Blitzmarathon: Polizisten in Kronach machen Rasern das Leben schwer

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Exakt erfasst: An der Seite des Lasergeräts, das Georg Pabstmann bedient, ist ablesbar, wie schnell der gerade angepeilte Wagen fährt. In diesem Fall sind es 99 km/h, und das Fahrzeug ist 728,5 Meter entfernt. Ist jemand zu schnell, funkt der Beamte die Kollegen an. Fotos: Steffens
Exakt erfasst: An der Seite des Lasergeräts, das Georg Pabstmann bedient, ist ablesbar, wie schnell der gerade angepeilte Wagen fährt. In diesem Fall sind es 99 km/h, und das Fahrzeug ist 728,5 Meter entfernt. Ist jemand zu schnell, funkt der Beamte die Kollegen an. Fotos: Steffens
Diese Audifahrerin fuhr mit 141 km/h durch die Laser-Kontrolle.
Diese Audifahrerin fuhr mit 141 km/h durch die Laser-Kontrolle.
 
 
 
 
 
 
 
Jochen Friedlein informert die Fahrerin über ihre Temposünde.
Jochen Friedlein informert die Fahrerin über ihre Temposünde.
 
So sieht die Welt durch das Zielfernrohr der Polizisten aus.
So sieht die Welt durch das Zielfernrohr der Polizisten aus.
 
 

Am Donnerstag startete der "Blitzmarathon". Die beiden heimischen Polizeiinspektionen beteiligten sich an unterschiedlichen Stellen an der Raserjagd. Wir besuchten sie an der B 85 zwischen Rothenkirchen und Förtschendorf.

Erwischt. Die Fahrerin des weißen Audi würde wohl zustimmen, dass "Blitzmarathon" nicht ganz zutrifft. Das erste, was sie sieht, ist kein roter Lichtblitz, sondern die Kelle des Beamten Josef Schedel: "Halt Polizei". Sie biegt von der B 85 bei Rothenkirchen auf den Parkplatz an der Schützenstraße. "141 km/h brutto", sagt das Empfangskommitee in Uniform. Das wird teuer.

Fünf Zähler mehr auf dieser Tempo-100-Strecke und der Führerschein hinge am seidenen Faden. "141? Aber so schnell fährt mein Auto doch gar nicht", nimmt es die Frau aus dem Landkreis Donau-Ries mit Humor. Da entspannt sich die Miene von Hauptkommissar Jochen Friedlein, der oft mies gelaunte Zeitgenossen erlebt. "Wir müssen uns einiges anhören. Dabei will ich niemanden ärgern, sondern einen erzieherischen Effekt erzielen", erklärt er seinen Beitrag zum einwöchigen Blitz-Marathon", der gestern begann.

Eine sehr teure Fahrt

Vier Mann von den Polizeiinspektionen Kronach und Ludwigsstadt haben an diesem Vormittag auf dem Parkplatz an der Bundesstraße Stellung bezogen. Und obwohl in der Presse vorab lanciert wurde, wo Tempokontrollen anstehen, ist viel zu tun: Im Zehn-Minuten-Takt winkt Josef Schedel Temposünder raus. Seine Kollegen informieren im Akkord über Verfehlungen und nehmen Daten auf.

Jochen Friedleins "Kundin" mit dem weißen Audi darf weiterfahren: Obwohl sie 120 Euro ärmer und einen Punkt reicher ist, entfernt sich dieser menschgewordene Sonnenschein mit einem lächelnden "vielen Dank und schönen Tag". Nur ein Dutzend Meter weiter ärgert sich ein Trucker aus Polen wild gestikulierend über eine "very expensive drive" ("sehr teure Fahrt").

Was der Laser wahrnimmt

Das Signal zum Rauswinken kommt jedes Mal per Funk. Einige Hundert Meter die B 85 entlang in Richtung Förtschendorf haben auf einem Waldweg oberhalb der Straße Georg Pabstmann und Carina Jungkunz Stellung bezogen. Er zielt mit einer fernglasartigen Laserpistole auf verdächtig schnelle Wagen. "Der weiße Laster fährt über 90", sagt er und die Kollegin notiert. Per Funkspruch informieren sie die Kollegen auf dem Parkplatz. Der Lasterfahrer dürfte maximal 60 fahren. Das wird mal wieder teuer.

Doch wie sein Kollege weist auch Pabstmann auf den erzieherischen Effekt hin: "Wer erwischt wird, der merkt sich hoffentlich, dass Regeln einhalten billiger ist." An diesem Vormittag entgeht ihm jedenfalls kein Raser. Im Verdachtsfall schaut er durch das Zielfernrohr seines Lasers und sieht exakt: Entfernung, Geschwindigkeit, entgegenkommend oder wegfahrend. Die Kollegin notiert alle Kandidaten für ein Bußgeld (für Pkw außerorts in der Regel bis 40 km/h zu viel nach Toleranzabzug von bis zu drei Prozent) oder eine Anzeige. Nach etwas mehr als einer Stunde Messzeit hat Carina Jungkunz auf ihrer Liste acht Kandidaten für eine Sonderzahlung an den Staat vermerkt.

Die Ergebnisse des Blitzmarathon-Tages werden heute vom bayerischen Innenministerium bekanntgegeben. Im Anschluss daran wird in Bayern eine Schwerpunktwoche stattfinden. "Wir sind von Montag bis Donnerstag wieder unterwegs", sagt Georg Pabstmann. Also müssen Autofahrer auch in den kommenden Tagen darauf gefasst sein, dass die Männer mit dem Lasergerät lauern.