Beim Kreiserntedankfest in Pechgraben fielen kritische Worte. Vertreter der Bauern erinnerten daran, dass ihr Berufsstand es sei, der "die Menschen satt macht"
Die Bühne schön mit Früchten dekoriert, ein gut disponierter Landfrauenchor unter der Leitung von Regina-Ulrike Böhmann und eine mit vielen Besucher gefüllte Maschinenhalle: Der Gottesdienst, den Pfarrer Elmar Croner zelebrierte, war ein gelungener Auftakt des Kreiserntedankfestes im Landkreis Kulmbach.
Draußen auf dem weiten Gelände der Firma Neff, die gleichzeitig 60-jähriges Jubiläum feierte, hatten der Ring junger Landfrauen und Landwirte, das Amt für Landwirtschaft und die Waldbauern sowie der Maschinenring ihre Stände aufgebaut, zeigten Maschinen und Erzeugnisse, und sorgten auch dafür, dass der Nachwuchs einen abwechslungsreichen Tag mit verschiedenen Spielen verbringen konnte. Und die Dorfvereine von Pechgraben kümmerten sich vorbildlich um Speis und Trank für die Gäste.
Staatliche Hilfe ist wichtig
"Das Kreiserntedankfest muss nachdenklich stimmen, wenn man weiß, dass weltweit 800 Millionen Menschen hungern", sagte Wilfried Löwinger und wenn man sich klar mache, dass es in Deutschland und Europa die Landwirtschaft sei, "die uns satt macht". Nicht die Discounter Aldi und Lidl &Co.
Nur noch 1,5 Prozent der Bevölkerung seien in der Landwirtschaft tätig, "sie tun aber alles, um die Versorgung aufrecht zu erhalten". Der Vorsitzende des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Kreis Kulmbach ging besonders auf die große Trockenheit und Dürre heuer ein, die zur schlechtesten Ernte seit 1976 geführt hätten. Die Hilfsprogramme des Staates bezeichnete er deshalb als wichtig und richtig und verband das mit einem Dank an die Politiker. "Hoffen wir auf ein besseres Jahr 2019 für die Landwirtschaft. Das Land braucht seine Bauern, sie leisten viel".
Festredner Günther Feßner, Präsident des BBV, stellte seine Ausführungen unter die biblische Grundbotschaft "Unser täglich Brot gib uns heute". Dafür würden die Landwirte sorgen, die eine besondere Stellung in der Gesellschaft verdienen. "Das Recht auf Nahrung ist das wichtigste Menschenrecht und das wird am meisten verletzt.", Die Bauern hätten das Dürrejahr bis zur Existenzgefährdung gespürt. Die insgesamt 340 Millionen Euro Unterstützung durch die deutsche Politik, von der allein das Land Bayern die Hälfte getragen hat, täten gut.
Auch Kulturlandschaften gestalten und einen Wertekanon für Dörfer nicht aus dem Auge verlieren, gehöre zu den Aufgaben.
Für kleinteilige Strukturen
Wenn die Menschen nur elf Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssten, sei das wenig. "Sie stellen aber gleichzeitig hohe Anforderungen an die Landwirtschaft und ihre Produkte. Die Moral endet hier am Regal".
Typisch Bauernverband. Typisch Löwinger. Jeder hat seine Aufgabe in der Gesellschaft und jede ist wichtig. Da hat die Landwirtschaft keine Sonderstellung. Zumindest nicht der vom BBV und von Löwinger vertretene Teil der Landwirtschaft. Die Konventionelle und Industrielle nämlich. Die machen bestimmt satt, leider aber auch krank! Und Gülle, Glyphosat und Massentierhaltung schädigen Natur und Klima nachhaltig. Vielleicht sollten die Damen und Herren vom BBV nicht ihr ganzes Hirnschmalz für das Erbetteln von Subventionen einsetzen, sondern besser für eine signifikante Agrarwende.