Bei den Bauern im Landkreis Kronach kommt die Plakatkampagne gar nicht gut an. Auch die CSU und die Junge Union kritisieren die Aktion.
Erwin Schwarz muss nicht lange überlegen. "Es ist eine absolute Unverfrorenheit, einen Berufsstand so über einen Kamm zu scheren", schimpft der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, als unsere Redaktion ihn fragt, was er von der neuen Plakatkampagne des Bundesumweltministeriums hält.
Mit elf "neuen" Bauernregeln will die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf die Probleme in der Landwirtschaft aufmerksam machen.
Sprüche wie "Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein" oder "Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm" zieren die Plakate. "Die Aussagen passen einfach nicht zur Praxis", sagt Schwarz verärgert.
Aktion bekommt Gegenwind
Auch bei der Jungen Union (JU) im Landkreis Kronach stößt diese Aktion auf Gegenwind. "Die Kampagne mit den ,neuen Bauernregeln' des Bundesumweltministeriums ist ein Schlag in das Gesicht unserer heimischen Landwirte", teilt JU-Kreisvorsitzender Markus Oesterlein in einer Pressemitteilung mit. Die steuergeldfinanzierte und populistische Kampagne trage nicht mal ansatzweise zur Verbesserung der Nachhaltigkeit bei, sondern sei schlichtweg dazu da, um die Landwirte in den Dreck zu ziehen. "Wenn wir wirklich Umwelt-, Natur- und Tierschutz weiterentwickeln wollen, geht es nur gemeinsam mit den Landwirten", erklärt Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU). Es sei nicht zielführend, diese Berufsgruppe zu verunglimpfen.
Dass es Herausforderungen rund um die Landwirtschaft gibt, die angegangen werden müssen, will der Kreisvorsitzende der CSU gar nicht bestreiten.
Ganz im Gegenteil: Themen wie die Nitratbelastung müssen diskutiert werden. "Doch der eingeschlagene Weg mit der Plakatkampagne ist eine große Katastrophe, weil er einen kompletten Berufsstand verunglimpft", so Baumgärtner. Barbara Hendricks sei eines Mitglieds in der Bundesregierung nicht würdig. "Sie ist mit dem Amt in höchstem Maße überfordert", so Baumgärtner.
SPD steht hinter Hendricks
Thilo Moosmann, Kreisgeschäftsführer der SPD Kronach, sieht das anders. Er kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Es sei wichtig in der ganzen Diskussion zwischen Form und Inhalt zu unterscheiden. "Das, was in den Regeln steht, sind keine grundsätzlichen Neuigkeiten. Es ist nichts, was unbewiesen ist", meint Moosmann.
Streiten könne man sich über die Art, wie es umgesetzt worden ist. "Aber es muss im politischen Geschäft möglich sein über Missstände reden zu können", sagt Moosmann. Manche Dinge seien einfach Fakt und die muss ein Umweltministerium anprangern - egal welche Partei es ist.
Einen Rücktritt von Barbara Hendricks hält der Kreisgeschäftsführer nicht für nötig. "Es geht hier eher um einen Interessenskonflikt zwischen dem Bundesumwelt- und dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Das ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte sein."
Einen Angriff auf die Bauern sieht Moosmann durch die Kampagne nicht. "Die Landwirte haben jetzt schon einen großen Beitrag zum Umweltschutz beigetragen, aber es gibt halt immer noch Probleme."
Landwirte sind verärgert
Die Landwirte im Kreis Kronach sind anderer Meinung. "Es sind alle total stinkig", meint Schwarz. Die Plakataktion sei eine Sache der Unmöglichkeit. Alles, was sich Landwirte aufgebaut haben, würden solche Aktionen wieder kaputt machen.
1,6 Millionen Euro hat die Werbekampagne des Bundesumweltministeriums gekostet. In 70 deutschen Städten hängen die Plakate. "Die Leute, die die Plakate sehen, leben in der Stadt. Und die glauben das. Sie haben keinerlei Bezug mehr zur Praxis", so Schwarz weiter.
Je dümmer eine Werbung sei, desto stärker komme sie bei den Leuten an. "Doch für ein Ministerium ist es beschämend, wenn sie so etwas rausgeben", meint Schwarz.