Zwei Saisons spielten die "Rothosen" von 1987 bis 1989 in der Bayernliga - nur eine Klasse unter der Zweiten Bundesliga. Zwei prägende Gesichter des Teams waren im Aufstiegsjahr Rainer Trinkwalter und Hans-Joachim Barnickel.
Die 3800 Zuschauer an der Hammermühle sind nicht mehr zu halten. Nach 32 Partien ist es geschafft: Klassenerhalt. Vier Spieltage zuvor mochte daran kaum mehr einer glauben. Dann folgt jedoch ein Endspurt mit 7:1 Punkten auf den rettenden Platz 13. Den Schlusspunkt setzt Hans-Joachim Barnickel mit dem 3:0 gegen den SV Heidingsfeld. Der Offensivspieler hat die Bayernliga-Saison für den FC Kronach mit dem 1:0-Siegtor gegen Jahn Regensburg eröffnet. Nun markiert er auch den letzen Treffer der Saison. Einer seiner kongenialen Partner im Kronacher Team ist dabei Rainer Trinkwalter.
Jetzt sitzen sie am Bistrotisch. Ein Glas Wasser, eine Tasse Kaffee. Der eine extrovertierter, der andere eher in sich gekehrt. So unterschiedlich wie sie als Spieler waren und als Menschen wirken, so eng sind die beiden Fußballer auch 31 Jahre nach ihrer gemeinsamen Bayernliga-Saison 1987/88 miteinander verbunden. Und die Hochphase der "Rothosen" ist beiden bis ins kleinste Detail im Gedächtnis geblieben.
Über 2000 Zuschauer im Schnitt
"Das war schon einmalig", steht für Trinkwalter außer Frage. Von 2080 Zuschauern im Schnitt wurde die Mannschaft durch die Saison getragen. Nur eine Handvoll anderer Teams konnte bayernweit mit dieser Zahl mithalten. Und Spitzen, wie beim Saisonfinale gegen Heidingsfeld oder mit 4200 Fans gegen 1860 München, sorgten für eine Gänsehautatmosphäre.
Unter Josef Eiser war der Sprung in die seinerzeit dritthöchste Liga gelungen. Und schon weit vor dem ersten Anstoß wurden die Weichen für den späteren Klassenerhalt beim Außenseiter gestellt. "Die Mischung im Team war gut. Wir hatten ein Potenzial aus der eigenen Jugend: Volker Bernert, Klaus Uwira und ich. Dazu kamen die Älteren, die uns geführt haben. Fußballerisch und taktisch haben uns Karl-Heinz Regel und Willibald Hümmer viel vorgelebt", erinnert sich Hans-Joachim Barnickel, damals mit 24 Jahren im besten Fußballeralter. Und Trinkwalter bestätigt: "Da habe ich mir viel von den alten Hasen abgeschaut." Auch der Name Roland Götschel fällt in diesem Zusammenhang. Der vormalige Trainer habe die Jugendlichen bei der Stange gehalten und das Team so mit geformt.
Beide Ex-Spieler halten es aber auch für einen Kraftakt, den die Mannschaft damals geleistet hat. "Man muss mal überlegen, dass wir den Klassenerhalt mit nur 13 Mann geschafft haben", unterstreicht Barnickel die Gemeinschaftsleistung. Dabei habe das Team natürlich von einer Saison ohne Verletzungen und Platzverweisen profitiert. Doch auch der Charakter des Teams sei in der Liga einzigartig gewesen. Wo sich andernorts die Mitspieler schon mal auf dem Platz geschnitten hätten und hinter den Kulissen in erster Linie über Geld geredet worden sei, hätten die Kronacher alles dem Erfolg untergeordnet. Das habe zusammengeschweißt, wie es heute im Fußball kaum noch denkbar sei, meinen Trinkwalter und Barnickel.
Legendäres Trainingslager
Ein Beispiel hierfür ist das Trainingslager vor der Saison. Beim bloßen Gedanken daran müssen sie schmunzeln. "Das ist für mich immer noch legendär", meint Barnickel. "Wir waren im Thiemitztal. Wegen des Regens wurde der Platz gesperrt. Dann sind wir in Straßdorf auf eine Wiese gegangen - schräg und mit einem Kanaldeckel drin. Am Ende hat uns der Bauer weggescheucht." Zurück in der Unterkunft hat Barnickel im Kicker geschmöckert. "Unterhaching war in Fuerteventura, 1860 auf Mallorca - und uns hat gerade der Bauer weggescheucht", erinnert er sich unter einem lauten Lachen.
Auf der anderen Seite wurde aber hochprofessionell an die Aufgabe herangegangen. Barnickel, damals Student in Regensburg, hat immer wieder fürs Training eine Hin- und Rückfahrt von zwei Stunden auf sich genommen. Und abends weggehen, wenn am nächsten Tag ein Spiel ist - das war eigentlich schon ein Tabu. Das ganze Privatleben ist von den Spielern dem sportlichen Erfolg untergeordnet worden. Dieser Verzicht sei heute für die meisten jungen Spieler kaum nachvollziehbar, meint Trinkwalter.