Die genauen Ergebnisse veröffentlicht das Landesamt für Umwelt allerdings erst gegen Ende des Jahres.
So hatten sich die Forscher das wohl nicht vorgestellt. "Eigentlich ist die Ködeltalsperre ja als Referenzgewässer ausgewählt worden, von dem man sich erhofft hat, dass man nichts findet", erinnert sich Gabriele Trommer, die als Gewässerbiologin im Kronacher Wasserwirtschaftsamt arbeitet. Knapp vier Jahre ist es mittlerweile her, dass Tierökologen der Universität Bayreuth im Rahmen eines Forschungsauftrages der bayerischen Umweltverwaltung Proben von vier bayerischen Flüssen und fünf Seen entnahmen. Ihr Ziel: Herausfinden, ob in den Gewässern sogenanntes Mikroplastik (Plastikpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind) nachweisbar ist. Ist es. In allen!
Zwar liegen zu den Fließgewässern inzwischen detaillierte Ergebnisse vor
(hier können Sie sich die Studie als PDF-Datei herunterladen), zu den Seen allerdings noch nicht - und damit auch nicht zur Trinkwassertalsperre Mauthaus, wie die Ködeltalsperre offiziell genannt wird. "Hier sind die Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen, und die Ergebnisse müssen erst noch validiert werden", erklärt ein Pressesprecher des bayerischen Landesamts für Umweltschutz (LfU). Vorgesehen sei es, die Ergebnisse gegen Ende des Jahres in einem "Seenbericht" zu veröffentlichen.
Eine große Lebensdauer
Gabriele Trommler ist schon gespannt darauf, was darin dann zu lesen sein wird. Bisher weiß sie nämlich nur, dass Proben entnommen worden sind. Fällt das Resultat aber ähnlich aus wie der Fluss-Bericht, dürften sie und ihre Kollegen noch einmal aufatmen. So belastet wie die Meere sind die bayerischen Fließgewässer demnach nämlich längst nicht. In den Flüssen schwimmt in etwa soviel Plastik wie übrig bleiben würde, wenn eine Badewanne erst mit einem Plastikschwamm geputzt und anschließend ein Bad eingelassen wird. "Es ist aber leider nicht mehr ungewöhnlich, dass Mikropartikel in Gewässern nachgewiesen werden", weiß Trommer.
Als Abrieb von Kleidungsstücken oder Plastikgeschirr gelangen die Partikel ins Abwasser, sie können von den Kläranlagen aber nicht abgebaut werden. "Weil Plastik eine Lebensdauer von Hunderten von Jahren hat", erklärt die Gewässerbiologin. "Da reicht ein Kläranlagenzyklus bei Weitem nicht aus."
Auch Vögel seinen daran beteiligt, dass die zum Teil nur wenige Mikrometer großen Teile ins Wasser gelangen. "Die nehmen das Plastikmaterial irgendwo auf, und schon enthalten deren Hinterlassenschaften Mikroplastik." Weil der Stausee in einem großen Wasserschutzgebiet liegt, das vorwiegend mit Wald umgeben ist, geht Markus Rauh, Verbandsdirektor der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) davon aus, dass die bei Nordhalben ermittelten Werte "deutlich unter denen der anderen Standorte" ausfallen werden. "Wenn Partikel in den See gelangen sollten, dann in erster Linie über die Luft."
Keine Veränderung
Rückschlüsse auf das Trinkwasser, das die FWO in der Ködeltalsperre entnimmt, ließen sich aus der noch fertigzustellenden Studie allerdings nicht ziehen, betont der LfU-Sprecher. Um eine gleichbleibende Wassertemperatur und -qualität zu gewährleisten, entnehme die FWO das Trinkwasser in weiter Tiefe, erklärt Rauh. Und gebe es dort tatsächlich noch Plastikpartikel, blieben diese spätestens am zweiten Filter hängen.
Davon ist auch die Expertin des Wasserwirtschaftsamts überzeugt. "Wegen der Filter hat das Mikroplastik auf das Trinkwasser keine Auswirkung!", sagt Trommer. Es habe die gleiche Größe wie die Schwebstoffe, die standardmäßig aus dem Trinkwasser herausgefiltert werden und bleibe somit einfach in den Filtern hängen - ebenso wie die Planktonorganismen, die im Wasser der Ködeltalsperre vorkommen. "Die untersuchen wir jedes Jahr, und haben bislang noch keine Veränderung festgestellt."
Was der Unterschied zwischen Makro- und Mikroplastik ist, wieviele Tonnen Plastikteile in den Weltmeeren schwimmen sowie einen Kommentar von unserem Redakteur
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Angesichts der Größenordnungen von Plastik-Partikeln im Nano- und Mikrometerbereich ist der Hinweis auf den „zweiten Filter“ schlichtweg nichts als verharmlosende Augenwischerei!
• Denn laut „www.wassertest-online.de/blog/mikroplastik-im-leitungswasser“ kann Mikroplastik bis dato nicht absolut aus dem Wasser herausgefiltert werden:
„Die mikroskopisch kleinen Teilchen passieren auch die feinsten aktuell bekannten Wasserfilter und gelangen so quasi unaufhaltsam immer wieder in den Wasserkreislauf und schlussendlich auch in unser Trinkwasser.“
• Überall auf der Welt ist Leitungswasser durch Mikroplastik verunreinigt; (Spitzenreiter sind die USA, wo 94 Prozent der Proben Mikrofasern enthielten: Proben wurden hier beispielsweise im Kongressgebäude, dem Hauptbüro der Umweltbehörde und im Trump Tower in New York entnommen.)
• Beim Leitungswasser in europäischen Ländern, darunter Großbritannien, Deutschland und Frankreich wurden auch hier in 72 Prozent der Fälle Mikropartikel nachgewiesen.
[Quelle: https://www.shz.de/deutschland-welt/panorama/unsichtbares-plastik-die-gefahr-im-leitungswasser-id17757631.html (6.09.2017)]
• Und das beispielsweise für Untersteinach zuständige analytische Untersuchungslabor ’analab’ untersucht unser Trinkwasser jedenfalls nicht auf Mikroplastik.
• Statt den Vögeln die Mikroplastik-Verschmutzung in die Federn zu schieben sollte Herr FWO-Verbandsdirektor Markus Rauh lieber offenbaren, ob wenigstens das Fernwasser seines Unternehmens, das beim Verbraucher aus dem Hahn kommt, auf Mikroplastik untersucht wird – und wenn ja: mit welchem Ergebnis?
Neben zahlreichen weiteren Ursachen tragen übrigens auch Reifenabrieb und aller möglicher Feinstaub zu dieser Art der Wasserverschmutzung bei.