In diesem Jahr waren es weniger Vögel, die zum Überwintern hier geblieben sind. Auch in den Gärten im Landkreis Kronach werden die kleinen Gäste vermisst.
Ab und zu schaut die ein oder andere Meise im Vogelhäuschen vorbei, ob es noch was Leckeres abzustauben gibt. Amseln hat man, seit der Schnee am tauen ist, kaum mehr welche gesehen. Sie sind anderswo im Garten unterwegs und versuchen den ein oder anderen Wurm zu erwischen.
Viele Vogelfreunde im Landkreis Kronach haben bei der "Stunde der Wintervögel" mitgemacht. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) rief Anfang Januar Naturfreunde auf, die Vögel vor ihrem Fenster zu zählen und online zu melden, um die Verbreitung heimischer Vogelarten zu erheben. Nun sind die Ergebnisse da:
Im Landkreis Kronach haben dieses Jahr 202 Teilnehmer 4728 Vögel gezählt. 2016 waren es gerade einmal 86 Naturfreunde, die mitgemacht haben. "Das ist eine riesige Steigerung. Ich habe mich sehr darüber gefreut", sagt Cordula Kelle-Dingel, Kreisvorsitzende des LBV Kronach. Ein Grund waren laut Kelle-Dingel die Presseartikel, die kurz vor der Aktion erschienen sind. "Das hat die Leute motiviert, mitzumachen", meint die Kreisvorsitzende.
Weniger erfreulich sind die Ergebnisse der Vogelzählung selbst: In den bayerischen Gärten wurden knapp 20 Prozent weniger Vögel beobachtet als im Vorjahr. Für Cordula Kelle-Dingel keine große Überraschung, auch wenn sie es sich anders gewünscht hätte. "Es war von vornherein zu erwarten, dass nicht so viele Vögel da sind." In den letzten Monaten kamen viele Naturfreunde auf die Kreisvorsitzende zu und merkten an, dass sich nicht mehr viele Vögel in den Gärten tummeln.
Ein Grund sei der mangelnde Zuzug aus dem Norden. "Normalerweise kommen nordische Vögel wie die Kohlmeise zum Überwintern zu uns. Dieser Zuzug aus Skandinavien oder Sibirien ist in diesem Winter allerdings ausgeblieben", erklärt Markus Erlwein, Pressesprecher des LBV. Es habe ein gutes Samenjahr gegeben, so dass die Tiere keinen Nahrungsmangel hatten. Denn nicht die Kälte sei ausschlaggebend für das Zugverhalten, sondern die Nahrung. So fliegen Vögel wie der Kuckuck, die sich von Insekten ernähren, von Deutschland nach Afrika, da im Winter in Europa kaum Insekten zu finden sind.
Dieses Jahr viel mehr, die gezählt haben
Im Kreis Kronach schaffte es die Kohlmeise mit 681 Exemplaren dennoch auf Rang zwei der Auswertung. Im letzten Jahr war sie noch auf dem ersten Platz, wobei damals nur 506 Kohlmeisen gezählt wurden. 2016 haben jedoch auch viel weniger Leute an der Zähl-Aktion teilgenommen, das muss man immer im Hinterkopf behalten, wenn man die Auswertungen vergleicht.
Im Jahr 2016 wurden insgesamt 3176 Vögel im Landkreis Kronach gezählt. 2017 stehen denen 4728 gegenüber.
Als weiterer Faktor für den Rückgang der gezählten Vögel kommt auch ein geringer Bruterfolg in Frage. Grund war eine feucht-nasse Witterung während der Brutzeit im April und Mai.
Wer ist am häufigsten zu finden?
Im Kreis Kronach ist die Amsel die Nummer eins in den Gärten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sie sich fünf Plätze nach vorne geschoben. Direkt hinter der Kohlmeise, landet die Blaumeise auf Platz drei und der Haussperling, besser als Spatz bekannt, auf Platz vier.
Im vergangenen Jahr wurde der Erlenzeisig noch als "Shooting Star" des Winters gefeiert. Auch im Kreis Kronach schaffte es der gelbgrüne Finkenvogel damals auf Platz fünf.
Grund dafür war eine sogenannte Invasion aus dem Norden. Sie tritt ein, wenn die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht. In diesem Jahr ist davon schon nichts mehr zu sehen. Im Ranking rutscht der Erlenzeisig auf Platz 14.