Christian Schmidt spricht Klartext

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Christian Schmidt referiert bei seinem Termin in Schneckenlohe über Herausforderungen und Chancen der Landwirtschaft. Foto: Lisa Kieslinger
Christian Schmidt referiert bei seinem Termin in Schneckenlohe über Herausforderungen und Chancen der Landwirtschaft. Foto: Lisa Kieslinger

Es gibt viele Themen, die den Landwirten Sorgen bereiten. Nun hatten sie die Chance, die Probleme mit dem Bundeslandwirtschaftsminister zu diskutieren

Seit 23. November muss Stefan Carl seine Hühner wegen der Vogelgrippe im Stall halten. Jetzt ist die Stallpflicht nochmal verlängert worden - eine Entscheidung, die den Landwirt in große Schwierigkeiten bringt. Denn nach einer gesetzlichen Regelung darf er seine Eier nach zwölf Wochen Stallhaltung nicht mehr als "Freilandhaltung" bezeichnen, sondern muss sie unter dem Aufdruck "Bodenhaltung" laufen lassen. Das führt zu Problemen mit Händlern, und Carl muss seine Eier günstiger verkaufen. Auch wenn der Aufwand gleich geblieben ist.

"Für mich ist das ein untragbarer Zustand. Warum kann man diese Zeitspanne nicht verlängern?" Stefan Carl nutzt die Gelegenheit, dass Christian Schmidt (CSU), Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, zu einem Termin nach Schneckenlohe gekommen ist, und spricht ihn direkt auf dieses Thema an. Organisiert wurde das Treffen von den Kreisverbänden Kronach, Coburg und Lichtenfels des Bayerischen Bauernverbandes.


Seuchenzug klingt noch nicht ab

Schmidt kann nachvollziehen, dass es momentan eine schwierige Zeit für Geflügelhalter ist. Aber mit der Vogelgrippe sei nicht zu spaßen. Und Entwarnung sei aktuell noch nicht in Sicht. "Der Seuchenzug klingt noch nicht ab, und solange kann ich nur empfehlen, sich an die Regeln zu halten", erklärt er.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung kündigte Kreisobmann Erwin Schwarz an, dass den Landwirten viele Themen auf den Nägeln brennen. Das bestätigte auch Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU), der dem Bundeslandwirtschaftsminister bei Treffen in Berlin schon oft von "seinen" Landwirten und deren Problemen erzählt habe. "Es ist wichtig, dass unsere Bauern sehen, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen", meint Michelbach.

Schließlich seien sie die Eckpfeiler und Leistungsträger der Heimat. "Ohne die familiär geführten Bauernhöfe wäre unsere Region nicht denkbar", so der Bundestagsabgeordnete. Doch das ist nicht immer einfach: Hermann Engel aus Neustadt bei Coburg ist Schweinehalter. Sein Sohn ist vor einigen Jahren mit in den Betrieb eingestiegen. Doch nun steht der nächste Generationenwechsel an: "Mir tut das Herz weh, aber ich weiß nicht, ob ich meinem Enkel raten kann, mit einzusteigen", erklärt Hermann Engel.


Der Alltag wird immer schwieriger

Ständig neue Auflagen und die Dokumentationspflicht, die jeden Landwirt mehrere Stunden am Tag an den Schreibtisch fesselt. "Wir werden von Leuten bevormundet, die keine Ahnung haben, wie es in der Praxis aussieht", sagt Engel. Tosender Applaus von seinen Berufskollegen. "Ich merke, wie sie mit Leib und Seele dabei sind, und mich freut es, dass wir solche Landwirte haben. Und ich kann Ihnen und Ihrem Enkel sagen: Die Landwirtschaft in Deutschland hat Zukunft", da ist sich Schmidt sicher.

Was ihm eher Sorgen bereitet, sei der Umgang mit den Landwirten in der heutigen Gesellschaft. "Es ist nicht in Ordnung, wenn Landwirte als Umweltverschmutzer und Tierquäler bezeichnet werden. Da fehlt der Respekt vor dem Berufsstand", erklärt Schmidt.


Weitere Themen, die Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt bei seinem Termin angesprochen hat

Glyphosat
ist einer der am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichter. In den letzten Jahren hatten sich die Hinweise vermehrt, dass Glyphosat krebserregend ist. Die Berichterstattung über das Thema ärgert Schmidt heute noch. "Wer Bier trinkt, trinkt Glyphosat", hieß es damals in vielen Zeitungen. "Die Mengen sind so gering. Damit es gefährlich ist, müsste man 1000 Liter trinken, aber dann tritt der Exitus aus anderen Gründen ein", meint Schmidt. Solche Behauptungen bleiben in den Köpfen. Schmidt will das Thema nicht verharmlosen, doch man müsse es aus wissenschaftlicher Sicht sehen.

Technik und Landwirtschaft Schmidt ist ein Anhänger der Landwirtschaft 4.0, das gibt er offen zu. "Es wird völlig unterschätzt, was wir da für Möglichkeiten haben." Ihm sei aber auch klar, dass kleinere Landwirte das kaum nutzen könnten. Doch dafür wäre der Maschinenring eine Lösung.

Staatliches Tierwohllabel "Mit dem Label wollen wir keine Luxusprodukte bewerben, vielmehr geht es mir darum, Qualität und Tierwohl herauszustellen", meint Schmidt. Das Tierwohllabel beginne mit den Schweinen. Bis Ostern sollen die Pläne näher konkretisiert werden. lk