Der Instinkt des Herrn Bierhoff

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Oliver Bierhoff sorgt sich um die Zukunft des Fußballs. Foto: dpa
Oliver Bierhoff sorgt sich um die Zukunft des Fußballs. Foto: dpa

Bemerkenswert: DFB-Manager Oliver Bierhoff warnt vor einer maßlosen Kommerzialisierung des Fußballs. Dabei will die DFL gerade den Weltmarkt erobern.

Oliver Bierhoff ist ein Instinktmensch. Frag nach bei den Verteidigern seiner Zeit. Als Fußballer technisch keineswegs begnadet, war er doch gesegnet mit einem unglaublichen Torriecher. 104 Treffer in der italienischen Serie A und vor allem sein goldenes Tor im EM-Endspiel 1996 gegen Tschechien belegen dies.

Wenn also der heutige DFB-Manager Bierhoff nur halb so viel Instinkt hat wie der einstige Kicker Bierhoff, dann sollte man aufhorchen, wenn er warnt: "Ich mache mir schon ein bisschen Sorgen um den Fußball, weil man merkt, dass immer mehr (...) nur an die Profitmaximierung denken." Der smarte Herr Bierhoff sieht den Fußball sogar in einer ähnlichen Situation wie die der Banken vor der großen Krise 2005: "Irgendwann knallt es mal."
Hört, hört. Ausgerechnet der Manager des DFB spielt den Kronzeugen der Fußball-Basis, der die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs ein Gräuel ist?

Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die die Spiele der Bundesligen organisiert und vermarktet, schert man sich jedenfalls einen feuchten Kehricht um die Sentimentalitäten der Fußball-Romantiker. So hat die DFL erst dieser Tage ihre "globalen Wachstumsstrategie" vorgestellt. Dabei geht es vor allem darum, "die führende Rolle des deutschen Profi-Fußballs in Bezug auf Technologie- und Medien-Know-how weiter auszubauen und den weltweiten Vertragspartnern ganzheitliche Lösungen (...) anzubieten." Zu deutsch: Die DFL will nicht nur die Spiele ausrichten und die Rechte an ihnen verkaufen, sondern auch gleich die - richtigen - Bilder dazu liefern. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sagt: "Unser ganzheitlicher Ansatz deckt die gesamte Wertschöpfungskette eines Medienunternehmens ab: vom Design der Lizenzpakete über Übertragungstechnik bis hin zu Sonderformaten und begleitenden Marketingmaßnahmen über alle medialen Kanäle hinweg."

Wenn die DFL also den Profi-Fußball mehr und mehr zur inszenierten Show wie beim Wrestling trimmen will, dann könnte ein Bierhoff wieder mal den richtigen Riecher haben.