Der letzte funktionsfähige Dampfkran Deutschlands steht in Neuenmarkt

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Jürgen Meserth demonstrierte den Besuchern, wie er mit dem Dampfkran Kohlen aufnimmt. Foto: Dieter Hübner
Jürgen Meserth demonstrierte den Besuchern, wie er mit dem Dampfkran Kohlen aufnimmt. Foto: Dieter Hübner

Seit 40 Jahren steht im Neuenmarkter DDM der letzte noch betriebsfähige Dampfkran in Deutschland. Zusammengebaut wurde er einst in Thurnau.

Mit dem extra für diesen Tag komponierten Marsch "Mit Dampf voran" hatte das Musikcorps des Bundesgrenzschutzes aus München am 10. Juni 1978 in Thurnau Tausende von Besuchern begrüßt, die auf das Gelände am ehemaligen Lokschuppen gekommen waren, um bei der offiziellen Übergabe eines Demag-Dampfkrans an das Deutsche Dampflok Museum in Neuenmarkt dabei zu sein. Auf den Tag genau 40 Jahre später erinnerte das DDM in einer kleinen Feierstunde an dieses Ereignis.

40 Jahre Dampfkran - auf den ersten Blick ist das eigentlich nicht so etwas Ungewöhnliches. Um das zu verstehen, muss man allerdings wissen, dass es sich dabei nicht um ein gewöhnliches Museumsstück handelt, wie die Zuhörer im DDM-Lokschuppen bei einem Vortrag von Roland Fraas zur Geschichte dieses Krans erfuhren.


Ein Alleinstellungsmerkmal


Es ist der einzige noch betriebsfähige Dampfkran in Deutschland und damit ein tolles Alleinstellungsmerkmal für das Neuenmarkter Museum.

Der Referent freute sich besonders über die Anwesenheit von Bernd Arnal, dem ersten Geschäftsführer des DDM. Der machte sich bereits 1975 - mit Rückendeckung durch die Gemeinde Neuenmarkt als damals alleinigem Träger - Gedanken, wie man das reine Dampflokmuseum auf eine etwas breitere Basis stellen könnte.

Auf dem Firmengelände eines Kieswerkes bei Breitengüßbach entdeckte Arnal im Gebüsch einen alten Dampfbagger. Die anschließende Bergung und der Transport nach Thurnau waren noch der geringste Aufwand. Denn dort begann 1976 erst die richtige Arbeit.


Der Zufall spielte mit


Bei der ersten Untersuchung im ehemaligen Lokschuppen stellte sich schnell heraus, dass sich der Oberwagen, der eigentliche Kranaufbau, in einem desolaten Zustand befand und nicht mehr zu sanieren war. Wieder kam Arnal der Zufall zuhilfe. Im Donauhafen von Deggendorf stand auf einem Ponton ein fast baugleicher Demag-Kran ohne ein entsprechendes Laufwerk, der auch als Bagger eingesetzt werden konnte.

Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der Wasser- und Schifffahrtsdirektion konnte der Dampfkran - Baujahr 1927 - , der kurz vorher außer Dienst gestellt worden war, nach Thurnau überführt werden.


Viele freiwillige Helfer


Dort angekommen, bestand die Kunst darin, die beiden vorhandenen Teile aus verschiedenen Modellreihen anzupassen und zusammenzuführen. Aber die vielen, meist noch jugendlichen, freiwilligen Helfer, die Bernd Arnal und Erwin Ullmann, einem Dampflokomotivführer, zu Seite standen, waren begeistert bei der Sache.

Roland Fraas, der 1974 als damals 15-Jähriger den Modelleisenbahnclub Münchberg mitgegründet hatte, erinnert sich: "Jeden Samstag stand vor dem Münchberger Bahnhof ein grüner VW-Bus, der uns nach Thurnau brachte, eineinhalb Jahre lang. In den Ferien blieben wir oft eine Woche dort. Übernachtet haben wir in einem Zimmer der alten Schule."

Die Mitglieder des MEC 01 Münchberg, des THW Kulmbach und des Round-Table-Clubs Bayreuth bohrten, schraubten, hämmerten und schweißten, was das Zeug hielt. Im September 1977 kam der spannende Moment, als der Oberwagen auf den Unterwagen montiert werden konnte.

Nach folgenden Wasserdruck- und Dampfproben machte der Kran im Januar 1978 seine ersten Zuckungen. Mit einem richtigen Volksfest, an dem auch alles, was damals in Wirtschaft und Politik in der Region Rang und Namen hatte, teilnahm, wurde am 10. Juni 1978 die Fertigstellung gefeiert.
Der Dampfkran wurde mit einem Tieflader nach Neuenmarkt transportiert und auf dem DDM-Gelände auf ein eigenes Gleis gesetzt. Derzeit ist er mindestens einmal im Monat für die Besucher im Einsatz.


Fahrt im Führerhaus


Nach einem Film von der Feier vor 40 Jahren in Thurnau hatten die Besucher Gelegenheit, den Dampfkran auf der Drehscheibe vor dem Lokschuppen und beim Kohlenfassen in Aktion zu bewundern.

Jürgen Meserth, der sich leidenschaftlich um den Kran kümmert, bot Interessenten anschließend die Gelegenheit, einmal im Führerhaus mitzufahren.