Die Pressiger Bürger ins Boot holen

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Die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes ist für Heiko Kopp ein Anliegen. : Veronika Schadeck
Die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes ist für Heiko Kopp ein Anliegen. : Veronika Schadeck

Mehr Transparenz im Gemeinderat ist ein Ziel von Heiko Kopp, der sich für die "Bürgergemeinschaf(f)t Markt Pressig" um das Bürgermeisteramt bewirbt.

Mit 50 Jahren denken die einen an ihre Rente, andere wiederum wollen sich beruflich verändern. So auch Heiko Kopp aus Welitsch. Der Leiter der Sparkassenfiliale Pressig will nämlich Bürgermeister werden.

"Ich würde meinen Arbeitsplatz ein paar Meter weiter Richtung Süden verlegen", scherzt er bei einem Gespräch. Und er ist überzeugt, dass er es kann. Wichtig sei für einen Bürgermeister, sich nicht nur das entsprechende Know-how anzueignen, sondern auch mit Menschen umgehen und auf diese eingehen zu können.

Für Heiko Kopp zählen weder Örtlichkeiten noch Titel. Er will Bürgermeister werden, weil er zusammen mit seinem Gremium eine von Parteizwängen unabhängige Politik machen will. Er sei während des vergangenen Jahres von Bürgern des Marktes Pressig oftmals darauf angesprochen worden, ob er sich denn nicht als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung stellen wolle. Im Herbst 2019 habe er sich langsam mit diesem Gedanken auseinandergesetzt. Er dachte über das politische Geschehen nach und befasste sich damit, wie man Politik gestalten könnte.

In Welitsch aufgewachsen

Heiko Kopp ist in Welitsch aufgewachsen und hat dort auch heute seine Familie und seinen Lebensmittelpunkt. Er bringt sich in das Dorfgeschehen mit ein, hatte 22 Jahre den Vorsitz der Motorradfreunde inne. Er interessierte sich schon immer für die Kommunalpolitik, erklärt er. Dabei stellte er fest, dass er sich in vielerlei Dingen nicht mitgenommen fühlt.

Sicherlich, so meint er, lese man in den Tageszeitungen über Gemeinderatssitzungen. Auch bei Vereinszusammenkünften werde hin und wieder über Gemeindepolitik diskutiert. Es sei auch Fakt, dass in Pressig in den letzten Jahren durchaus einiges bewegt wurde, wie beispielsweise die Sanierung des Rathauses, oder die Neugestaltung des Marktplatzes in Rothenkirchen. Aber was wirklich passiert, warum welche Entscheidungen und Prioritäten getroffen werden, da gebe es keine Antworten. Im Laufe der Zeit habe er auch festgestellt, dass mehr Bürger sich nicht in das kommunale Geschehen einbezogen fühlen.

Für ihn ist das ein wesentlicher Grund, als Bürgermeister zu kandidieren. Sollte er das Vertrauen der Bürger mehrheitlich erhalten, will er bei anstehenden Projekten die Pressiger mehr als bisher ins Boot holen. Beispielsweise könne er sich vorstellen, dass man bei Maßnahmen wie der Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes, der Unterführung in Pressig Versammlungen einberufe, sich die Vorstellungen der Bürger anhöre und mit ihnen über Möglichkeiten sowie Pro und Kontra diskutiere.

Sicherlich, so Heiko Kopp, treffe letztendlich der Gemeinderat die Entscheidungen. Aber es könne nicht schaden, wenn man zuvor die Bürger mit ins Boot holt und sich deren Anregungen beziehungsweise Bedenken anhöre. "Mir kommt es vor allem auf Bürgernähe und Transparenz an!" Und: "Dies muss dann auch tatsächlich praktiziert werden!"

Die vergangenen Wochen bezeichnet Heiko Kopp als turbulent und spannend. Erst am 27. Dezember habe er sich für eine Bürgermeisterkandidatur auf einer neuen unabhängigen Liste entschieden. Für ihn gehe es neben der Transparenz auch darum, den Bürgern Wahlmöglichkeiten zwischen mehreren Kandidaten zu geben. Die erste Zusammenkunft der "Bürgergemeinschaf(f)t" fand schließlich am 31. Dezember statt.

Wenn Heiko Kopp von seiner darauffolgenden Nominierung spricht, so ist er immer noch überwältigt. Seine Leute und er haben mit etwa 40 Leuten gerechnet. Der Gastraum im Schützenhaus Rothenkirchen platzte aber aus allen Nähten. Es waren rund 100 Bürger anwesend. "Das war für mich ein Zeichen, wir treffen den Nerv." Diese interessierten Zuhörer, seine Familie und sein Team auf der Liste "Bürgergemeinschaf(f)t Pressig" seien für ihn Motivation und Ansporn zugleich, mit vollem Elan auf sein Ziel hinzuarbeiten. "Es ist für mich ein unheimlich gutes Gefühl, so eine Mannschaft hinter mir zu haben!"

In den nächsten Wochen stehen noch Informationsabende in Pressig und in jedem Ortsteil an. Für Heiko Kopp werden dies spannende Tage sein. Denn er wird die Bürger nicht mehr - wie bisher - in seiner Funktion als Sparkassenkunden erleben, sondern er will möglichst viele Anregungen aus der Bürgerschaft mitnehmen. "Ich will wissen, wo sie der Schuh drückt, welche Erwartungen sie an einen Bürgermeister und an ein kommunalpolitisches Parlament haben."

Das Ortsbild im Blick

Auf welche Schwerpunkte er im Falle seiner Wahl setzen wird, darüber hält sich Heiko Kopp bedeckt. "Ich will keine großartigen Versprechungen machen." Es komme darauf an, was die Bürger und das Gremium wollen und ob letztendlich auch alles finanzierbar ist. "Ich setze daher stark auf die Kommunikation." Ein Anliegen sind für ihn vor allem aber Straßen, Wasser- und Abwasserleitungen, die Verschönerung des Ortsbildes, vor allem im Pressiger Bahnhofsbereich, die Bahnunterführung etc. "Hier müssen wir verstärkt mit der Bahn reden!" Durchaus sei ihm bewusst, dass ein Bürgermeister oftmals auch einen langem Atem benötige und ab und zu mit Beharrlichkeit an Zielen festhalten müsse. Als Rathauschef müsse man immer den Konsens mit dem Gremium und den Bürgern suchen - und manchmal müsse man auch die Größe haben, von seiner eigenen Meinung abzusehen - wenn die Mehrheiten anders gelagert sind.

Dass er sich als Bürgermeister in seinem Wesen verändern würde, hält der 50-Jährige für ausgeschlossen. "Ich bin ein offener und einfach strukturierter Mensch - das soll auch so bleiben." Und so stellt er klar: "Ich stelle mich nicht nur einer Kandidatur, sondern ich will jetzt auch Bürgermeister werden!"