Die Hornschuchhöhe wird zum Leben erweckt

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Die alten, denkmalgeschützten Gebäudeteile (graues Dach) bleiben vollständig erhalten und werden umfassend saniert. Dahinter entsteht ein Neubau (weißes Dach), der sich in der Gestaltung an die bestehende Substanz anpasst. Visualisierung: Wisag-Gruppe
Die alten, denkmalgeschützten Gebäudeteile (graues Dach) bleiben vollständig erhalten und werden umfassend saniert. Dahinter entsteht ein Neubau (weißes Dach), der sich in der Gestaltung an die bestehende Substanz anpasst. Visualisierung: Wisag-Gruppe
Michael Wisser erläuterte die Pläne der Wisag-Gruppe. Foto: Christine Fischer
Michael Wisser erläuterte die Pläne der Wisag-Gruppe. Foto: Christine Fischer
 
Visualisierung: Wisag-Gruppe
Visualisierung: Wisag-Gruppe
 
OB Henry Schramm (links) ist begeistert von den Plänen der Wisag-Gruppe, die Michael Wisser (rechts) erläuterte. Foto: Christine Fischer
OB Henry Schramm (links) ist begeistert von den Plänen der Wisag-Gruppe, die Michael Wisser (rechts) erläuterte. Foto: Christine Fischer
 
Das Anwesen von oben nach der Sanierung Visualisierung: Wisag-Gruppe
Das Anwesen von oben nach der Sanierung Visualisierung: Wisag-Gruppe
 
Die alte Villa und der Park sollen saniert und erhalten bleiben. Visualisierung: Wisag-Gruppe
Die alte Villa und der Park sollen saniert und erhalten bleiben. Visualisierung: Wisag-Gruppe
 

Die Frankfurter Wisag-Gruppe investiert Millionen in das herrschaftliche Anwesen bei Seidenhof und baut es zu ihrem bundesweiten Schulungszentrum aus.

Sie ist - neben der Plassenburg - das wohl größte und herrschaftlichste Anwesen in Kulmbach: die Hornschuchhöhe in Seidenhof. Jahrelang lag die frühere Residenz des Spinnereidirektors und Geheimrats Fritz Hornschuch (1874-1955) in einem Dornröschenschlaf. Doch das soll sich bald ändern. Die Frankfurter Wisag-Gruppe, der die Villa seit 1987 gehört, möchte das ganze Anwesen zu ihrem bundesweiten Schulungszentrum ausbauen und investiert dafür einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.

Eröffnung 2023

Die ehrgeizigen Pläne stellte Vorstand Michael Wisser am Dienstag bei einem Pressegespräch im Rathaus vor. "Es ist ein anspruchsvolles Projekt, aber wir sind auf einem guten Weg", sagte Wisser. 30 Arbeitsplätze sollen dauerhaft in der Hornschuchhöhe geschaffen werden. Baubeginn soll im Frühjahr 2021 sein, die Eröffnung ist für 2023 geplant.

Die Dimension des Projekts lässt sich schon an den Planungskosten ermessen, die sich auf fünf bis zehn Millionen Euro belaufen. Michael Wisser ("Natürlich hätten wir auch in Frankfurt bauen können") betonte, dass man sich bewusst für Kulmbach als Standort entschieden habe, "die Stadt liegt logistisch gut im Herzen Deutschlands". Seine eigene, enge Verbindung zu der alten Herrschaftsvilla und die Begeisterung, mit der die Pläne in der Stadt aufgenommen wurden, hätten ein übriges getan.

Dem Besitzer und Bauherren ist es ein besonderes Anliegen, dass der alte Bestand mit Villa und Garagen, Park und Gärten, Laubengang und Schwimmbad komplett erhalten und in enger Absprache mit dem Denkmalschutz von Grund auf saniert wird. So sollen auch große Teile der historischen Räumlichkeiten - wenn auch mit neuer Nutzung - bestehen bleiben, unter anderem das Arbeitszimmer von Fritz Hornschuch, die Eingangshalle mit Treppenhaus, Wohn- und Esszimmer und das Schlafzimmer im ersten Stock mit seinem prachtvollen Marmorbad. Sogar das alte Freischwimmbad soll wieder nutzbar gemacht werden.

Architektenwettbewerb für die Planung

Für die künftige Bestimmung als Tagungszentrum war ein Anbau allerdings unumgänglich, wie Wisser erläuterte. Der sollte sich allerdings behutsam ins bestehende Ensemble und Gelände einfügen. Für die Planung wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem zwei Büros mit ihren Entwürfen überzeugen konnten. Für den Neubau zeichnet das Darmstadter Büro Planquadrat verantwortlich, um die Sanierung der alten Villa kümmert sich das Kulmbacher Büro H2M. "Der Anblick des Gebäudes wird sich beim Herauffahren aber nicht verändern. Erst wenn man 30, 40 Meter davor steht, wird man den neuen Gebäudeteil sehen", so Wisser.

Durch die Anordnung des Neubaus entsteht ein großer Innenhof, der an einen Campus erinnern soll; unter dem Neubauteil ist eine Tiefgarage geplant. Das Schulungszentrum ist vorerst auf 70 Teilnehmer pro Tag ausgelegt, denen 70 Hotelzimmer, diverse Tagungsräume und eine Betriebsgastronomie zur Verfügung stehen - hauptsächlich für Frühstück und Mittagessen, "wir wollen ja, dass die Teilnehmer auch lokale Gastronomieangebote nutzen". Und auch bei den Bauarbeiten wolle man verstärkt auf regionale Firmen zurückgreifen.

Ausflugsgastronomie auf dem Gelände geplant

Überhaupt sollen die Kulmbacher künftig einen Blick hinter die lange Mauer der Hornschuchhöhe werfen können und mit einer geplanten Ausflugsgastronomie auf dem Gelände Zugang zu dem feudalen Anwesen erhalten. Für die Fertigstellung ist außerdem ein Tag der offenen Tür geplant.

Oberbürgermeister Henry Schramm zeigte sich begeistert von den Plänen und den Anstrengungen, das historische Erbe Fritz Hornschuchs zu erhalten. Nicht zuletzt aus persönlicher Verbundenheit zum Gelände, auf dem er als junger Spinnerei-Lehrling ab und zu habe Tennis spielen dürfen ("Das war etwas ganz Besonderes"). Er dankte Michael Wisser und der Wisag-Gruppe für die Belebung des geschichtsträchtigen Areals, die einen riesigen Mehrwert für die ganze Region und eine Stärkung der Wirtschaft bedeute. Und es freute ihn allein schon um des Anwesens willen, denn "das Gesamtensemble dort ist einmalig".

Die Wisag-Gruppe

Konzern Die Wisag-Gruppe ist ein familiengeführter Dienstleistungskonzern mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Unternehmen ist auf drei Geschäftsfeldern tätig: Facilitymanagement (Gebäudetechnik, Gebäudereinigung, Sicherheit, Catering usw); Industrie Service (Instandhaltung, technische Reinigung, Anlagenbau, Produktionslogistik usw); Aviation Service (Flughafendienstleistungen, Bodenverkehrsdienstleistungen, Passagierdienstleistungen sowie Frachtdienstleistungen). Der Konzern beschäftigt bundesweit circa 50 000 Mitarbeiter und hat einen Jahresumsatz von 1,98 Milliarden Euro. Vorsitzender der Geschäftsführung ist Michael C. Wisser, der Sohn des Gründers Claus Wisser. Spinnerei Wisag-Gründer Claus Wisser war Mehrheitsaktionär der Kulmbacher Spinnerei. Die Villa Hornschuchhöhe, die an der Grenze zu Mainleus in Seidenhof steht, ist seit 1987 im Besitz der Gruppe.