Zu viele Schwimmbäder in Franken mussten in den vergangenen Jahren schließen, weitere stehen vor einer ungewissen Zukunft. Kommunen und Verbände fordern ein staatliches Investitionsprogramm, um den Gemeindekassen die Bürde zu nehmen.
Für den kleinen Oskar gibt es kaum etwas Größeres, als den Sommer planschend im Freibad zu verbringen. Beinahe täglich springt er ins kühle Nass des Wallenfelser Freibades. Idyllisch ist es gelegen, zwischen Geuserberg und Wilder Rodach, dort im östlichen Kronacher Landkreis. Auch optisch macht es was her und lädt zum Verweilen ein. Auf den ersten Blick ist kaum zu erkennen, dass die Zukunft der Anlage auf der Kippe stehen könnte. Und doch ist es eins von aktuell 446 sanierungsbedürftigen und 55 von der Schließung betroffenen öffentlichen Schwimmbädern in Bayern. Wie kann das sein?
Wie die meisten kommunalen Bäder fährt auch das in Wallenfels finanzielle Verluste ein. Im Großen und Ganzen ist das eingeplant. Pro Jahr erwirtschaftet es ein Defizit von bis zu 150 000 Euro. "Unser Ziel muss aber heißen, das Defizit in einen erträglichen Rahmen zu bekommen", sagt Bürgermeister Jens Korn. Denn er wolle das Bad unbedingt erhalten. Auch wenn es neben den vielen finanziellen Pflichtaufgaben der Gemeinde eine teure Kür darstellt.
Ohne die fleißige Unterstützung der Vereine vor Ort würde das in den 1970er Jahren gebaute Bad so alt aussehen wie es ist. Das Problem: Irgendwann reicht das nicht mehr aus. Geht etwa die Filteranlage des überdimensionierten Beckens kaputt, hat der Stadtchef ein Problem. Eine solch immense Investition kann er nicht stemmen, zumindest nicht ohne großzügige Förderung.
Kosten überfordern Kommunen
Wie die Wallenfelser bibbern derzeit viele Kommunen, dass in ihren Bädern keine großen Investitionen anfallen. "Die Kommunen selbst können die Kosten nicht tragen", mahnt der Bayerische Städtetag. Sprecher Achim Sing: "Deshalb fordern wir mit dem Gemeindetag zusammen ein Programm zur Förderung kommunaler Schwimmbäder". Gemeindetagssprecher Wilfried Schober fordert, dass "ein zusätzliches Förderprogramm außerhalb der Leistungen des Kommunalen Finanzausgleichs und ausschließlich mit zusätzlichen staatlichen Haushaltsmitteln zu finanzieren" sei.
Die Bayerische Staatsregierung hat eigens eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Darin schließen sich verschiedene Ministerien und die kommunalen Spitzenverbände zusammen. Zunächst soll der Finanzbedarf für die Sanierungen erhoben werden, darauf folgen Vorschläge für etwaige Förderprogramme. Aber die Arbeitsgruppe befasst sich nur mit den Sanierungen. "Das Thema Unterhalt gehört nicht zum Prüfauftrag der AG Schwimmbadsanierung", sagt eine Sprecherin des Bayerischen Bauministeriums auf Anfrage.
Alleine in Franken hat die Staatsregierung 23 Schwimmbäder in der Rubrik "Von der Schließung bedroht" eingestuft. Dies geht aus der Antwort auf eine Anfrage des SPD-Landtagsfraktionsvorsitzenden Markus Rinderspacher hervor. Dazu zählen neben Wallenfels Einrichtungen in Zeil am Main, Ludwigsstadt, Hilpoltstein und im mittelfränkischen Münchsteinach.
Dort zumindest scheint die Zukunft der Bahnenzieher abseits des möglicherweise in Aussicht gestellten Förderprogramms gesichert zu sein. Zwar habe es auch in Münchsteinach in den vergangenen Jahren einen erheblichen Investitionsstau gegeben, wie Bürgermeister Jürgen Riedel einräumt. Das soll sich aber jetzt ändern: Ab Juli wird das in die Jahre gekommene Gelände zu einem modernen Naturbad umgebaut.
Riedel rechnet mit Kosten in Höhe von mehr als 2,5 Millionen Euro. Ein Teil des Geldes fließt - dank des Umbaus von Chlor- auf Naturbad - über die Städtebauförderung des Freistaates. "Wir werden aber trotzdem etwa 1,5 Millionen Euro selbst in die Hand nehmen müssen", sagt er. Dank guter Gewerbesteuereinnahmen in den vergangenen zehn Jahren kann die 1500-Einwohner-Gemeinde das zwar stemmen. "Aber wir mussten lange darauf hinarbeiten und sparen", meint Riedel.
Nicht die einzige Baustelle
Anderen Ortschaften wie etwa Wallenfels sind solche Haushaltskunststücke nicht zuzumuten. Obwohl auch Jens Korn Visionen hat. Eine eigens erstellte Machbarkeitsstudie sieht vor, das Bad kleiner und kompakter zu gestalten. Hinzu kommt die Sanierung der technischen Anlagen, die seit Jahren auf die lange Bank geschoben wird. Geschätzte Kosten: 2,1 Millionen Euro. "Das Freibad ist aber nicht die einzige Baustelle", sagt Korn. Zu viele Pflichtaufgaben hat der Bürgermeister aktuell zu stemmen. Sollte der Ernstfall eintreten, müssen er, der kleine Oskar und die restlichen Bewohner der Frankenwaldstadt auf eine großzügige Förderung aus München hoffen. Andernfalls gehen die Wallenfelser Wasserfans wohl baden.