Für Loewe gibt es keine Zeit zum Ausruhen

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Der Rückzieher des potenziellen Investors ist ein neuer Tiefpunkt für den krisengeschüttelten TV-Gerätehersteller. Foto: Jan Koch
Der Rückzieher des potenziellen Investors ist ein neuer Tiefpunkt für den krisengeschüttelten TV-Gerätehersteller. Foto: Jan Koch

Der Rückzieher des potenziellen Investors ist ein neuer Tiefpunkt für den krisengeschüttelten TV-Gerätehersteller. Er darf nun keine Zeit verlieren. Deshalb hat die Geschäftsführung am Dienstag auch wieder bei einem alten Bekannten angeklopft.

Der Kronacher Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) hatte seine Dankesbriefe gerade versandt, da hätte er sie wohl am liebsten wieder aus dem Postkasten gefischt. Denn die Adressaten waren Stefan Kalmund und Constantin Sepmeier, zwei der potenziellen Loewe-Investoren. Beiergrößlein hat sich bei ihnen für ihre Bereitschaft, in Loewe zu investieren bedankt, bat seine Gesprächsbereitschaft an.

Doch an dem Tag, an dem Beiergrößleins Briefe bei beiden im Briefkasten gelandet sein dürften, erklärten diese ihren Rücktritt vom bereits notariell beglaubigten Kaufvertrag. "Mir haben die Worte gefehlt", beschreibt Beiergrößlein, wie er die Nachricht am Montagabend aufgenommen hat. Dann sei er schnell "geladen" gewesen und habe sich gefragt, "Was kommt da noch auf uns zu?".

Am Tag danach sind zumindest zwei Dinge klar, die auf Loewe zukommen: Die erneute Suche nach einem Investor und ein Rechtsstreit mit der ausgestiegenen Investorengruppe, der Panthera GmbH.
Denn: Loewe wirft der Investorengruppe um den ehemaligen Apple-Europachef Jan Gesmar-Larsen und den beiden Kaufleuten Constantin Sepmeier und Stefan Kalmund vor, "ohne jeglichen Rechtsgrund" den Kauf abgeblasen zu haben.

Stefan Kalmund hingegen sieht das anders: Der Verkäufer, also Loewe, hätte dafür Sorge tragen sollen, dass die Banken Sicherheiten - als Beispiele führt er die Software, Patente und die Marke selbst an - freigeben. Dies wäre nötig gewesen, damit man mit dem operativen Geschäft hätte beginnen können. Loewe sei es allerdings nicht gelungen, dies zu organisieren. Deshalb habe man letztlich von dem im Vertrag vereinbarten Recht Gebrauch gemacht und sei vom Kauf zurückgetreten.

Von den Meldungen, wonach Panthera die Finanzierung nicht auf die Reihe bekommen habe, will Kalmund nichts wissen: "Warum hätten wir sonst einen Vertrag notariell abgeschlossen und vereinbart, dass wir mit dem operativen Geschäft beginnen?"

War es Hochstapelei?

Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach, der darauf verweist, dass die Investorengruppe die vom Freistaat in Aussicht gestellte Bürgerschaft abgelehnt hat, findet für all die Entwicklungen nur ein Wort: Hochstapelei.

Und glaubt man gut informierten Kreisen, hat Kalmund eine selbstschuldnerische Bürgschaft abgegeben. Deshalb hatten die Verhandlungspartner auf Loewe-Seite bei den Gesprächen damals vor gut einem Monat wohl auch keinen Grund für Misstrauen. Im weiteren Verlauf habe Kalmund allerdings den Kaufpreis, der zur Freigabe der Sicherheiten durch die Banken nötig gewesen wäre, erst später zahlen wollen. Das räumt er auch selbst ein: "Wir haben überlegt, ob wir das Eigenkapital zunächst in das operative Geschäft stecken oder ob wir es zuerst an die Banken zahlen und haben dann entschieden, es zunächst ins operative Geschäft zu stecken und die Banken zuletzt zu bezahlen."

Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, hätten die Banken dabei sogar mitgespielt - wenn Kalmund belegt hätte, dass er überhaupt zum Zahlen in der Lage ist.

Doch für Loewe gibt es nun wieder Wichtigeres als gegenseitige Schuldzuweisungen. Nun geht die Investorensuche dort weiter, wo sie beim Zuschlag an Panthera aufgehört hatte. So seien mit dem Bieter, der damals nicht zum Zuge gekommen war, wieder Gespräche aufgenommen worden, bestätigt Loewe-Sprecher Christoph Möller.

Und er ist optimistisch, was die angeht: Er geht davon aus, dass bis zum Frühjahr eine Lösung gefunden wird. Und bis dahin habe man noch genügend finanziellen Spielraum, um den Betrieb einstweilen aufrecht erhalten zu können. So müssten aktuell auch die Mitarbeiter nicht auf ihre Gehälter, auch nicht auf einen Teil davon verzichten.

Die Namensrechte - immerhin hatte die Investorengruppe, die nun einen Rückzieher gemacht hat, bereits drei Gesellschaften mit dem Wort "Loewe" im Namen gegründet (Loewe Verwaltungs GmbH, New Loewe GmbH und Loewe Manufaktur GmbH) - gehen übrigens an Loewe zurück. dpa