Am Freitag erhalten die bayerischen Schüler ihre Zwischenzeugnisse. Doch nicht überall.
Da ist er wieder, dieser Tag, dem manche Schüler ganz entspannt entgegengehen und andere schier verzweifeln lässt: Es gibt Zwischenzeugnisse. Wobei: Ganz richtig ist das nicht mehr, denn an vielen Schulen wurde der Klassiker bereits durch Alternativen ersetzt.
Seit dem Schuljahr 2014/2015 kann das klassische Zwischenzeugnis an bayerischen Grundschulen durch ein Lernentwicklungsgespräch ersetzt werden. "Die Entscheidung darüber, ob anstelle des Zwischenzeugnisses in den Jahrgangsstufen eins bis drei ein Lernentwicklungsgespräch geführt wird, trifft die Lehrerkonferenz im Einvernehmen mit dem Elternbeirat vor dem Schuljahr", erklärt Julia Graf, Pressesprecherin vom Bayerischen Kultusministerium.
Im Landkreis Kronach bieten die meisten Grundschulen das Lernentwicklungsgespräch an, so Schulamtsleiter Uwe Dörfer: "Es ist nicht verpflichtend; es ist lediglich eine Möglichkeit." Meistens werden diese Gespräche in der ersten und zweiten Klasse gemacht. Aber es gibt auch für die dritten und vierten Klassen die Möglichkeit. "Ab der dritten muss das Lernentwicklungsgespräch jedoch mit Noten versehen werden", erklärt Dörfer.
Wie läuft das ab?
"Du findest dich im Schulalltag gut zurecht? Du meldest dich oft und sagst Passendes zu unserem Thema?" - das sind nur zwei Punkte von einem üppigen Fragenkatalog, womit sowohl der Lehrer seinen Schützling als auch der Schüler sich selbst einschätzt. Mit Smileys oder kurzen Adjektiven - die Gestaltung macht jede Grundschule individuell - wird der Schüler dann bewertet.
In der Teuschnitzer Grundschule werden die Lernentwicklungsgespräche schon seit einigen Jahren durchgeführt. "Ich finde es schön, dass der Schüler im Mittelpunkt steht und dass man Eltern und Kind zusammen an einem Tisch hat", erklärt Kerstin Zapf, Rektorin der Grundschule Teuschnitz.
Zudem könne man im Lernentwicklungsgespräch alles detaillierter aufschlüsseln. "Die Zeugnissprache verstehen Kinder oft nicht. Die Gespräche haben wir so formuliert, dass die Schüler auch etwas damit anfangen können", meint Zapf. Am Ende des Gespräch setzen Lehrer und Schüler Ziele fest, die in den nächsten Wochen erreicht werden sollen. Kerstin Zapf habe nur positive Erfahrungen gemacht - Eltern, Schüler und Lehrer seien mit den Ergebnissen mehr als zufrieden. "Im Fokus steht die individuelle Situation des Kindes mit seinen Stärken, Schwächen und Entwicklungspotenzialen", erklärt Graf. Für sie und auch für Kerstin Zapf werden durch die Lernentwicklungsgespräche die Verbindung zwischen Schule und Elternhaus verstärkt.
Sondersituation in der 4. Klasse
In der vierten Klasse gibt es, was die Zeugnisse betrifft, noch eine Sondersituation. Die Schüler bekommen laut Uwe Dörfer in der zweiten Januarwoche einen Bericht über ihren Leistungsstand: die sogenannte Zwischeninformation, um zu sehen, wo der jeweilige Schüler steht. Das Zwischenzeugnis wird im Mai durch das Übertrittszeugnis ersetzt. "Das brauchen die Schüler, um sich an einer weiterführenden Schule anmelden zu können", erklärt Julia Graf.
In welcher Weise Eltern und Schüler in den weiterführenden Schulen Rückmeldung über den Notenstand bekommen, sei in der jeweiligen Schulordnung geregelt. "Grundsätzlich gilt, dass zum Ende des ersten Halbjahres Zwischenzeugnisse ausgestellt werden", erklärt Julia Graf. So wird das auch am Kaspar-Zeuß-Gymnasium in Kronach gehandhabt - für alle Klassen. Doch auch bei den weiterführenden Schulen gibt es Alternativen. In der Siegmund-Loewe-Realschule in Kronach gibt es heute für die fünften bis achten Klasse einen Zwischenbericht: Laut Schulleiter Uwe Schönfeld handelt es sich dabei um eine Gesamtübersicht der Noten. "Die Eltern haben die Möglichkeit, direkt nachzuvollziehen, wie sich die Endnote zusammensetzt." Die neunten und zehnten Klassen bekommen ein ganz normales Zwischenzeugnis, schließlich gehe es da schon um Bewerbungen.
Am Frankenwald-Gymnasium in Kronach läuft es ähnlich ab: Für die neunten und zehnten Klassen gibt es Zwischenzeugnisse; die Klassen fünf bis acht bekommen eine schriftliche Information zum Notenstand.
Auch an den Elternabenden gibt der Lehrer eine Notenübersicht heraus. "So werden die Eltern häufiger - mehr als zwei Mal - über die Einzelleistungen ihrer Kinder informiert", erklärt die Pressesprecherin des Kultusministeriums. So könne auf schlechte Noten früher reagiert werden.