Politische Gremien sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Folglich zeichnet sich auch das Bild der Frauen darin ab. Das können die früheren Landtagsabgeordneten Christa Steiger und Edith Memmel bestätigen.
Ein vielsagendes Schmunzeln huscht immer wieder über ihr Gesicht, wenn Christa Steiger (SPD) und Edith Memmel (Grüne) an ihre Zeit im Maximilianeum denken. Es war eine Phase, als die weiblichen Abgeordneten noch gerne als Garnierung für ein "Gruppenbild mit Dame" herhalten mussten oder als sie bei den Grußworten neben den männlichen Kollegen schon mal übersehen wurden. Das Spiegelbild einer früheren Gesellschaft? Nun, so lange ist diese Zeit noch gar nicht her.
Die Mitwitzerin Edith Memmel gehörte von 1986 bis 1990 dem bayerischen Landtag an und ist bis heute in der Kommunalpolitik Mandatsträgerin. Die Marktrodacherin Christa Steiger saß ab 1992 für 21 Jahre im Maximilianeum.
Ein Lernprozess
"Die traditionelle Männerwelt musste sich an die Frau als Kandidatin erst einmal gewöhnen. Das war nicht so einfach, es erforderte einen Lernprozess", stellt Steiger fest. Zunächst seien die Politikerinnen noch gerne als "Quotenfrauen" abgetan worden. Das ringt den beiden ehemaligen Abgeordneten heute noch ein Kopfschütteln ab. Denn Steiger betont, dass eine These einfach nicht stimme: "Wer gut ist, wird auch was - so ein Krampf!" Zu sehr sei es in der Männerwelt damals noch darum gegangen, Macht abgeben zu müssen. Memmel pflichtet ihr bei, dass der Weg für eine Frau in der Politik gerade vor 20, 30 Jahren kein einfacher gewesen sei. Auch sie hält die Quotenregelung deshalb für sinnvoll.
Steiger ergänzt, dass es doch in vielen Bereichen des Lebens und der Politik eine Quotierung gebe, ohne dass ein Aufschrei erfolge. "Aber für manche Männer sorgte die Quote damals für eine Weltuntergangsstimmung." Wichtig erscheint beiden Frauen in der Rückschau daher, dass sie sich nicht haben einschüchtern lassen, sondern ihren Weg gegangen sind. "Es war am Anfang sehr schwierig. Ich musste mir meinen Namen erst erarbeiten - und dafür mehr bringen als andere", meint Steiger.
Auch im privaten Umfeld seien die Politikerinnen mitunter schief angeschaut worden. Die Marktrodacherin sei nach ihrer Wahl gefragt worden: "Was sagt denn Ihr Mann dazu?" Für sie nicht nachvollziehbar, die familiäre Absprache anzuzweifeln.
Ein 24-Stunden-Job
Abgeordnete sei ein 24-Stunden-Job. Wenn man dann mal ein paar Tage in München sei, müsse eben Familienkompetenz zeitweise abgegeben werden, schildert Steiger das häusliche Teamwork. Erstaunlich oft sei Kritik daran gerade von Frauen geäußert worden. Auch Memmel erinnert sich, dass ihr Mann angesichts der unüblichen familiären Situation "schräg angeguckt wurde".
Die politischen Gremien stießen zu dieser Zeit ebenso auf neue Herausforderungen durch die wachsende Zahl an weiblichen Mitgliedern. "Ich habe meine Tochter in jeden Ausschuss mitgeschleppt", erinnert sich Memmel. Damit stand sie nicht alleine da. Sie habe daher eine Kita im Landtag angeregt. "Die gibt's jetzt", fügt Steiger an. Auch werde in den Gremien inzwischen über familienfreundlichere Bedingungen diskutiert, ergänzt Memmel.