Wir blicken in das Innere eines Banktresors

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Robert Porzelt öffnet ein leeres Fach im ausgedienten Tresorraum. Was hier mal lagerte, weiß er nicht. Foto: Hendrik Steffens
Robert Porzelt öffnet ein leeres Fach im ausgedienten Tresorraum. Was hier mal lagerte, weiß er nicht. Foto: Hendrik Steffens
Der "neue" Tresorraum von 1992 in der Hauptfiliale der Sparkasse Foto: Hendrik Steffens
Der "neue" Tresorraum von 1992 in der Hauptfiliale der Sparkasse Foto: Hendrik Steffens
 
Zu jedem Schloss zwei Schlüssel. Foto: Hendrik Steffens
Zu jedem Schloss zwei Schlüssel. Foto: Hendrik Steffens
 
Zwei Codes von zwei Mitarbeitern öffnen die Panzertür. Foto: Hendrik Steffens
Zwei Codes von zwei Mitarbeitern öffnen die Panzertür. Foto: Hendrik Steffens
 
Foto: Hendrik Steffens
Foto: Hendrik Steffens
 
Alles an dem Saferaum ist massiv. Foto: Hendrik Steffens
Alles an dem Saferaum ist massiv. Foto: Hendrik Steffens
 

Viele kennen Tresorräume nur aus Filmen. Über ihre wertvollen Inhalte kann spekuliert werden: Geld, Gold, Papiere? Wir öffnen die Panzertür.

Was in den Schließfächern hinter der silberfarbenen Metallfassade schlummert, bleibt anonym. "Selbst wenn ich wollte, könnte ich ihnen nichts darüber sagen oder davon zeigen", sagt Robert Porzelt, Gebietsdirektor der Sparkasse Kulmbach-Kronach. Zum Öffnen wäre neben seinem Schlüssel auch der des jeweiligen Schließfach-Mieters erforderlich. Diskretion steht an oberster Stelle in dem schwer gepanzerten Kellerraum unter der Hauptfiliale in Kronach.

Deshalb ist es auch nicht üblich, dass sich Reporter im Wertspeicher der Sparkasse umsehen. Im Safe der Hauptstelle ist nur ein kurzer Blick erlaubt - auf Wände aus gebürstetem Metall, das kühles LED-Licht reflektiert. Weil allerdings die Zweigstelle am Kronacher Bahnhof nicht mehr in Betrieb ist, dürfen im dortigen Tresorraum von 1957 Detailfotos gemacht werden.

Nur zu Dritt kommt man hinein

Im Keller der ausgedienten Filiale stoppt Porzelt vor einer dicken Panzertür, die offen steht. "Es bräuchte normal drei Mitarbeiter, damit sie hier durchkommen", sagt er. Mit Dienstbeginn tippten zwei Mitarbeiter der Bank je einen eigenen Code ein und ein Dritter hatte den Schlüssel für das hinter der Panzertür liegende, schwere Gitter. Dass hier jemand unbemerkt hereinkommt - Eindringling wie Angestellter - scheint unmöglich. Ein Zeitschloss sorgt zudem in jedem Banktresor dafür, dass dieser zwischen Feierabend- und Dienstbeginn nicht geöffnet werden kann - mit keinem Code oder Schlüssel der Welt. Beruhigend: In mehr als 30 Jahren, die Robert Porzelt für die Sparkasse arbeitet, hat er nie erlebt, dass jemand unerlaubt in einen Tresorraum eindrang.

In dem ausgedienten Sicherheitsraum reihen sich 500 unterschiedlich große weiße Fächer mit goldfarbenen Beschlägen aneinander. Was hier wer aufbewahrte, wissen nur die Kunden selbst. "Wir prüfen die Identität der Leute und dokumentieren, wer wann zu welchem Safe Zugang hat", sagt Porzelt. Ob dann Goldbarren, Schmuck, Dokumente oder ein altes Foto von den Lieben eingeschlossen wird, bleibt anonym.

Der Reporter fühlt sich an Filmszenen von Millionären in Schweizer Privatbanken erinnert. Mit dem Unterschied, dass in Kronach jeder so ein Schließfach haben könnte: Für eine Gebühr von wenigen Euro im Jahr können persönliche Schätze in den diebstahl-, feuer- und wasserfesten Sicherheitsräumen der Sparkasse verwahrt werden.

Wenn ein Schlüssel verloren geht

Selbst wenn ein Kunde seinen Schlüssel zum Schließfach verliert, muss er nicht fürchten, bestohlen zu werden. Erstens gibt es den Identitäts-Check vor Betreten des Tresors. Zweitens sind die Schlüssel kaum zuzuordnen: "Nur die Fachnummer steht drauf", sagt Porzelt; kein Bankname oder Hinweis. Und wenn ein Kunde ohne Angehörige verstirbt? Die Kreditinstitute sind dazu verpflichtet, ein Schließfach beim Finanzamt zu melden. Gibt es keine Erben, erbt der Staat. Porzelt weist auf eine Dose mit Waffenöl. Bei Schlössern, die lange nicht geöffnet wurden und klemmen, kommt es zum Einsatz.

Neben den Kundenschätzen werden in dem gepanzerten Herz der Bank auch die Bargeldbestände des Instituts gelagert. Genauer gesagt in einem zweiten Safe im Safe. Eine Zählmaschine für Banknoten weist in dem alten Tresor noch darauf hin. Wie hoch die vorgehaltenen Beträge für das Tagesgeschäft waren, verschweigt Porzelt: "Aber längst nicht so hoch, wie die meisten denken." Illegale Aktivitäten, selbst wenn erfolgreich, wären also wenig lukrativ gewesen. Porzelt lächelt und tippt auf die schwere Tür von 1957, die 58 Jahre dicht hielt.