Wie geht es weiter bei Loewe?

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Mark Hüsges Foto: Ronald Rinklef
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Loewe Foto: Ronald Rinklef
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Loewe Foto: Ronald Rinklef
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Seit knapp vier Monaten hat Loewe einen neuen Eigentümer und schon bald steht die Internationale Funkausstellung an, auf der man punkten will und muss. Wir haben mit Mark Hüsges, einem der beiden neuen Gesellschafter, gesprochen, wie es mit dem Fernsehgerätehersteller weitergehen wird.

Herr Hüsges, die letzte Nachricht, die es über Loewe gab, war die, dass weniger Mitarbeiter entlassen werden sollen, als zunächst angenommen. Eine erfreuliche Nachricht, nach vielen schlechten im vergangenen Jahr. Wie kommt es dazu?
Wir haben immer gesagt, dass wir am Standort Kronach und dem Label "made in Germany" festhalten möchten. Aber es ist in der ersten Phase nicht ganz einfach, zu eruieren, wie die Wertschöpfungskette in Zukunft erneuert werden soll. Wir haben ja schließlich auch gesagt, dass wir mit einem etwas anderen Modell in Zukunft weitermachen müssen. Nichtsdestotrotz wird es so sein, dass die Produkte "made in Germany" sein werden und wir uns dazu entschieden haben, die verschiedenen Baureihen komplett in Deutschland zu fertigen.

Wie viele Mitarbeiter wird es nun trotzdem treffen?
Wie viele von den Mitarbeitern, die wir ursprünglich in die beiden Transfergesellschaften übertragen hatten, genau übernommen werden können - da möchte ich mich noch nicht festlegen.

Auch nicht grob - sprechen wir von zehn oder von 100?
Wir haben natürlich Vorstellungen, aber da die Gespräche noch nicht abgeschlossen sind und es um Personen geht, möchte ich es erst dann verkünden, wenn die Entscheidung endgültig getroffen ist. Ich will natürlich Hoffnung machen, ich bin auch überzeugt, dass es Grund zur Hoffnung gibt. Es wird auch in Zukunft so sein, dass es die Möglichkeit für Mitarbeiter gibt, die heute vielleicht noch nicht bei denjenigen dabei sind, die übernommen werden, wieder einen Weg zurück zu Loewe zu finden - wenn sich die Geschäftsentwicklung weiter so vollzieht, wie wir uns das wünschen.

Reichen die Entlassungen aus, um die erforderlichen Kosteneinsparungen zu erzielen? An welcher anderen Stelle kann man noch einsparen?
Nun, das Modell ist ja ein anderes als bisher. Wir entwickeln Fernsehgeräte mit Partnern. Wir haben eine Wertschöpfungskette, die etwas anders aussieht als in der Vergangenheit, das bezieht sich auf verschiedene Bauteile, die in den Fernseher hineinkommen. Und so haben wir - im Rahmen dieser Partnerschaften - auch eine ganz andere Kostenstruktur als in der Vergangenheit. Insofern können Kosteneinsparungen nicht nur dadurch erzielt werden, dass man Mitarbeiter entlässt, sondern wir müssen unser Geschäftsmodell so solide aufbauen, dass sich die Fixkosten auf einen immer größeren Umsatzanteil verteilen.

Die Lohnkosten waren auch immer wieder mal ein Thema. Wird weiterhin nach Tarif bezahlt werden?
Ja, wir halten an den Tarifverträgen fest.

Sie haben gesagt, Sie halten auch am Standort Kronach fest. Welche Vorteile bietet der denn im Vergleich zu Billig-Produktionsländern beispielsweise in Asien?
Wir werden weiterhin Premiumprodukte herstellen und da sind wir absolut der Überzeugung, dass das Label "made in Germany" in der Welt als Verkaufsargument zieht. Zu recht auch, weil aus diesem Land einfach hochwertige Produkte hervorgehen.

Als Flaggschiff will Loewe auf der Internationalen Funkausstellung im September einen Fernseher mit gebogenem 65-Zoll-Bildschirm ins Rampenlicht rücken. Dass man nach der Zitterpartie im vergangenen Jahr, Lieferengpässen und Produktionseinschränkungen sowie der erst im Frühjahr erfolgten Übernahme durch Stargate Capital nun schon im Herbst ein solches Produkt präsentieren wird, hätte wohl kaum einer gedacht. Wie ist das in so kurzer Zeit gelungen?
Was während der gesamten Krise und für uns von Anfang an im Vordergrund stand, war, dass das Thema Entwicklungsarbeit weitergeht. Hier kann man sich keine großen Lücken erlauben, man muss an den Themen dran bleiben. Das hat Loewe immer getan, ist historisch schon immer ein sehr innovatives Unternehmen. Und diese Kernkompetenzen, gerade im Bereich Design und technische Entwicklung, hat Loewe nicht verloren, die werden weiter im Vordergrund stehen. Der 65-Zoll-Fernseher ist Markenbotschafter, ein Leuchtturm. Viel interessanter ist aber, dass es Loewe gelungen ist, in der schwierigen Phase komplett auf eine neue Produktgeneration umzuschwenken, nämlich auf die UHD-Technologie, auch bekannt als 4K-Technologie. Ich bin überzeugt, dass wir mit den Produkten, die wir entwickelt haben, tatsächlich auf der IFA punkten werden.

Das heißt, Sie freuen sich auf die IFA?
Wir freuen uns sehr darauf, wir glauben, dass sie auch einen Wendepunkt darstellt und dass wir die neue Loewe dort in den Vordergrund stellen können. Wir sind aber auch von den Produkten überzeugt, die wir heute verkaufen, die noch aus der alten Loewe stammen.

Was erhoffen Sie sich von der Funkausstellung?
Es geht unter anderem um die Wahrnehmung unseres Unternehmens. Es ist ganz interessant, dass Loewe auch während der Krise im Ausland ganz gute Geschäfte gemacht hat. In Deutschland ist unsere Präsenz natürlich von der negativen Presse beeinflusst gewesen. Wir hoffen, dass mit dem Zeitpunkt der Übernahme die klare Zukunftsorientierung der Gesellschaft in den Vordergrund gerückt ist. Die IFA wird uns aber nochmal die Möglichkeit geben, das mit einem komplett neuen Produktportfolio zu unterstreichen.

Der Fernseher mit gebogenem Bildschirm wird für eine erfolgreiche Zukunft aber alleine wohl nicht ausreichen. Wie will sich das Unternehmen denn künftig ausrichten?
Wir werden insgesamt vier Produktlinien auf der IFA vorstellen, mit bekannten Namen. Eine wird die Linie "Art" sein, als Einstiegs-Produktlinie. Doch auch hier werden bereits eine tolle Designsprache und eine hohe Funktionalität im Vordergrund stehen. Wir werden schon in dieser Produktlinie Alleinstellungsmerkmale vorstellen können.
Darauf aufbauend präsentieren wir die Produktlinie "Connect". Wie der Name schon sagt, steht der "Connect" für Verbindung, für den Netzwerkgedanken, den wir auch in Zukunft noch wesentlich stärker spielen möchten. So können Sie beispielsweise, während Sie ein Programm anschauen, zwei weitere mit dem integrierten Festplattenrekorder aufnehmen, also sich insgesamt drei unterschiedliche Programme gleichzeitig erschließen. Und die Verbindung zu Smartphone und Tablet, die es heute ja schon gibt, wird weiter ausgebaut, dass man beispielsweise mit dem Smartphone von unterwegs aus das Home-Entertainment-System programmieren kann. Die dritte Linie ist die des "Reference". Das ist ein ganz besonders hochwertig verarbeitetes Gerät, ein Kunstwerk. Die vierte Linie ist das bereits angesprochene Curved-Produkt, das wir "Masterpiece" nennen werden. Das hat natürlich einen gewissen Leuchtturmcharakter, ob die Curved-Technologie aber in Zukunft wirklich diese Breitenwirkung haben wird, das muss man mal abwarten. Was wir darstellen wollen, ist, dass wir das können, ob es den Schwerpunkt unseres Umsatzes nachher ausmacht, muss man sehen. Wir wollen mit allen Produktbereichen Akzente setzen.

Sie setzen also weiter auf Premiumprodukte. Was macht Sie so sicher, dass das der richtige Weg ist?
Dass die Leute weiterhin Premium kaufen - nicht nur in Deutschland, sondern global -, davon sind nicht nur wir überzeugt, das ist einfach eine Tatsache. Es wird Leute geben, die ein sehr sehr günstiges Fernsehgerät kaufen wollen, das ist ja auch nachvollziehbar und auch nicht verwerflich. Es wird Leute geben, die werden solche Geräte dann nach kürzester Zeit wieder gegen einen neueren technischen Stand austauschen. Und es wird Leute geben, die wollen sich in ihrer Wohnumgebung mit hochwertigen Produkten umgeben. Und diese Leute wollen wir bedienen. Das heißt aber auch, man muss diese Hochwertigkeit durch Materialität, aber auch durch eine Zukunftssicherheit rechtfertigen. Dazu gehört auch, dass wir in der Lage sind, Software-Updates anzubieten. Das wird ein Markt für uns sein, damit ein Loewe. Kunde viele Jahre Freude an seinem Produkt hat und dieses stetig erweitern kann.

Welchen Zeitpunkt hat man sich gesetzt, bis das Konzept greifen muss?
Wir haben in den ersten Monaten Versorgungsprobleme in unserer Fertigung gehabt und sind jetzt wieder so weit, dass wir wieder voll lieferfähig sind. Die erste Stabilisierungsphase des Unternehmens ist also geglückt. Dass die Produkte, die wir zur IFA vorstellen und die sukzessive zum Ende des Jahres auf den Markt kommen, erfolgreich sein werden, davon sind wir absolut überzeugt. Insofern machen wir uns jetzt schon Gedanken, wie die nächste Generation aussieht. Wir werden uns mit dem Erreichten nicht zufrieden geben, sondern an der nächsten Fernseh-Generation schon konkret arbeiten, wenn die aktuelle gerade erst ganz neu am Markt ist. Wir haben das IFA-Motto "never stop beginning" ausgerufen und daran wollen wir auch festhalten.

Da gibt es noch die Kooperation mit Hisense. Wie läuft die Zusammenarbeit bisher?
Das ist eine Kooperation von mehreren. Die Zusammenarbeit mit Hisense im Speziellen funktioniert sehr sehr gut. Es geht dabei nicht darum, gemeinsam Fernseher zu bauen - ein Loewe-Fernseher ist ein Loewe-Fernseher und ein Hisense ein Hisense. Es gibt aber Bereiche, in denen unsere kombinierten Mengen uns Vorteile bringen in der Entwicklung und natürlich auch im Einkauf. Es ist aber eine rein operative Zusammenarbeit ohne finanzielle Beteiligung.

Hüsges, Levin, Rickmeyer, Harsch in der Führungsriege bei Loewe gibt es viele Namen. Wer ist wofür zuständig?
Es gibt noch mehr Namen, wir sind ein großes Team. Es gibt vor allem auch noch den Namen des Herrn Pedersen, der Mitgeschäftsführer im Unternehmen ist. Herr Levin und ich sind die Gesellschafter des Unternehmens und wir haben von Anfang an gesagt, dass wir sehr aktiv sein werden, uns tagtäglich in die Geschäftsführung einbringen. Herr Rickmeyer, der ja auch als Restrukturierungsexperte geholt wurde, wird das Unternehmen Ende des Monats verlassen, aber uns hoffentlich in beratender Funktion verbunden bleiben. Und Herr Harsch ist weiterhin Teil des Managementteams.

Sie hatten schon länger Interesse an Loewe. Was reizt Sie an dem Unternehmen?
Ich bin dem Unternehmen seit sehr langer Zeit verbunden. Ich war als Investmentbanker schon beim Börsengang von Loewe beteiligt und habe seitdem immer das Geschick der Firma aktiv und mit großem Interesse verfolgt. Es gab großartige Jahre, aber es gab eben auch immer wieder Phasen in der Vergangenheit, in denen das Unternehmen in Schwierigkeiten geraten ist. Das lag vor allem daran, dass es auf Grund der Größe des Unternehmens nicht immer gelungen ist, sich schnell einer neuen Marktentwicklung anzupassen. Das, glaube ich, kann man in Zukunft noch besser machen und daran wollen wir arbeiten. Aber unser grundsätzliches Interesse an Loewe - auch mein persönliches als Kunde - ist, dass eine Marke wie Loewe weiter ein Bestandteil in unser aller Leben sein soll.

Sie haben in einem Interview gesagt, Sie wollen Loewe langfristig profitabel restrukturieren, nicht nur die Braut hübsch schminken und dann mit der Mitgift wieder verschwinden. Die Tatsache, dass die Stadt in die Loewe-Gebäude investiert hat, hat bei manchem letzteren Eindruck aber erweckt.
Wir haben von Anfang an den Standort Kronach nicht in Frage gestellt. Wir sind nicht darauf spezialisiert, in Immobilien zu investieren. Wir investieren in Unternehmen. Letztendlich ist das Thema Immobilienfinanzierung ein separater Baustein und der wurde im Rahmen dieser Transaktion - und da bin ich sehr dankbar darüber - derart gelöst, dass die Stadt Kronach sich daran beteiligt hat und ich bin davon überzeugt, dass das für Kronach die richtige Entscheidung war. Das hat aber überhaupt nichts mit der langfristigen Orientierung des Unternehmens hier am Standort zu tun.

Was war denn Ihr erster Fernseher?
Der erste Fernseher, den meine Eltern hatten, war, glaube ich, ein Telefunken, auf dem ich bewusst meine erste Fußball-WM, 1974, angeschaut habe. Der erste Fernseher, den ich aber selbst gekauft habe, war tatsächlich ein Loewe, ein Calida.

Und was haben Sie heute für einen Fernseher zuhause?
Heute habe ich einen Loewe Reference zuhause.

Bleibt Ihnen überhaupt Zeit zum Fernseh schauen?
Es bleibt natürlich auch bei mir mal Zeit zum Fernsehschauen. Ich halte es auch immer noch für eine der sehr angenehmen entspannenden Tätigkeiten am Abend.