Die Bayerische Rundschau wirft einen Blick auf den Handwerksberuf, der vor allem wegen der Arbeitszeiten nicht gerade hoch im Kurs steht.
Weltweit leiden über eine Milliarde Menschen an Hunger. Darauf soll der Welternährungstag aufmerksam machen, der immer am 16. Oktober stattfindet. Zu den wichtigsten Lebensmitteln gehören Brot, Brötchen & Co., und Bäcker sind gefragte Handwerker, die dazu beitragen, die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. Doch um diese Zunft sieht es nicht besonders rosig aus, denn die Bereitschaft, diesen Beruf zu erlernen, hat in der Vergangenheit immer mehr nachgelassen - ebenso wie die Zahl der Betriebe stark gesunken ist.
Arbeitsbeginn mitten in der Nacht - auch an den Wochenenden -, wackelige Perspektiven wegen zunehmender Konkurrenz durch Discounter und ein unterdurchschnittlicher Gesellenlohn halten viele junge Leute davon ab, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Laut Innungsobermeister Ralf Groß haben im Landkreis Kulmbach heuer nur zwei Jugendliche eine Bäckerlehre begonnen.
Einer von ihnen ist Brian Weiß, der seit 1. September bei Margit Will in Marktleugast arbeitet.
Schon der Vater war Bäcker
Warum er ausgerechnet auf diese Weise seine Brötchen verdienen will? "Mein Vater hat auch Bäcker gelernt, und deshalb habe ich hier ein Praktikum und mehrmals Ferienarbeit gemacht", sagt der 16-Jährige, der in Gösmes wohnt und als Gastschüler die Berufsschule in Hof besucht. "Normalerweise müsste ich nach Kronach, aber nach Hof sind die Busverbindungen besser."
Margit Will, die noch einen jungen Mann im dritten Lehrjahr und einen Gesellen im ersten Jahr beschäftigt - Letzterer wurde 2015 als Lehrgangsbester ausgezeichnet - hat Brian Weiß zum 1.
September eingestellt: "Er kam immer wieder zu uns und will unbedingt diesen Beruf erlernen", freut sich die Konditormeisterin über das Engagement ihres Schützlings.
Gesetz regelt Arbeitsbeginn
Für den 16-Jährigen, der sich vorstellen kann, später in der Lebensmittelforschung zu arbeiten, beginnt der Tag laut Arbeitsgesetz um 5 Uhr. Erst wer 18 Jahre alt ist, darf früher in die Backstube. Von daher hat Brian Weiß von den 32 Brotsorten, die vom Betrieb Will im Jahresverlauf hergestellt werden, noch nichts mitbekommen. Denn die Brote, erläutert seine Chefin, werden bereits ab 1 Uhr früh produziert.
Zutaten abwiegen, die Brötchenanlage bedienen oder Plunderteilchen herstellen - das sind derzeit seine Hauptaufgaben in dem Marktleugaster Betrieb, in dem bis auf wenige Ausnahmen alle Teiglinge mit Mehl und Getreide aus der Region selbst hergestellt werden.
Ganz früh aufstehen - daran hat sich der junge Gösmeser schon gewöhnt. "Nachmittags wird eine Stunde geschlafen, gegen 21 Uhr gehe ich ins Bett", erzählt er. Sollten Brian oder seine jungen Kollegen einmal etwas vorhaben, können sie mit dem Verständnis ihrer Chefin rechnen.
"Die jungen Leute müssen auch mal Party machen. Da kann man sich schon absprechen", sagt Margit Will, derzufolge die Azubis keinesfalls am Sonntag arbeiten müssen.
Sie hat ihren Laden mit Café an diesem Tag zwar von 7 bis 10 Uhr geöffnet, für die Produktion steht ihr aber nur der Geselle zur Seite.
Schon Bewerbung für 2017
Im Gegensatz zu vielen ihrer Berufskollegen hatte die Konditormeisterin bislang keine Probleme, Lehrlinge zu finden. Selbst für 2017/2018 liegt schon eine Bewerbung vor. Margit Will: "Es gab eher Schwierigkeiten, die Auszubildenden zu behalten. Manche sind der Liebe wegen weggezogen, andere mussten aus gesundheitlichen Gründen aufhören."
Aufpassen muss Margit Will auf die Discounter, auch wenn die Konkurrenz auf dem flachen Land nicht so groß ist wie in der Stadt. Während aus den Automaten der Supermärkte Brötchen für 13 Cent plumpsen, könne ein Handwerksbetrieb nicht unter 30 Cent produzieren, betont die Konditormeisterin, und verweist auf die steigenden Lohn- und Energiekosten.
Der Marktleugaster Betrieb mit seinen Filialen in Stadtsteinach und Untersteinach ist aber eher eine Ausnahme, denn laut Innungsobermeister Ralf Groß "leidet das ganze Handwerk an Nachwuchsmangel - nicht nur die Bäcker".
Er wolle deshalb in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Bäckereimuseum im Kulmbacher Mönchshof für die 8. und 9. Klassen einen Schülerwettbewerb veranstalten, bei dem sich die Mädchen und Jungen mit einem Bäckergesellen an der Seite in dieser Handwerkskunst versuchen könnten.
"Vielleicht bekommt ja der eine oder andere Lust auf eine Ausbildung und bleibt hängen", hofft Groß auf einen Erfolg dieser Werbeveranstaltung für die Bäckerinnung. "Es gibt viele Vorurteile. Unser Beruf ist nicht so unattraktiv, wie mancher denkt."
Sorgen macht sich der Innungsobermeister auch angesichts der stark gesunkenen Zahl der Bäckereien.
Habe es in den fünfziger Jahren im Landkreis Kulmbach noch über 150 Betriebe gegeben, seien davon nur noch 18 übriggeblieben.
Dazu habe vor allem der Wegfall von Gesetzen wie das Nachtbackverbot und die Abschaffung des Ortsgewichts beigetragen. "So konnten die großen Unternehmen ab dem Jahr 1989 ihre Waren in ganz Deutschland ausfahren, und die kleinen Handwerksbetriebe wurden von den Filialisten überrollt. Die müssen sich in Berlin einmal etwas einfallen lassen. Wenn das so weitergeht, sind wir irgendwann nicht mehr in der Lage, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen", so Groß, dessen Credo lautet: "Es muss um jede Bäckerei gekämpft werden."
Seit sieben Generationen
Bei Margit Will, deren Betrieb seit sieben Generationen besteht, dürfte das für längere Zeit nicht notwendig werden.
Ihr Sohn Marius, der als Geselle zurzeit noch in Augsburg arbeitet, führt das Geschäft weiter - das steht bereits fest.
Folgende Betriebe sind in der Bäckerinnung organisiert:
Kasendorf
Bäckermeister Reinhard Müller, Marktplatz 22
Kulmbach
Bäckermeister Claus-Jürgen Dippold, Hauptstraße 15
Bäckerei Fuchs, Lichtenfelser Straße 50 B
Grünwehrbeck Betriebs GmbH, Weiherer Straße 30
Bäckerei Schaller, Fritz-Hornschuch-Straße 9, Langgasse 13, Kronacher Straße 6, Kronacher Straße 25
Bäckermeister Hans-Jochen Schoberth, Spitalgasse 5
Buchauer Holzofenbäckerei, Lichtenfelser Straße 48 und
Fritz-Hornschuch-Straße 9
Kupferberg
Bäckerei
Dumler, St.-Veit-Straße 3
Mainleus
Bäckermeister Günter Seuss, Alte Straße 9 und 11
Marktleugast
Bäckermeister Heinrich Herz, Marktstraße 10
Konditormeisterin Margit Will, Marktstraße 30
Rugendorf
Bäckerei Mario Spindler, Losau 39
Thurnau
Bäckerei Fuchs, Berndorfer Straße 16
Trebgast
Bäckermeister Reinhold Schwab, Lindau 53
Bäckermeister Wolfgang Sesselmann, Kulmbacher Straße 24
Wirsberg
Bäckerei-Konditorei Harald Hutzler, Schorgasttal 5
Wonsees
Bäckermeister Reinhold Dörfler, Marktplatz 5
Schleichers Backhaus, Am Marktplatz 12
Folgende Bäckereibetriebe gehören nicht der Innung an:
Himmelkron
Lanzendorfer Backparadies, Auweg 2
Kulmbach
Kreuzer's Backhäusla
Hohe Flur 1, Fritz-Hornschuch.Straße 9, Burghaiger Straße 36, Am Goldenen Feld 2, Hans-Herold-Straße 2, Burghaiger Straße 36
Stadtsteinach
Bäckerei Günther Kodisch, Hauptstraße 18
Wirsberg
Bäckerei Lerner, Cottenau 8 red