Dieser Kronacher Erfinder ist kein Daniel Düsentrieb

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Halb Organisator, halb Macher: Georg Weber ist kein reiner "Schreibtischtäter", sondern kennt sich in den Produktionsstätten der Firma bestens aus. Deshalb hat unser Fotograf den Geschäftsführer in einer Werkhalle abgelichtet. Foto: Hendrik Steffens
Halb Organisator, halb Macher: Georg Weber ist kein reiner "Schreibtischtäter", sondern kennt sich in den Produktionsstätten der Firma bestens aus. Deshalb hat unser Fotograf den Geschäftsführer in einer Werkhalle abgelichtet.  Foto: Hendrik Steffens
Zu sehen ist hier eine Schleifmaschine, die mit der CBF-Technik ausgestattet ist, für die Georg Weber ein Patent hält. Foto: Hans Weber
Zu sehen ist hier eine Schleifmaschine, die mit der CBF-Technik ausgestattet ist, für die Georg Weber ein Patent hält.  Foto: Hans Weber
 

Weil an diesem Sonntag der "Welttag" des geistigen Eigentums ist, haben wir einen Kronacher besucht, der sich damit auskennt. Georg Weber hält gleich mehrere Patente aus dem Bereich Maschinenbau. Erfinder lässt er sich aber ungern nennen.

Zerzaust, zerstreut und mit einem Laborkittel bekleidet. So stellt sich der Reporter einen Erfinder vor. Georg Weber ist völlig anders. Ein zackiger, 59-jähriger Ingenieur, der schnell spricht, technisch exakt formuliert und zwischen Seriosität etwas Humor durchblitzen lässt. "Der Begriff Erfinder ist seit Daniel Düsentrieb vielleicht etwas eigenartig besetzt", spielt er auf typische Erwartungen an.

Was macht einen Erfinder aus? Anlässlich des "Welttags des geistigen Eigentums" gehen wir der Frage nach. Mit dem Firmenleiter und mehrfachen Patentinhaber Georg Weber sprachen wir über den Innovationsdruck des Marktes, fixe Ideen und langwierige Patentverfahren.

Erfindung? Schwer zu definieren!

Eine Erfindung - es sei schwer zu sagen, was das ist, meint Weber. Er als Produzent im technischen Bereich unterliege eben einem ständigen Druck zur Innovation und Weiterentwicklung. Das Unternehmen Hans Weber mit seinen 350 Mitarbeitern ist weltweit tätig. Also hat es auch internationale Konkurrenten. Und die Amerikaner, Italiener, Chinesen können oft billiger produzieren als die Firma mit Sitz in Kronach. Um auf Augenhöhe zu bleiben, gibt es zwei Möglichkeiten: Noch günstiger produzieren, das hieße abwandern, oder dem Kunden einen Nutzen bieten, den der Wettbewerb nicht bieten kann. Das nennt sich dann eventuell Erfindung.

Wie entsteht eine Erfindung?

"Oft sind es Ideen, die in der Kommunikation mit Ingenieuren im Konstruktionsbüro entstehen", sagt Weber. Dass sein Name - wie auch die Namen seiner beiden Brüder, mit denen er die Firma leitet, - auf vielen Patenten steht, ist kein Zufall. En Detail erklärt Weber , wie er eine komplizierte und ineffiziente Technik für Schleifmaschinen neu gedacht hat. Der 59-Jährige Geschäftsführer des Maschinenbauers ist kein BWLer mit etwas Technikwissen, sondern ein Ingenieur mit Wirtschaftswissen.

"Prozesse vereinfachen" oder "Techniken verbessern" nennt er die ständige Suche nach Antworten auf den Druck des Marktes. Er weist auf ein weißes Blatt Druckerpapier mit einer Kugelschreiberskizze, das auf dem Konferenztisch liegt. "Und dann sind Sie irgendwann an einem Punkt, an dem Sie sich fragen: Ist diese Verbesserung jetzt eine Erfindung oder nicht?" Nur wenn ein Gebrauchsmuster oder ein Patent viel Geld einbringen könnte, sollte man es schützen lassen. Denn ein Patent kann zwar Vorteile am Markt bringen, aber bis dahin ist es ein weiter Weg.

Von der Idee zum Patent

Am Anfang steht eine Patentschrift, in der die Neuerung exakt beschrieben werden muss. Schon vorher sollte der Antragsteller sorgfältig recherchiert haben: Hat ein Mitbewerber 15 Jahre zuvor etwas ähnliches realisiert und vielleicht schon patentieren lassen? Derartiges prüft das Patentamt genau. "Der Prozess vom Antrag zur Bewilligung ist ein extrem aufwendiges und langfristiges Prozedere", erklärt Weber.

Er verdeutlicht das am Beispiel eines seiner wichtigsten Patente - der eben erwähnten, so genannten CBF-Technik, die den Bau effizienterer Schleifmaschinen ermöglicht. Vom Antrag beim deutschen Patent- und Markenamt bis zur Erteilung des Patents dauerte es zehn Jahre. Das lag an Verzögerungen des Verfahrens durch Einsprüche von Wettbewerbern.

Ein teurer Prozess

Auch der finanzielle Aufwand für Erfinder, das macht Weber klar, ist nicht zu unterschätzen. Amtsgebühren, Honorare für Patentanwälte sowie jährliche Gebühren zur Verlängerung des Patentschutzes ergäben schnell einen vierstelligen Betrag. Etwas Recherche zeigt, dass Kosten von 5000 Euro zur Durchsetzung eines national anerkannten Patents fast günstig sind. Wenn die Erfindung in einer Vielzahl nationaler Märkte dauerhaft geschützt werden soll, wird es deutlich teurer. Patentstreitigkeiten in den USA, meint Weber, könnten leicht 100 000 Euro kosten. Für jedes Land, in dem der Schutz gelten soll, müssen gesondert Gebühren gezahlt werden. Die werden zudem jährlich teurer. "Damit der Markt nicht durch unwirtschaftliche Patente blockiert wird", weiß Weber. Nach maximal 20 Jahren erlischt der Patentschutz automatisch und Wettbewerber dürfen die geschützte Technik verwenden. Bis dahin muss sich die Erfindung rentiert haben.

Innovation hört nie auf

Das Gespräch zeigt, Erfindersein hat wenig mit dem schusseligen Experimentieren eines Daniel Düsentriebs und viel mit Kalkül und wirtschaftlichen Überlegungen zu tun. Gerade wartet Weber dringend auf die Zustellung der Patentschrift für ein neues Patent. Eine wichtige Messe steht vor der Tür, bei der er den Schutz seiner Technologie durchsetzen will. Um im Wettbewerb einen kleinen Schritt voraus zu sein.

Der Feiertag

Der Welttag des geistigen Eigentums wurde durch die UNESCO angeregt und im Jahr 2000 erstmals ausgerufen. Ziel ist es, den Wert und die Wichtigkeit von Kreativität und geistigem Eigentum transparent zu machen und zu verdeutlichen, wie wichtig es sei, dieses Eigentum zu schützen. Der Feiertag findet jedes Jahr am 26. April statt. red