Die Frankenwald-CSU fordert Seehofers Rücktritt. Und sie hat ein Ziel: Bei den nächsten Landtagswahlen die absolute Mehrheit zurückzuholen.
Bei einer Kreisdelegiertenversammlung am Montagabend im Schützenhaus forderte CSU-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner eine Erneuerung der Partei und den Rücktritt Seehofers. Dafür gab es Beifall. Zuvor müsse jedoch zügig die Koalition gebildet und schnell regiert werden", so Baumgärtner. "Aber danach wollen wir einen Parteitag mit dem Ziel der personellen Erneuerung und dem Ziel, Horst Seehofer abzulösen!"
Baumgärtner hielt eine flammende Rede. Er betonte die großen Verdienste des ehemaligen Ministerpräsidenten und aktuellen CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer. "Er hat grandiose Erfolge für die CSU erzielt!" Aber: "Alles hat seine Zeit!" Auch auf Bundesebene müssten sich die Christsozialen neu aufstellen, meinte er mit einen Seitenhieb auf die Bundeskanzlerin.
CSU-Kreisverband Kronach fordert offen die Ablösung Seehofers
In seinen Worten wurde deutlich, dass er für den Erdrutsch der CSU Merkel und Seehofer verantwortlich macht. Die Bürger hätten gedacht, "haben die beiden nichts anderes zu tun, als zu streiten!"
Die Wahl habe gezeigt, dass nicht die Migration, sondern Themen wie Rente, Umwelt und Natur die Anliegen der Wähler seien. Baumgärtner sprach vom Verlust der Glaubwürdigkeit der Volksparteien. Und er meinte: "Die Probleme sind hausgemacht!"
Die CSU müsse Politik für die Menschen machen. Die Abgeordneten müssten "mehr miteinander, statt übereinander reden". Die CSU dürfe auch in einer Koalition ihre Kernthemen wie Innovation, Forschung und Fortschritt nicht aus den Augen verlieren.
Wähler zurückgewinnen
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Als besondere Zielgruppe, die Baumgärtner als CSU-Wähler zurückgewinnen will, nannte er die 18- bis 23-Jährigen und die Generation 65 plus. Denn das seien diejenigen, die sich von der Partei abgewendet haben. Man müsse sich deren Sorgen annehmen.Es könne nicht sein, dass Menschen die 45 Jahre lang gearbeitet hätten, mit ihrer Rente ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten könnten.
Für Baumgärtner geht es auch darum, noch vorhandene Gräben zuzuschütten. "Das Thema Nationalpark ist Vergangenheit, es kommt auch nicht mehr zurück", ging er auf die hitzigen Diskussionen vor etwa einem Jahr ein.
Wenn Herr Baumgärtner den Rücktritt von Seehofer fordert, müsste er um so mehr auch den Rücktritt von Merkel fordern. Nach der Wahl macht Baumgärtner schon wieder gravierende Fehler. Er befürwortet eine Bayrische Landesregierung mit den Grünen. Bei diesem Programm das die Grünen haben, ein Ding der Unmöglichkeit.
Selbstreflektion statt Schuldzuweisungen und Rücktrittsforderung!
Wahlen werden gemeinsam gewonnen und gemeinsam verloren: wer so leidenschaftslos Wahlkampf führt wie die Kronacher CSU sollte sich dieser gemeinsamen Verantwortung in besonderer Weise stellen anstatt wie ein beleidigtes Kind die Schuld bei anderen zu suchen.
Wer bei den Wahlkampfständen am Marienplatz die Szenerie einmal "von außen" betrachtete, musste mit ansehen, dass die örtlichen Vertreterinnen und Vertreter sich tatsächlich geradezu psychotisch und beleidigt mit dem drohenden Stimmenverlust abzufinden schienen. Dabei hätte gerade der Wahlkampf-Endspurt, bei dem die CSU ja insgesamt noch einige Prozente gutmachen konnte, von unseren kommunalen Repräsentanten doch genutzt werden müssen, mit Leidenschaft und "Hunger" diesen Auftrieb zu stärken! Stattdessen haben Sie, geradezu sinnbildhaft, ihren Stand zur Mittagszeit als Erste eingepackt...
Geschlossenheit zu zeigen ist ein wesentlicher politischer Erfolgsfaktor - dass diese "alte" Weisheit von den Parteispitzen nun endlich wieder beherzigt wurde, zeigten die letzten Wochen des Wahlkampfes und insbesondere auch deren Pressekonferenzen und öffentlichen Auftritte nach der Wahl. Ausgerechnet die Kronacher CSU grätscht da jetzt in völlig unangemessener Weise dazwischen und schädigt damit sogar, zumindest indirekt, die hessische CDU-Schwester in ihrer "heißen" und wichtigen Wahlkampf-Phase.
Man gebe der Regierungsbildung Priorität, aber danach wolle man die Ablösung Seehofers, sagt Baumgärtner der dpa. Dass er mit diesem Statement seine eigene Aussage im gleichen Atemzug wieder völlig ad absurdum führt, kann nur als provinzielle Unprofessionalität gewertet werden! Denn wer Regierungsbildung und Koalitionsverhandlungen glaubhaft Priorität zugestehen will, darf einen Parteivorsitzenden dabei keinesfalls mit Rücktrittsforderungen schwächen!
Gerade kommunale Politik ist "nah am Volk": erwünschte Erneuerung erfordert auch genau da ehrliche Selbstreflektion!