Kreis Kronach bekräftigt Widerstand gegen Stromtrassen durch den Frankenwald

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Der Kronacher Kreisausschuss bekräftigte am Montag einstimmig den Widerstand des Landkreises gegen neue Stromtrassen durch den Frankenwald.

Eine allgemeine Bemerkung zur Widersprüchlichkeit der Gesamtsituation musste Richard Rauh dann doch loswerden. "Jeder will die erneuerbare Energie haben, aber keiner die Trassen vor der Haustür", brachte der SPD-Fraktionsvorsitzende die Krux der Gemengelage auf den Punkt.

Die Tatsache, dass der in norddeutschen Windkraftanlagen produzierte Strom auch in den Ballungsräumen Süddeutschlands von Nöten ist - sie ist unbestritten. Für die Frage, welchen Weg er dabei nehmen soll, gibt es hingegen eine ganze Fülle an Vorschlägen.


"P44" betrifft Oberfranken

Für Oberfranken sind sechs Optionen relevant. Der ursprüngliche Vorschlag hörte auf den Namen "P44" und sollte quer durchs Coburger Land verlaufen. Dagegen generierte sich im Nachbarlandkreis massiver Widerstand - und mit der Zeit kamen immer neue Varianten für eine neue 380 Kilovolt-Hochspannungsleitung hinzu.

Die drei Trassenkandidaten mit den einfallsreichen Namen "P44 Variante 2", "P44 Variante 2+" und "P44 mod" verlaufen von Ludersheim bei Nürnberg gen Norden und zerschneiden den Landkreis Kronach.

Der Hintergrund: Am 22. Dezember 2017 hat die Bundesnetzagentur ihre Prüfung der sechs Trassen-Alternativen für den Bauabschnitt von Franken nach Thüringen abgeschlossen. Das Ergebnis: Die Behörde hält alle sechs Varianten netztechnisch für möglich und gibt keine Empfehlung ab, welche Trasse in den Bundesbedarfsplan 2019 aufgenommen werden sollte. Nun müssen Bundesregierung und Bundestag entscheiden.


Kritik an Bundesnetzagentur

"Wenn ich etwas ausführlich prüfe, dann aber keine Empfehlung abgebe - das ist schon schwierig zu verstehen", sagte Landrat Klaus Löffler (CSU) über das Vorgehen der Bundesnetzagentur.
Eine Analyse der Prüfergebnisse gab hingegen Wolfgang Puff von der Wirtschafts- und Strukturentwicklungsgesellschaft im Landkreis Kronach ab. Sein Fazit: Die Trassenvarianten durch den Frankenwald sind allesamt teurer und umweltschädlicher als die ursprünglich geplante "P44"-Variante.

"Wir sollten deshalb jetzt keine Panik in der Bevölkerung aufkommen lassen", meinte Bernd Liebhardt (CSU). "Dass diese Varianten gewählt werden, ist eher unwahrscheinlich." Petra Zenkel-Schirmer (Frauenliste) ist skeptischer: "Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass diese Frage nicht nach Vernunft entschieden wird, sondern danach, wo es den geringsten Widerstand gibt."

Stefan Wicklein (FW) argumentiert in die gleiche Richtung. "Wir müssen aufpassen, dass sich nicht der durchsetzt, der am lautesten schreit." Und Ralf Pohl (SPD) sagte: "Wir müssen als Region geschlossen auftreten und den Dialog mit Coburg suchen. Es ist ein physikalisches Gesetz: Strom sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands."

Landrat Klaus Löffler (CSU) erinnerte an die regionale Allianz unter Federführung der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU). Kronach erhält Unterstützung von den Landkreisen Forchheim, Bamberg, Lichtenfels, Kulmbach und Hof, die die aus Nürnberg kommenden Trassenvarianten ebenfalls ablehnen. In einer Resolution hat man sich im September 2017 dagegen ausgesprochen.


Das Kronacher Nein verdeutlicht

Am Montagvormittag nun hat der Kreisausschuss das Kronacher Nein noch einmal verdeutlicht. Mit einem einstimmigen Beschluss fordern die Kreisräte die Bundesregierung und das Bundeswirtschaftsministerium auf, die Trassenvarianten durch den Kreis und den Naturpark Frankenwald aus der Anmeldeliste für den Bedarfsplan zu streichen. Außerdem soll Klaus Löffler weitere Gespräche mit seinen oberfränkischen Amtskollegen führen.

Landrat Löffler: "Wir wollen mit dem Beschluss ein Zeichen setzen, um die berechtigten Interessen unserer Region vorzubringen." Hauptsächlich wendet sich die Initiative an die handelnden Personen in Berlin - ungewollt zielt sie aber auch gegen den Nachbarlandkreis Coburg, als einziger in Oberfranken nicht an der Zeulner-Allianz beteiligt.

"Uns ist die kommunale Familie sehr wichtig", betont Klaus Löffler zwar. Die Krux an der Sache aber ist: Wenn es bei den derzeitigen Trassenvarianten bleibt, verlaufen alle entweder durch den Kreis Kronach oder durch den Kreis Coburg.

Der Artikel wurde am 5. Februar um 18:44 Uhr mit weiteren Aussagen aus dem Kreisausschuss überarbeitet.

Zu einem Artikel über die anderen Themen der Ausschuss-Sitzung - unter anderem den Haushaltsentwurf 2018 - geht es hier.