Auch wenn die neue ICE-Strecke in Betrieb geht, werden in den Kreisen Kronach und Lichtenfels weiter Fernverkehrszüge halten.
Es dürfte nicht nur für den CSU-Bundestagsabgeordneten Hans Michelbach eine freudige Nachricht sein: Am Freitag wurde bekannt, dass - auch wenn die neue ICE-Strecke in Betrieb geht - ab Dezember 2017 in Kronach und Lichtenfels weiter Fernverkehrszüge halten. "Man ist dann von Kronach aus in weniger als 50 Minuten in Nürnberg", freut sich Michelbach. Das bedeute, die Menschen können in der Frankenmetropole arbeiten, ohne aus dem Landkreis wegziehen zu müssen.
Für den Bundestagsabgeordneten steht außer Frage, dass durch die IC-Anbindung Lichtenfels, Kronach, der ländliche Raum und auch der Wirtschaftsstandort Landkreis Kronach wesentlich gestärkt wird. "Und das ist notwendig", betont er.
Interessen durchsetzen
Es sei ein Gemeinschaftsprojekt gewesen, so Michelbach, der in diesem Zusammenhang vor allem seiner Kollegin Emmi Zeulner aus dem Stimmkreis Kulmbach/Lichtenfels dankt. Beide haben im vergangenen Jahr die "Allianz für die Heimat" initiiert. In dieser sind knapp 20 Kollegen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vertreten. Im Rahmen dieser Allianz wurde dafür im Bundestag gekämpft, dass die Region mit der neuen ICE-Strecke Berlin-München nicht den Anschluss an den Fernverkehr verliert.
Dass die Anbindung an den Fernverkehr erhalten bleibt, sei notwendig und wichtig, meinte Michelbach. Zudem sollen mit der Fertigstellung des "Verkehrsprojekt der Deutschen Einheit 8" (VPDE 8) zum Jahresende 40 Prozent der Linienverkehrsstrecken verändert werden.
Da der Landkreis - entgegen ursprünglicher Planungen - gleich am Anfang bei der Fahrbahnkonzeption mit berücksichtigt werde, sei es auch künftig leichter, die Interessen der Region bei der Bahn durchzusetzen.
An Coburg vorbei
Wie bereits berichtet, sollte ursprünglich die Region bei der neuen ICE-Strecke Richtung Berlin von schnellen Zugverbindungen abgehängt werden. Ab Dezember werden die schnellen ICE-Züge bei ihrer Fahrt Richtung Norden bei Ebensfeld die bestehende Verbindung verlassen und in Richtung Banz abbiegen, von wo sie durch viele Tunnel hinweg an Coburg vorbei fahren.
Der Landkreis Kronach war völlig außen vor. Die Enttäuschung und auch der Ärger darüber war groß. Denn zunächst sollte sich bis zum Jahre 2023 nichts ändern, erst dann sollte eine IC Verbindung die große Lücke schließen.
Mitte November vergangenen Jahres fand im Landratsamt Lichtenfels ein Treffen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft aus den betroffenen Landkreisen statt. Parteiübergreifend wurde eine Resolution auf den Weg gebracht. Emmi Zeulner kündigte damals auch an, ein Gespräch mit der Vorstandsvorsitzenden der Bahn, Birgit Bohle, führen zu wollen. Das fand nun am Freitag im Bahn-Tower in Berlin statt und brachte den Durchbruch. Anwesend war auch Michelbach.
Mit der Bahn zu verhandeln, sei nicht leicht, räumt Michelbach ein. Dass die Bahn nun aber - auf Druck der "Allianz für die Heimat" und weiteren Mitkämpfern in Zusammenarbeit mit den Abgeordneten - Lösungen gefunden habe, die die Region voranbringen, freue ihn sehr. "Wir haben ein dickes Brett erfolgreich gebohrt", sagt er. Sein Dank geht an die neue Vorstandsvorsitzende Birgit Bohle und Thorsten Krenz von der DB AG, für ihre Bereitschaft, für die Menschen vor Ort zu agieren.
"Da bin ich guter Dinge"
Ausgeruht werde sich aber nicht. Michelbach und Zeulner wollen nun dafür kämpfen, dass die weiteren Ziele erreicht werden. Etwa soll nach Wunsch der beiden CSU-Abgeordneten ab 2023 im Zwei-Stunden-Takt ICs in Kronach halten und auch Ludwigsstadt eine IC-Anbindung bekommen. Das werde zurzeit von der Bahn geprüft.
Auch für den Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner (CSU) war der Freitag ein schöner Tag. Das Thema IC-Anbindung über Kronach und Lichtenfels habe gezeigt, dass etwas erreicht werden kann, wenn Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie Landräte einer Region für ein gemeinsames Ziel arbeiten.
In der vergangenen Woche wurde Baumgärtners Antrag zu diesem Thema über die Fraktionen hinweg einstimmig angenommen. Er bedankte sich auch bei Innenminister Joachim Hermann (CSU), der sich dafür stark gemacht hat. Und was ist mit einem IC-Halt in Ludwigsstadt? "Da bin ich guter Dinge!"
Die neuen Verbindungen
Umfang: Das Fernverkehrsangebot der Bahn von Lichtenfels aus wird künftig aus drei Verbindungen bestehen. Ab Dezember 2017 bekommen morgendliche Pendler eine ICE-Anbindung von Lichtenfels nach München. Von Kronach aus sind diese Züge zu erreichen, da die Kreisstadt eine paarige IC-Verbindung bekommt (montags bis donnerstags und samstags). Eine einfache IC-Verbindung gibt es für Freitag und Sonntag.
ICE: Im Detail heißt das, dass um 6.22 Uhr der ICE von Lichtenfels nach München fährt. Ein IC aus Karlsruhe fährt über Nürnberg, Lichtenfels, Kronach, Leipzig bis nach Hamburg. Hier sind die Haltezeiten von Montag bis Donnerstag in Kronach um 11.36 Uhr, am Freitag um 17.36 Uhr und am Samstag um 13.36 Uhr.
IC: Im Gegenzug sind die Haltezeiten beim IC von Leipzig über Kronach, Lichtenfels, Nürnberg und Karlsruhe in Kronach von Montag bis Donnerstag um 18.24 Uhr, am Samstag um 12.24 Uhr und am Sonntag um 16.24 Uhr.
Kommentar von Tobias Kindermann: Letzter Aufruf zur AbfahrtPuh, das war knapp. Die Mühlen der Bahn mahlen langsam - und die Arbeiten am neuen Fahrplan, der ab Dezember gilt, laufen schon. Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass die Bahn sich deshalb noch bewegt - und das im November im Landratsamt Lichtenfels angekündigte Gespräch Erfolg hat.
Natürlich sind drei Verbindungen in Lichtenfels weniger als die bisher bestehenden 18 schnellen Zuganschlüsse. Es wäre aber auch naiv zu glauben, alles könnte weiter so wie bisher laufen - trotz ICE-Neubaustrecke. Es ist einfach zu sagen, die Bahn hat sich falsch verhalten, sie aus ihren Gleisen zu heben, ist dagegen keine leichte Aufgabe. Die Region hat ihren Fuß beim Thema Fernverkehr jetzt weiter in der Tür.