Der Bürgermeister von Kronach macht sich bereits Gedanken, wo das Gebäude für die Beamtenfachhochschule entstehen könnte. Und der CSU-Kreisvorsitzende bringt ein Schulzentrum im Norden des Landkreises ins Gespräch.
Auch einen Tag nach der Kabinettsausschusssitzung in Kronach ist Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein noch voller Begeisterung: "Ich bin happy und glücklich." Doch diese Freude wirkt keinesfalls lähmend auf das Kronacher Stadtoberhaupt - im Gegenteil: Beiergrößlein macht sich bereits konkrete Gedanken, wo beispielsweise die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege angesiedelt werden könnte. "Wir sind mit der Liegenschaftsverwaltung in München in Kontakt. Wir brauchen die Ausmaße und die Quadratmeterzahl", betont der Bürgermeister mit Blick auf weitere Planungen.
Dass diese Schule aus seiner Sicht in der Kreisstadt angesiedelt werden soll, daran lässt er keinen Zweifel: "Die will ich in Kronach haben." Über erforderliche Flächen für einen Neubau hat sich Beiergrößlein bereits Gedanken macht und sieht zwei Möglichkeiten, eine davon im Bereich von
Fröschbrunn. "Da gibt es freie Flächen, die uns aber nicht gehören." Deshalb müssten Gespräche über einen Erwerb geführt werden.
Die favorisierte Variante ist für das Stadtoberhaupt allerdings eine andere: "Am Rande des LGS-Geländes gibt es bei den Kanzewitsch-Hallen Brachflächen, die größtenteils der Stadt gehören. Die würden sich gut eignen." Zunächst müssten jedoch die genauen Ausmaße des avisierten Baus in Erfahrung gebracht werden. Georg Köstner, zuständig für das Wirtschaftsmanagement in der Stadt Kronach, geht davon aus, eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern zu benötigen.
Wie stehen die beiden größten Parteien dazu? CSU-Kreisvorsitzender Jürgen Baumgärtner sieht die Fachhochschule ebenfalls in Kronach. Er bringt jedoch mit dem geplanten Maßnahmenpaket der Staatsregierung einen völlig neuen Aspekt ein.
"Wir haben jetzt die historische Chance, einen mehr als 30 Jahre alten Fehler zu korrigieren." Seiner Meinung nach war es damals nicht richtig, im Norden keine weiterführende Schule zu etablieren. Nun sieht er die Möglichkeit, "die gesamte Schullandschaft im Landkreis auf den Prüfstand" zu stellen.
Baumgärtner schwebt vor, im Landkreis-Norden ein Schulzentrum zu bauen, in dem man alle Schulabschlüsse bis hinauf zur allgemeinen Hochschulreife erwerben kann. "Wir haben jetzt wirklich die Chance, etwas Großes zu machen", ist der Kreisvorsitzender überzeugt. Natürlich müsste dem Ganzen ein Dialogverfahren vorausgehen, in das alle Beteiligten miteingebunden sind. "Lasst doch alle sachlich darüber reden", wirbt er für seinen Vorschlag.
Was das ganze geplante Maßnahmenpaket inklusive Ansiedlung der Demografiewerkstatt oder auch der Berufsfachschule für Hotel- und Tourismusmanagement betrifft, ist es Baumgärtner wichtig, dass der ganze Landkreis davon profitieren wird. Als mögliche Standorte bringt er dafür Teuschnitz oder auch das Obere Rodachtal ins Gespräch. Zunächst gelte es jedoch einen Prüfungsprozess zu starten, an dessen Ende man entscheiden könne.
"Ich schließe nie etwas aus", kommentierte der Kronacher Bürgermeister den Vorstoß Baumgärtners hinsichtlich eines Schulzentrums im Norden. Man müsse alle Möglichkeiten ausloten. "Alles andere gilt es zu besprechen." Dennoch versäumt es Beiergrößlein nicht, auf die gewachsenen Strukturen in Kronach zu verweisen.
Sollten ein Gymnasium und eine Realschule in der Kreisstadt wegfallen, könnte er sich wohl nur schwer damit anfreunden.
Verwerfungen befürchtet "Es ist nicht einfach, komplette Schulen zu verlagern. Das würde möglicherweise zu erheblichen Verwerfungen führen", glaubt SPD-Kreisvorsitzender Ralf Pohl. Was die Standorte künftiger Einrichtungen betrifft, muss man laut Pohl gut überlegen, wohin etwas kommt. Auch für ihn spricht in Bezug auf die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung vieles für Kronach. "Wir müssen die Kreisstadt stärken, aber es muss nicht alles in Kronach sein. Probleme gibt es im nördlichen und östlichen Landkreis. Das muss man berücksichtigen.
Es ist wichtig, dass der Landkreis in seiner Gänze profitiert." Grundsätzlich müsse geprüft werden, ob man nicht bestehende Gebäude nutzen kann, auch wenn man mit einem Neubau flexibler sei. In der Diskussion speziell um den Standort der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung müssen für Pohl besonders die Fragen der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auch der Unterkunftsmöglichkeiten beantwortet werden: "Das sind wichtige Punkte. Da sind wir gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen", betont Pohl.
Landrat Oswald Marr erklärt, dass über Standorte überhaupt noch nicht geredet worden sei. Allerdings stellt er unmissverständlich klar: "Das entscheidet der Freistaat." Man müsse nun sehen, welche Vorstellungen es in München gibt und inwieweit mit anderen Einrichtungen kooperiert werden muss.
"Die gesamte Infrastruktur spielt dabei eine Rolle", verdeutlicht der Landrat. Im Moment mit Nebelkerzen rumzustochern, hält er für völlig falsch. Was den Bau eines Schulzentrums im Landkreis-Norden betrifft, so müsste dies gut durchdacht und von langer Hand vorbereitet sein. An der Umsetzbarkeit äußert Marr Zweifel und spricht die erforderlichen Schülerzahlen an. "Man braucht eine zweizügige Klassenbildung. Dann stellt sich die Frage, wie weit der Schulsprengel gehen soll?" Marr glaubt, dass sich beispielsweise Pressiger beschweren würden, müssten sie künftig in den Norden und nicht mehr nach Kronach in die Schule. "Das ist nicht so einfach, wie man es sich auf den ersten Blick vorstellt."
Im Vorfeld will jeder nur das beste für die "Region", dann werden erstmal nur mündliche Zusagen gemacht und schon schaut jeder nur auf sich. Ohne die Zukunft zu kennen:Es wird wieder so lange diskutiert, bis keiner zufrieden ist. Verantwortungsvoll sieht anders aus!