Störfeuer aus Kulmbach sorgt für Kopfschütteln

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Die Fachschule für Tourismus und Hotelmanagement wird an der Kronacher Berufsschule eine neue Heimat finden. Foto: Archiv/Alexander Löffler
Die Fachschule für Tourismus und Hotelmanagement wird an der Kronacher Berufsschule eine neue Heimat finden. Foto: Archiv/Alexander Löffler

Ein Kulmbacher FDP-Politiker möchte die Tourismusschule im Nachbarlandkreis sehen. In Kronach hat man dafür kein Verständnis. Außerdem ist die Standortfrage längst geklärt.

Für Aufregung im Landkreis Kronach sorgen die Äußerungen des Kulmbacher FDP-Kreisvorsitzenden Thomas Nagel, der jüngst Ansprüche auf die Tourismusschule anmeldet, die die Staatsregierung im vergangenen Jahr dem Landkreis Kronach in Aussicht gestellt hat. "Loewe hat neue Investoren, die auch den Produktionsstandort Kronach erhalten werden. Damit ist eine Tourismusschule aus politischen Gründen nicht mehr dringend notwendig", argumentiert Nagel und fordert Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm dazu auf, sich für den Standort Kulmbach einzusetzen.

Kronach würde aus der Sicht Nagels die Tourismusschule nur aus strukturpolitischen Gründen erhalten. "Die Kompetenz und die Räume gibt es aber in Kulmbach." Außerdem habe Kulmbach etwas gut, weil ja Kronach schon eine Finanzfachhochschule bekomme.
Notfalls, so Nagel, könne man sich seitens der FDP auch eine gemeinsame Tourismusschule Kulmbach /Kronach vorstellen.

In Kronach rufen die Aussagen Nagels nur Kopfschütteln hervor. "Dieser Vorschlag entbehrt jeglicher Grundlage und ist für den Landkreis Kronach nicht ansatzweise denkbar. Schließlich wurde bei der Kabinettssitzung im vergangenen Herbst in Kronach die Errichtung einer staatlichen Berufsfachschule für Hotel- und Tourismusmanagement zum Schuljahr 2014/2015 beschlossen", betont der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, Tino Vetter. Dass Nagel suggeriert, Kronach wäre als Standort das Trostpflaster gewesen, wenn es für Loewe keine Rettung gegeben hätte, bezeichnet Vetter als einen Schlag ins Gesicht der Landkreisbewohner. Von Kulmbach als möglichen Standort sei nie die Rede gewesen, betont Vetter. Und dass es keine politischen Gründe mehr für den Standort im Kronacher Raum gäbe, zeuge von Nagels Unkenntnis der Sachlage.

"Das ist kompletter Unsinn", stößt SPD-Kreisvorsitzender Ralf Pohl ins gleiche Horn. Bei Loewe finde ein weiterer Stellenabbau statt. Die strukturpolitischen Herausforderungen im Landkreis seien nicht zuletzt deshalb "unverändert riesig". Seiner Meinung müsse die Staatsregierung zu ihren Ankündigungen stehen: "Das fordern wir auch ein", sagt Pohl, der zudem das Kirchturmdenken von Nagel nicht nachvollziehen kann. "Anstatt sich gegenseitig etwas abzuverlangen, sollte man gemeinsam mehr tun, um die gesamte Region weiter voranzubringen."

"Das ist ein frommer Wunsch", kommentierte Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein. Auch wenn Loewe nicht so gesichert sei, wie man sich das wünsche, habe die Tourismusschule letztlich überhaupt nichts damit zu tun. Es habe bereits weit reichende Gespräche über den künftigen Standort gegeben. "Wir haben ganz klare Zeichen, dass die Schule in Kronach sein wird. Von allem anderen lassen wir uns nicht irritieren."

"Unqualifizierte Äußerung"

CSU-Kreisvorsitzender Jürgen Baumgärtner (CSU) ist über die Aussagen des Kulmbacher FDP-Kreisvorsitzenden richtig verärgert und spricht von "unqualifizierten Äußerungen". Die CSU habe versprochen, die Bildungslandschaft in Kronach zu stärken. Und daran halte sie sich auch. Insgesamt gehe es zudem darum, das große Ganze zu sehen, sagt er und blickt weiter optimistisch in die Zukunft: "Wir sind mit der Behördenverlagerung noch nicht am Ende."

Dass die Planungen über den Standort weitestgehend abgeschlossen sind, darauf verweist Rudolf Schirmer, Schulleiter der Kronacher Berufsschule. Dort soll nämlich die Berufsfachschule für Tourismus und Hotelmanagement angesiedelt werden. "Ich habe eine Zusage des Kultusministeriums und war auch schon bei einer ersten Dienstbesprechung", betont Schirmer. Demnach soll die Einrichtung zum Schuljahr 2014/2015 den Betrieb aufnehmen. Aktuell hat man laut Schirmer nicht die Kapazitäten, um zusätzliche Schüler aufzunehmen. Dies ändert sich jedoch mit Ende dieses Schuljahres. Dann werden nämlich Schüler des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums, die derzeit wegen dortiger Sanierungsarbeiten an die Berufsschule ausgesiedelt wurden, wieder an ihre Schule zurückkehren. Dies ist dann natürlich mit frei werdenden Kapazitäten verbunden.

Oberfränkische Schule
Der Schulleiter kann die Diskussion um den Standort generell nicht nachvollziehen: "Es handelt sich nicht um eine Kronacher, sondern um eine oberfränkische Schule, die für die ganze Region etwas bewirken soll. Das Einzugsgebiet wird sich auf ganz Nordbayern und Südthüringen erstrecken, betont Schirmer, der auf die Notwendigkeit dieser Einrichtung eingeht. "Das ist der einzige Bereich, in dem es für die Ausbildung keine durchgängige Weiterqualifizierung gibt." Und genau an diesem Punkt knüpfe die Schule an, bei der es sich laut Schirmer im Übrigen hauptsächlich um eine kaufmännische Einrichtung handelt, die auf Hotellerie, Gastronomie und Tourismus ausgerichtet sei. "Zu zwei Dritteln steht das Management im Vordergrund", betont der Schulleiter. Schließlich sollen die heimischen Betriebe mit dem nötigen Nachwuchs versorgt werden. "Viele meinen, wenn der Sohn Koch lernt, reicht das aus." Doch weit gefehlt. Es gehöre weitaus mehr dazu. Deshalb sei die Schule so wichtig. Und Schirmer hat keinen Zweifel: "Im September geht es los."