Unterrodacher folgte dem Ruf der Berge

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Bei Führungen mit Skiern für Berghochtouren ist Markus Fleischmann gefragter Spezialist. Fotos/Repro: K.- H. Hofmann
Bei Führungen mit Skiern für Berghochtouren ist Markus Fleischmann gefragter Spezialist.  Fotos/Repro: K.- H. Hofmann
Furore machte Markus Fleischmann mit einer spektakulären und nicht ungefährlichen Rettungsaktion eines Plüsch-Frosches.Repro: K.-H. Hofmann
Furore machte Markus Fleischmann mit einer spektakulären und nicht ungefährlichen Rettungsaktion eines Plüsch-Frosches.Repro: K.-H. Hofmann
 

Markus Fleischmann hat seine alpine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Er hat eine Berg- und Kletterschule und ist Ausbilder beim Alpenverein.

Markus Fleischmann ist im Flößerdorf Unterrodach aufgewachsen. Schon bald folgte er aus dem Rodachtal dem Ruf der Berge. Die Alpen wurden für den heute 42-Jährigen zum beruflichen Umfeld und zu seiner zweiten Heimat.

Obwohl er als erfahrener Bergführer viele ernste und spannende Momente in den Bergen erleben konnte, fällt ihm an erster Stelle eine wirklich lustige Begebenheit ein, die ihm sogar Nachrichten in allen Zeitungen, aber auch im Rundfunk und Fernsehen einbrachte und ihn in ganz Deutschland bekannt machte. Schmunzelnd erzählt er von der damaligen, zwar heiklen, aber am Ende gut ausgegangenen Bergrettungsaktion, die sich im Nachhinein sogar lustig anhört. Seine Rettungsaktion für einen Frosch ging durch die Medien.

Ein Frosch wird aus der Schlucht gerettet

Hintergrund war, dass ein Ehepaar aus Gröbenzell bei Fürstenfeldbruck bei einer Bergtour im Wilden Kaiser auf dem Gipfel in 2192 Meter Höhe sein Lieblingskuscheltier und Talisman, einen Plüsch-Frosch, verloren hat. Bergführer Markus Fleischmann seilte sich in die Hunderte Meter tiefere Bergschlucht ab und holte den abgestürzten Frosch in einer über siebeneinhalb Stunden andauernden Rettungsaktion wieder zurück, um ihn dem überglücklichen Ehepaar zu überreichen.

"Das war eine lustige Aktion und ich hatte im Nachhinein meinen Spaß daran, wenn auch natürlich diese Rettung gefährlich war", erzählt Markus Fleischmann heute schmunzelnd. Seine täglichen Einsätze machen ihm zwar sehr viel Freude, aber sie sind meist spannender und mit ernsterem Hintergrund als die Frosch-Rettungsaktion.

Schon als Jugendlicher beim Alpenverein

Die Bergwelt hat es ihm schon seit seiner Kindheit angetan. Als Jugendlicher wurde er Mitglied im Deutschen Alpenverein, Sektion Kronach Frankenwald (DAV). Heute ist der Diplom-Geograph Markus Fleischmann staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und hat seinen Wohnsitz in München.

Fleischmann besuchte nach dem Abitur am Frankenwaldgymnasium Kronach zunächst die Siemens-Technik-Akademie in München und war anschließend ein Jahr bei Infineon tätig. "Bald habe ich aber gemerkt, dass dies nicht mein Traumberuf und Lebenstraum ist." Deshalb kündigte er und schrieb sich an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München zum Geographiestudium ein. Noch im selben Jahr nahm er am ersten Eignungstest zum Bergführer teil. "Die Bergwelt fasziniert mich seit meiner Kindheit. Durch meinen Opa bin ich bereits im Kindesalter zum Klettern und in Kontakt mit Bergen gekommen und dies wurde dann in der Jugend immer stärker", sagt Fleischmann.

Schlüsselerlebnis im Lesachtal

Ausschlaggebend für seinen Drang, die Bergwelt zu erkunden und zu seinem Lebensziel zu machen, war ein Bergurlaub mit seinen Eltern im Kärntner Lesachtal, da war er 16 Jahre, erinnert sich der mittlerweile erfahrene Bergführer. "Ein Sohn unserer Wirtsfamilie war Bergführer und nahm mich auf eine alpine Mehrseillängentour mit. Das hat mich so begeistert, dass ich mich dem DAV der Sektion Kronach/Frankenwald in meiner Heimat anschloss", berichtet er weiter.

Die erste Hochtour am Gran Paradiso

Gerne erinnert er sich noch an eine seiner ersten Hochtouren als Jugendlicher beim DAV Kronach/Frankenwald. Eigentlich sollte es zum Mont Blanc gehen, doch wegen zu heftiger Schneefälle bestieg man den Viertausender Gran Paradiso in den italienischen Alpen. Fleischmann beschreibt das so: "Die Gipfeletappe dauerte für mich gefühlt viele, viele Stunden, der Rucksack war gefühlt doppelt so schwer wie ich selbst, die Luft gefühlt so dünn, wie sie auf einem 8000er sein musste, und als wir endlich oben ankamen, war ich total platt", seufzt er heute noch. "Der Abstieg dauerte gefühlt wieder viele, viele Stunden, abends auf der Hütte habe ich damals zwei oder drei Schnitzel mit Nudeln verdrückt und war dann noch platter, aber mächtig stolz", sagt er mit einem Lächeln.

Wieder zurück im Frankenwald gab es ein paar Wochen später ein kleines Nachtreffen. Es gab Bilder von der Tour und für jeden Teilnehmer eine Urkunde über die Besteigung des Gran Paradiso. Sie hängt heute noch in Unterrodach im Haus meiner Eltern.

Seine DAV- Zeit war zunächst ehrenamtlich geprägt, heute bildet sie den beruflichen Schwerpunkt. Seit dem Jahre 2008 besitzt Markus die Qualifikation eines staatlich geprüften Berg- und Skiführers und gründete anschließend die Münchner Berg- und Kletterschule "Bergprojekt". Parallel ist er seit über 15 Jahren freiberuflich in verschiedenen Bundeslehrteams des DAV und der JDAV (Jugendverband des DAV) tätig und hatte hier inzwischen schon manchen Kronacher als angehenden DAV-Trainer in Ausbildung.

Im Herbst vergangenen Jahres wurde er schließlich vom Bundesverband des DAV in München fest übernommen und ist heute Ausbildungsleiter der bundesweiten Trainer- und Übungsleiterausbildungen des DAV im alpinen Bereich im Sommer und Winter. Jetzt heißt es also, die Trainerausbildungen inhaltlich weiterzuentwickeln, fachlich bundesweit und international zu koordinieren sowie zwei große DAV-Lehrteams (Bergsteigen und Ski Alpin) zu leiten. Auch in der Ausbildungskommission der deutschen Bergführer hat er nun seinen Platz.

Vierjährige Tochter klettert schon

"Als Bergführer bin ich natürlich weiterhin draußen im Praktischen tätig, vorwiegend im Kurswesen. Und dann ist da noch die Familie, welche natürlich auch ihre Zeit benötigt und bekommt. Keine ganz leichte Aufgabe in Zeiten von Corona", sagt er nachdenklich. Erleichtert fügt er hinzu, dass seine große Tochter (4 Jahre) immerhin schon Ski fahren und klettern kann.

Zum Schluss weist Markus Fleischmann noch darauf hin, dass im Herbst ein neues Lawinenbuch erscheinen wird, bei dem er als Mitautor mitgewirkt hat. Das Buch "Lawinen", welches die Autoren Jan Mersch, Markus Fleischmann und Helmut Mittermayer verfasst haben, beschäftigt sich mit dem Erkennen von Lawinen, der Risikobeurteilung, der Unfallvermeidung, Schlüsselfähigkeiten und richtigen Strategien der angewandten Lawinenkunde und Lawinenrettung, denn Markus Fleischmann hat langjährige Erfahrung im Lawinenwarndienst in Tirol und in der Alpinen Beratung der DAV Sektion München.