Neues von Justin: Der Nager, der in der Bevölkerung große Sympathie genießt, hat eine Schwachstelle des Elektrozauns sofort ausgenützt.
Längere Zeit war es still geworden um Justin, den Trebgaster Biber, der vor eineinhalb Jahren erstmals aufgetaucht ist. Seit Dezember 2015 versucht das Wasserwirtschaftsamt, ihn aus der Trebgaster Ortsmitte zu vertreiben. Damals wurde sein etwa 70 Zentimeter hoher Damm, den er im Bach gebaut hat, von der Flussmeisterei Bayreuth erstmals zerstört. Durch das aufgestaute Wasser wurden nämlich bei der Kontrollstelle hinter dem Bahnhof ständig falsche Daten über den tatsächlichen Wasserstand der
Trebgast gemessen und an die Aufsichtsbehörde in München gemeldet.
Humorlose Menschen
Fast hatte es in den letzten Monaten den Anschein, als ob der Nager die ständigen Eingriffe der Menschen satt und kapituliert hätte. Kaum hatte er mit dem ihm eigenen Instinkt wieder damit begonnen, die Trebgast mühevoll aufzustauen, um den Eingang zu seiner (hier vermuteten) Burg zu schützen, kamen die Leute vom Wasserwirtschaftsamt und lösten den Stau wieder auf. Es wurde vermutet, dass Justin ob dieses humorlosen Handelns langsam die Nase voll und das Revier verlassen hätte.
Aber weit gefehlt. So leicht gibt Justin nicht auf. Offenbar fühlt er sich mitten in Trebgast sehr wohl. Mit jeder Menge frischem Grünzeug unternimmt er derzeit einen neuen Anlauf, den Bach anzustauen.
Hainbuchen-Hecke hat gelitten
Der Nager genießt in der Bevölkerung große Sympathie. Aber durch seine Fraß-Schäden oder durch die Beeinträchtigungen des Wasserabflusses macht sich der scheue Baumeister nicht überall Freunde. Einer, der zum wiederholten Mal mit dem Biber Bekanntschaft gemacht hat, ist Helmut Löffler, dessen Gartengrundstück direkt an die Trebgast angrenzt. Seine stattliche Hainbuchen-Hecke, inzwischen 30 Jahre alt, hat - sehr zum Leidwesen der Grundstücksbesitzer - ganz schön unter Justins Fresslust gelitten.
"Wenn du gut erholt vom Urlaub nach Hause kommst, und von deiner Hecke fehlen 25 bis 30 Stämme, vergeht dir die gute Laune erst mal wieder. Das ist nicht lustig", erinnert sich Löffler an den letzten Sommer. Aber auch anderen Familie stattete Justin einen Besuch ab.
Besuch beim Bürgermeister
Den ersten Apfelbaum fällte er im gegenüberliegenden Garten von Anni Geißler. Dann wechselte er die Seite. Bei Adolf Lauterbach schmeckten ihm auch die Himbeeren und Brombeeren. Und vor den Apfelbäumen des Bürgermeisters zeigte der Biber ebenfalls keinerlei Respekt.
Im Dezember traten in Trebgast die Biberberater auf den Plan. Durch Schulungen an der Bayerischen Akademie für Natur- und Landschaftspflege darauf vorbereitet, unterstützen die ehrenamtlichen Fachkräfte des Landratsamts Kulmbach die Untere Naturschutzbehörde, um Konflikte zu vermeiden und Schäden zu verringern. Sie bieten fachkundige Beratung und empfehlen Präventivmaßnahmen.
Hans-Joachim Küfner, einer von drei Biberberatern im Landkreis, legte noch im Dezember Drahtgeflechte um eine große Kopfweide und verschiedene gefährdete Apfelbäume. Vor vier Wochen stellte sein Kollege Erich Schiffelholz einen Elektrozaun um die Grundstücke der Familien Löffler und Schoberth auf. Danach war eine Zeitlang Ruhe.
Kostenlose Zahnsteinbehandlung
Aber irgendwann ging der Batterie der Saft aus. Und dummerweise hatten sich auch noch Ameisen in dem Apparat eingenistet und ihn dadurch außer Gefecht gesetzt. Das war Justin nicht entgangen. Er nutzte die Zeit, bis der Biberexperte Ersatzteile beschafft hatte. "Er schaffte es tatsächlich, den Zaun zu durchbrechen, einen kräftigen Stamm aus unserer Hecke zu klauen, und einen weiteren anzufressen", berichtet Helmut Löffler fast schon anerkennend. "Außerdem hat er angefangen, die rot-weiße Draht-Isolierung anzufressen." Inzwischen ist der Zaun wieder "scharf" geschaltet. "Sollte es Justin seitdem noch mal versucht haben, hat er wahrscheinlich eine kostenlose Zahnsteinbehandlung bekommen", meint Löffler und nimmt es mit Humor.
Flussmeisterei passt auf
Es darf spekuliert werden, wann den Mitarbeitern der Flussmeisterei die Aktivitäten des Trebgaster Bibers wieder ein Dorn im Auge sind. Dann werden sie seine Arbeit, ohne ihn zu fragen, abermals vernichten.