"Aber was nicht ist, kann ja noch werden", dachte sich in diesen schweren Stunden nicht nur Dauer-Optimist und Hauptmäzen Sepp Geiger. In der darauffolgenden Landesliga-Saison mit 20 Mannschaften wurde sein Team als Aufsteiger auf Anhieb Vizemeister. Eine fantastische Leistung.
Nur die SpVgg Weiden hatte am Ende mehr Punkte, obwohl der Meister nach drei Treffern des ein Jahr später für den Regionalligisten FC Eintracht Bamberg auf Torejagd gehenden Aleksander Hurec mit 4:0 regelrecht aus dem schmucken Frankenwaldstadion geschossen wurde. Es kam also erneut zu einem Relegationsdrama - dem dritten und wohl aufregendsten Teil der Friesener "Leidensgeschichte".
Zuerst wurde der FC Trogen deutlich aus dem Weg geräumt, doch in dieser Saison musste ein zweites Relegationsduell gewonnen werden, um aufzusteigen. Dieses führte die kleine Gemeinde bis an die Grenzen der Landeshauptstadt. Beim VfR Garching fiel die Entscheidung. Das Spiel war für die tapferen Friesener wegen der damaligen Hochwasser-Katastrophe in Bayern, die zu Spielausfällen führte, die vierte Relegationspartie innerhalb von zehn Tagen - eine zuvor noch nicht dagewesene Situation und nach Auffassung vieler Beobachter auch eine Wettbewerbsverzerrung. Grund: Garching hatte vor den Spielen gegen Friesen eine deutlich längere Pause.
Dennoch verzichtete Friesen um seinen gewieften Rechtsanwalt Geiger auf Proteste und stellte sich der großen sportlichen Herausforderung. Und das fast mit Erfolg: Bis in die lange Nachspielzeit des Rückspiels sendeten die "Grünen" Lebenszeichnen, ehe zwei unvermeidbare VfR-Konter (93. und 95.) den Friesenern den Garaus machten: 0:2 - das Hinspiel ging mit 0:1 verloren.
Die Großstadt-Kicker waren für die "Grün-Weißen" eine Nummer zu groß.
Gefeiert wurde aber trotzdem. Und das sogar spontan und lautstark. Auf der Rückfahrt von Garching nach Friesen, standen die mitgereisten Fans plötzlich in Greding Spalier und zollten ihrer Mannschaft anerkennend vor einem Treppenaufgang zur Wirtschaft Applaus.
Sogar der mit schmerzverzerrtem Gesicht an Krücken gehende Kapitän Frederic Martin (Trainer beim Landesligisten FC Coburg) war nach seiner schweren Knieverletzung aus dem Hinspiel mittendrin. Er wurde nach oben getragen.
Als wenig später dann auch noch ein unerlaubtes Feuerwerk auf dem Parkplatz gezündet wurde, fühlten sich ein paar Friesener wie auf dem Kronacher Vogelschießen und für einen Moment vielleicht sogar in der Bayernliga. Träumen ist schließlich erlaubt...
Neue Serie: Für die Serie "Die Geschichte hinter dem Bild" hat die Sportredaktion ihr Foto-Archiv durchstöbert und ist auf aussagekräftige und kuriose Bilder gestoßen. Manche regen auch zum Schmunzeln an. Und zu jedem Foto gibt es natürlich eine Geschichte. In der Serie blickt die Sportredaktion in die Vergangenheit, schwelgt in Erinnerungen, spricht mit Zeitzeugen und erzählt diese Geschichte neu.