duderstadt zieht die Gazprom Germania GmbH als Betreiber der einzigen Kulmbacher Zapfsäule die Reißleine.
Wer ein Erdgasfahrzeug der VW-Modelle Touran, Caddy oder Passat fährt, hat derzeit schlechte Karten, will er seinen Tank mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff befüllen. Nach dem schrecklichen Unfall am vergangenen Freitag, bei dem der Fahrer eines Touran schwer verletzt wurde, als sein Auto während des Tankvorgangs explodierte, haben die Konzerne Aral, Shell, Exxonmobil und Jet den Pächtern ihrer Stationen empfohlen, bis auf weiteres kein Erdgas mehr zu verkaufen. Auch die Firma Gazprom Germania, Betreiberin der einzigen Erdgas-Tankstelle in der Albert-Ruckdeschel-Straße in
Kulmbach, hat gestern die Reißleine gezogen.
"Am Standort Kulmbach können die von der VW-Rückrufaktion betroffenen Modelle Caddy, Touran und Passat derzeit nicht betankt werden, solange sie noch nicht in der Werkstatt waren", erklärte Mirco Hillmann, Pressesprecher des in Berlin ansässigen Energieversorgers.
Gazprom befinde sich in intensiven Gesprächen mit den Mineralölunternehmen und VW, um zeitnah eine Lösung herbeizuführen. "Wir bitten betroffene Kunden, schnellstmöglich der VW-Rückrufaktion zu folgen", so Hillmann
Die nächsten Erdgastankstellen im Umkreis von rund 25 Kilometer liegen in Kronach (ebenfalls Gazprom) und Bayreuth. In der Wagnerstadt gehen die Betreiber allerdings noch weiter. Bei der Shell-Tankstelle in der Christian-Ritter-von-Langheinrich-Straße gibt es seit Mittwoch kein Erdgas mehr, und gestern wurde auch die Erdgas-Zapfsäule der Esso-Tankstelle in der Nürnberger Straße geschlossen. Konkret: Auch Fahrzeuge anderer Hersteller als VW können in Bayreuth nicht mehr betankt werden.
Stadtwerke nicht betroffen
Im Kreis Kulmbach sind nach Auskunft der Kfz-Zulassungsstelle im Landratsamt 110 Fahrzeuge registriert, die mit Erdgas betrieben werden
können. Einige davon gehören zum Fuhrpark der Stadtwerke, deren Mitarbeiter zum Teil auch VW-Fahrzeuge nutzen. Diese können jedoch problemlos weiter in der Albert-Ruckdeschel-Straße betankt werden. Pressesprecher Tobias Günther: "Sie sind von der Rückrufaktion nicht betroffen. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten wir natürlich umgehend reagiert." Die Fahrzeuge der Stadtwerke, so Günther, würden regelmäßig gewartet und vom TÜV auch in Bezug auf die Erdgastanks überprüft.
Auslöser der jüngsten Entwicklung an den Erdgas-Tankstellen war ein Unfall im niedersächsischen Duderstadt. Wie berichtet, hatte dort der Fahrer eines VW-Touran am vergangenen Freitag eine Erdgas-Zapfsäule bedient.
Als einer der Gastanks barst, kam es zur Explosion - der Fahrer, ein 58-jähriger Eisdielenbesitzer, erlitt schwere Verletzungen.
Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat daraufhin ein Strafverfahren eingeleitet und sowohl den zerstörten VW Touran als auch die Erdgas-Zapfsäule in Duderstadt beschlagnahmt.
Eine Rückrufaktion von Erdgasfahrzeugen ist beim Hersteller Volkswagen, der durch den Dieselskandal ohnehin schwer gebeutelt ist, schon seit einiger Zeit im Gange. Betroffen sind über 35 000 Besitzer der Modelle Caddy, Passat und Touran der Baujahre 2005 bis 2010.
Ursache: Rostbefall
Sie sollen in der Werkstatt vorsorglich die Gasbehälter austauschen lassen, da diese von Rost befallen sein könnten. Wenn sich dadurch die Wandstärke verringere, könne dies nach Angaben von VW zum Bersten und zu erheblicher Verletzungsgefahr führen.
Bis zur Umrüstung sollten die betroffenen Modelle nur im Benzinbetrieb genutzt werden, empfiehlt der Hersteller.
Der explodierte Touran von Duderstadt war für die Rückrufaktion vorgesehen. Dem Vernehmen nach soll diese Information beim Besitzer aber nicht angekommen sein. Warum, das müssen die staatsanwaltlichen Ermittlungen jetzt ergeben.