12,5 Prozent: Automobilzulieferer Dr. Schneider wächst weiter

2 Min
Fast die Hälfte des Gesamtumsatzes macht Dr. Schneider mit Ausströmern, also Belüftungsanlagen fürs Auto. Einen so genannten Breitband-Ausströmer für Audis Geländewagen Q7 prüft Mitarbeiter Murat Gülmüs hier auf seine Verarbeitungsqualität. Fotos: Hendrik Steffens
Fast die Hälfte des Gesamtumsatzes macht Dr. Schneider mit Ausströmern, also Belüftungsanlagen fürs Auto. Einen so genannten Breitband-Ausströmer für Audis Geländewagen Q7 prüft Mitarbeiter Murat Gülmüs hier auf seine Verarbeitungsqualität.  Fotos: Hendrik Steffens
Vorsitzender Geschäftsführer Günter Murmann hat wegen des Aufwärtstrends allen Grund zu lächeln.
Vorsitzender Geschäftsführer Günter Murmann hat wegen des Aufwärtstrends allen Grund zu lächeln.
 
Gesellschafterin Annette Schneider sprach vom Ziel eines soliden, kontinuierlichen Wachstums in den kommenden Jahren.
Gesellschafterin Annette Schneider sprach vom Ziel eines soliden, kontinuierlichen Wachstums in den kommenden Jahren.
 
Geschäftsführer Wilhelm Wirth präsentierte die Zahlen des vergangenen und laufenden Geschäftsjahres.
Geschäftsführer Wilhelm Wirth präsentierte die Zahlen des vergangenen und laufenden Geschäftsjahres.
 
Die Gesellschafterinnen Sylvia Schmidt (links) und Annette Schneider sowie die Geschäftsführer Günter Murmann (links außen) und Wilhelm Wirth bilden die Führungsspitze von Dr. Schneider in Neuses.
Die Gesellschafterinnen Sylvia Schmidt (links) und Annette Schneider sowie die Geschäftsführer Günter Murmann (links außen) und Wilhelm Wirth bilden die Führungsspitze von Dr. Schneider in Neuses.
 

Das Unternehmen setzte 2014 rund 434 Millionen Euro um. Das ist ein Anstieg um 12,5 Prozent. 43 Millionen Euro sollen im laufenden Jahr investiert werden, allein neun Millionen davon in drei Neubauten in Neuses.

Es sind gute Zeiten für den Kronacher Automobilzulieferer Dr. Schneider. Im Jahr 2014 wuchs der Umsatz um 12,5 Prozent auf 434 Millionen Euro (Vorjahr 390 Millionen). 2015 sollen 43 Millionen investiert werden (Vorjahr 27 Millionen). Neun davon in die drei Bauprojekte am Neuseser Standort des Unternehmens - Kantine, IT-Kompetenzzentrum sowie Forschungs- und Entwicklungszentrum.

Auch die Rendite passt

Das Umsatzwachstum um 12,5 Prozent oder 44 Millionen Euro von 2013 auf 2014 führt Günter Murmann, Vorsitzender der Geschäftsführung darauf zurück, dass die Partner aus der weltweiten Automobilbranche "ein sehr erfolgreiches Jahr hatten". Klar ist, über Gewinn sagt Umsatz erst mal wenig aus. Aber auch die Rendite scheint bei Dr. Schneider zu passen: Die Vorsteuer-Rendite betrage bei Automobilzulieferern im Branchenschnitt zwischen sieben und acht Prozent, sagte Geschäftsführer Wilhelm Wirth. "Da sind wir ganz gut mit dabei", so Wirth, ohne ins Detail zu gehen.

Dr. Schneider liefert unterschiedlichste Kunststoffprodukte vom Belüftungssystem über die Mittelkonsole bis zum Handschuhfach vor allem für Premium-Automobile. Zu den Kunden zählen Audi, BMW und Mercedes sowie zahlreiche weitere Hersteller.

Entwicklung im Raum Kronach

2015 investiert der Automobilzulieferer mit weltweit fünf Tochtergesellschaften rund 43 Millionen Euro. Der Löwenanteil mit gut 60 Prozent soll in den Stammsitz des familiengeführten Unternehmens strömen, "der unser Headquarter war, ist und bleiben wird", stellte Wirth klar.

Auf dem Werksgelände in Kronach-Neuses werden aktuell eine Kantine (wird am 16. Juli eingeweiht) sowie ein Forschungs- und Entwicklungszentrum mit Platz für 200 Mitarbeiter gebaut. Letzteres soll Mitte 2016 fertiggestellt werden. Zudem wird in das Gebäude der früheren Neuseser Schule ein IT-Kompetenzzentrum integriert, das im Juni fertig sein soll. Allein 2015 werden in die drei Projekte voraussichtlich neun Millionen Euro investiert. "Diese Baumaßnahmen sind ein steinernes Bekenntnis zu unserem Standort und Stammsitz", sagte Günter Murmann.

Mit den neuen Gebäuden sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden: Wegen des seit Jahren anhaltenden Wachstums und der damit verbundenen, steigenden Mitarbeiterzahl seien die räumlichen Kapazitäten ausgefüllt, so Murmann. Im Stammwerk sind derzeit rund 1300 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit hat Dr. Schneider rund 3000 Mitarbeiter, Tendenz steigend. Davon aktuell 129 Auszubildende in 14 Ausbildungsberufen. "Und wir wollen auch, dass die jungen Leute bei uns bleiben", so Murmann. Die übernahmequote liege bei rund 90 Prozent.

Umsatzverteilung

Größter Abnehmer der Angebote von Dr. Schneider ist aktuell die VW-Gruppe. Die Firmengruppe, zu der neben Volkswagen auch Audi, Porsche, Seat, Skoda und andere gehören, machte zuletzt 26 Prozent des Umsatzes aus. Es folgen BMW mit 17,5 und Daimler mit 15,3 Prozent. 76 Prozent des Umsatzes generiert das Kronacher Familienunternehmen über Geschäfte direkt mit Fahrzeugherstellern.

Verteilung am Weltmarkt

Die größten Märkte der Automobilindustrie und damit indirekt auch für Dr. Schneider sind aktuell Nordamerika (17,4 Millionen Fahrzeuge 2015), Europa (20 Millionen Fahrzeuge) und China (23,7 Millionen Fahrzeuge). Weltweit werden 2015 voraussichtlich 90 Millionen Fahrzeuge gefertigt. Bei Dr. Schneider geht man davon aus, dass der Markt bis 2022 auf weltweit 107 Millionen Fahrzeuge wachsen könnte. "Darauf müssen wir uns einstellen, ob wir wollen oder nicht", sagte Murmann. Das Wachstum des Kronacher Familienunternehmens dürfte also anhalten.

"Hausaufgaben machen"

Gesundheit, Energieeffizienz, und selbstfahrende Autos dürften Themen der Zukunft sein, prognostizierte der Vorsitzende Geschäftsführer. Letzteres könne zur Folge haben, dass Autos fahrende Büros würden. Der Fahrzeuginnenraum werde sich wandeln und damit auch die Anforderungen an Dr. Schneider. "Wir dürfen uns auf den aktuellen Ergebnissen nicht ausruhen, sondern müssen das Ohr am Markt haben und unsere Hausaufgaben machen", sagte Murmann.

Wie die Geschäftsführer des Unternehmens prognostizierten, könnte der Umsatz im Jahr 2015 an der 500-Millionen-Grenze kratzen. Das würde einem erneut sehr großen Umsatzwachstum von rund 66 Millionen Euro oder 15 Prozent entsprechen. Gesellschafterin Annette Schneider stellte aber klar: "Für die nächsten Jahre ist nicht geplant, dass das Umsatzwachstum in so großen Schritten weitergeht." Es solle stets moderat, kontrolliert und aus eigener Kraft geschehen. Ein Wert von rund fünf Prozent pro Jahr sei auf lange Sicht erstrebenswert, meinte die Gesellschafterin.

International erfolgreich

Die Gruppe mit fünf Tochtergesellschaften hat Produktionsstandorte in Deutschland (Kronach-Neuses, Judenbach, Tschirn), Europa (Radomierz/Polen, Valencia/Spanien), USA (Russell Springs/Kentucky), China (Liaoyang) und Vertriebsbüros weltweit. Das größte Produktionswerk mit über 1000 Mitarbeitern steht derzeit in Polen. red