4. Predigt
Pater Roberto verstand es, durch seine Sprechweise keine Monotonie aufkommen zu lassen. Er variierte in der Lautstärke, setzte gezielt Betonungen und gewährte den Zuhörenden kurze Pausen, um das Gehörte in sich aufzunehmen. Was besonders auffiel: Der Pater spielte nicht nur mit seinen sprachlichen Möglichkeiten, sondern unterstrich seine Aussagen auch durch eine gezielt eingesetzte Gestik mit seinen Händen. Er öffnete die Arme zum Himmel, kreuzte sie behütend vor dem Körper.
5. Kommunion/Abendmahl
Der Pater legte den Gläubigen im Zuge der Wandelkommunion alleine die Hostien in die Hände; das war durchaus angenehm, weil so gefühlt ein etwas persönlicherer Kontakt zu dem fremden Geistlichen geknüpft werden konnte. Roberto Turyamureeba pendelte dafür eigens zwischen den beiden Reihen der Gläubigen hin und her.
6. Segen
Der Segen erfolgte in einer traditionellen Form, wirkte aber sehr einfühlsam und herzlich vom Geistlichen gesprochen. Außerdem bot Pater Roberto Turyamureeba den Gläubigen an, nach der heiligen Messe noch mit ihm den persönlichen Kontakt zu suchen und sich weiterhin mit ihm über die Misereor-Fastenaktion auszutauschen.
7. Ambiente
Das Nordhalbener Gotteshaus war ursprünglich 1715 eingeweiht worden. 1856 brannte die Kirche jedoch bis aufs Chorgewölbe nieder. Dieses tragische Ereignis stellt sich aus der heutigen Sicht betrachtet für das Gotteshaus jedoch gar nicht als so schlimm dar. Die Pfarrkirche St. Bartholomäus hat durch den Neuaufbau nämlich ein sehr eigenes Flair entwickelt. Dort vermischen sich in sehr angenehmer Weise traditionelle Darstellungen Christi mit modernen Elementen und auch dem Mut zum Weißraum an den Wänden. Die punktuell eingesetzten Farbelemente wirken frisch und harmonieren gut mit dem Gotteshaus.
8. Kirchenbänke
Auf den Bänken war angenehm zu sitzen. Die Beine hatten genügend Freiheit, und recht dicke Auflagen sorgten dafür, dass bestimmt auch älteren Gottesdienstbesuchern in der Kirche die Zeit nicht zu lang wurde. Ein wenig frisch wurde es allerdings mit der Zeit an den Beinen, doch dass nicht vorgeheizt war, war möglicherweise dem Zeitdruck bei den Vorbereitungen angesichts des ungewöhnlichen Termins geschuldet.
9. Beleuchtung Die Ausleuchtung des Gotteshauses überraschte nach den ersten Erwartungen positiv. Obwohl es zum Beginn der Messe schon früher Abend war, fiel noch ausreichend Licht in den Innenraum. Die sechs wie Tropfen von der Decke herabhängenden Leuchten ließen bei einem weiteren Abdunkeln im Freien eine düstere Atmosphäre erwarten. Die Strahler und einige versteckte Deckenlampen schufen jedoch eine angenehme Atmosphäre, als es draußen dämmerte.
10. Sinne
Eine kleine Gemeinde, ein werktäglicher Gottesdienst und ein auswärtiger Pater - hier war nicht mit einem Feuerwerk an akustischen oder optischen "Spielereien" zu rechnen. Dennoch fühlte sich der Gläubige in dem Gotteshaus nicht "unterfordert", weil es aus der Kombination seiner Schlichtheit und gleichzeitig punktueller Reize einen besonderen Charme zog (vergleiche: Punkt 7 - Ambiente).
Warum ein Gottesdiensttest?
Wir wollen mit unserem Gottesdienst-Test die Kirchen ein wenig mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Unter Kirchgängern, Geistlichen und Lesern soll eine Diskussion darüber entstehen, was einen guten Gottesdienst ausmacht. Dieses in der Regel sonntägliche Treffen hat für evangelische wie katholische Christen ja bis heute eine große Bedeutung. Soll lebender Ausdruck des Christseins sein. Wir haben uns für eine Bewertung nach objektiven Kriterien theologische Hilfe geholt bei den Professoren Martin Stuflesser (Würzburg), er ist auch Berater der deutschen Bischofskonferenz, und Martin Nicol (Erlangen), der mit seinem Buch "Weg im Geheimnis" ein Plädoyer für den evangelischen Gottesdienst abgibt. Ergänzt werden objektive Kriterien um die subjektiven Eindrücke, die unsere Kollegen gewonnen haben.
Alle Berichte unserer Serie finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gottesdiensttest. Dort finden Sie auch ausführliche Infos.