64-Jähriger Weißenbrunner wagt den Everest

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Da oben will Gerd Schütz, Steuerberater und Extrembergsteiger, hin. Das Foto zeigt den Blick von einem Basislager auf den Mount Everest. Foto: Barbara Walton, dpa
Da oben will Gerd Schütz, Steuerberater und Extrembergsteiger, hin. Das Foto zeigt den Blick von einem Basislager auf den Mount Everest.  Foto: Barbara Walton, dpa
2011 bestieg Schütz die Carstensz-Pyramide in Indonesien. Sie ist mit 4.884 m Höhe der höchste Berg Ozeaniens.
2011 bestieg Schütz die Carstensz-Pyramide in Indonesien. Sie ist mit 4.884 m Höhe der höchste Berg Ozeaniens.
 
Im Februar hat Gerd Schütz (links) zwei 6000er-Berge bestiegen: Als übung für den Mount Everest.
Im Februar hat Gerd Schütz (links) zwei 6000er-Berge bestiegen: Als übung für den Mount Everest.
 
2012 stieg er auf den Mount McKinley oder Denali in Alaska. Das ist mit 6194 Metern Höhe der höchste Berg Nordamerikas
2012 stieg er auf den Mount McKinley oder Denali in Alaska. Das ist mit 6194 Metern Höhe der höchste Berg Nordamerikas
 
Das "Dach der Anden", den Llullaillaco (6739 m), bestieg Schütz im Jahr 2013.
Das "Dach der Anden", den Llullaillaco (6739 m), bestieg Schütz im Jahr 2013.
 

Gerd Schütz (64) aus dem Kreis Kronach will als ältester Deutscher den höchsten Berg der Welt besteigen. Wir telefonierten mit dem Steuerberater und Bergsteiger Tage vor dem Rekordversuch, der viele Risiken birgt.

Den Kontakt herzustellen, ist gar nicht so einfach. Nach mehreren Versuchen geht Gerd Schütz ans Handy: Er habe gerade den Flughafen-Zoll in Tibets Hauptstadt Lhasa passiert, sei jetzt auf dem Weg in die Unterkunft mitten im schwer zugänglichen Himalaja-Gebirge. In wenigen Wochen will der 64-jährige Weißenbrunner als ältester Deutscher auf dem Gipfel des Mount Everest stehen.

Schütz ist Steuerberater sowie Extrembergsteiger und lebt in München. Seine Wurzeln aber hat er im Kreis Kronach. In Weißenbrunn war er in den achtziger Jahren stellvertretender Bürgermeister und wohnte an der Grüner Straße, Hausnummer 3. Noch immer besucht er regelmäßig seine Mutter und Freunde im Landkreis. Doch bevor jetzt nostalgische Heimat-Romantik erwartet wird: Stopp - dafür hat Schütz gerade herzlich wenig Zeit. Er bereitet sich nämlich auf den wohl härtesten Aufstieg seines Lebens vor. Und das in einem Alter, in dem es sich andere lieber mal gemütlich machen.

Auf 8848 Meter Höhe

Die Gipfel von sechs der "seven Summits" - das sind die jeweils höchsten Berge aller sieben Kontinente - hat Schütz schon bestiegen. Darunter den Kilimandscharo 2008 (Tansania, 5.885 Meter) und den Mount McKinley 2012 (Alaska, 6.144 Meter). Der "Everest" ist das Finale. Seit vier Jahren plant der Vater von zwei erwachsenen Kindern akribisch genau die knallharte Expedition zum Dach der Welt auf 8848 Metern Höhe.

In den Wochen vor dem Start der Reise nach Tibet absolvierte er täglich ein spezielles Höhentraining in einer Kraft- und einer Kältekammer. Um nichts dem Zufall zu überlassen, schlief er nachts sogar in in einem Höhen-Zelt. "Damit ich mich an die dünne Luft auf dem Berg gewöhne."

Um 15 Uhr beginnt das Training

Dieser Tage startet der Endspurt. "Ich bin mit der Expeditionsgruppe gerade von Kathmandu über den Himalaya nach Lhasa geflogen", sagte Schütz am Freitag. Von dort aus bewegt sich die Gruppe fünf oder sechs Tage lang "über historische Örtlichkeiten von Tibet bis zum Base-Camp auf der Nordseite vom Everest auf 5200 Metern Höhe", so Schütz. Der Aufstieg dauert noch mal einige Wochen. Um den 25. Mai will Schütz auf dem Gipfel des höchsten Berges stehen, wenn alles gut geht. Dann hätte er sein Ziel erreicht, "den jeweils höchsten Berg auf jedem Kontinent zu besteigen."

Um das realisieren zu können, musste der Weißenbrunner einen straffen Tagesrhythmus einhalten, den er auf seiner Internetseite www.gerdschuetz.de im Detail beschreibt. Um 4.30 Uhr begann sein typischer Tag mit einem ausgewogenen Frühstück. Gegen 5.30 Uhr setzte er sich ins Büro. "Bevor die ersten Mandanten kommen, kann ich in Ruhe Anträge und Bescheide durcharbeiten, Urteile und Fachliteratur lesen." Danach folgten bis in den Nachmittag hauptsächlich Gespräche mit Mitarbeitern und Mandanten. Um 15 Uhr machte der Steuerberater Schluss: "Nun beginnt der zweite Teil des Tages - mein Training", schreibt Schütz.

An einem typischen Mittwochnachmittag in der Vorbereitung standen für den 64-Jährigen ein eineinhalbstündiges Höhentraining, eine Stunde Pilates und eine Stunde Schwimmen auf dem Plan. Alles zwischen 15 und 18 Uhr. "Als Bergsteiger bin ich ein Spätberufener. Um es dennoch zu schaffen, braucht es ein spezielles Training, das die Herausforderungen am Berg und meine physischen Voraussetzungen berücksichtigt", meint er dazu. Ungefährlich sind die körperlichen Höchstleistungen für einen Mann seines Alters nicht.

Risiko als Begleiter

Und wenn es für den Mann, der schon als Kind Abenteuerbücher liebte, an die Besteigung des höchsten Berges der Welt geht, nehmen die Risiken noch drastisch zu: Wetterumschwünge, ein Unfall am Berg, Höhenkrankheit... "solche Risiken lassen sich nicht wegdiskutieren", weiß Schütz. Man könne jedoch lernen, "das Risiko zu einem Begleiter zu machen, den man achtet, aber nicht fürchtet". Nun heißt es Daumen drücken.

Das Dach der Welt

Der Mount Everest ist mit 8848 Metern der höchste Berg im Himalaya und gleichzeitig der höchste Berg der Erde. Er gehört zu den weltweit 14 Achttausendern und zu den "Seven Summits". Das sind die jeweils höchsten Berge aller sieben Kontinente.