Hinter dem Justizgebäude in Frankfurt hat ein Kitzinger über mehrere Monate Rauschgift entgegen genommen. Jetzt sitzt er im Würzburger Justizgebäude. Er ist nicht der einzige aus dem Kitzinger Drogenmilieu.
Mit mindestens 33 Kilogramm Haschisch und Amphetamin in kleineren Mengen soll ein rumänischer Staatsangehöriger (25) vor allem im Jahr 2011 Drogenkonsumenten im Großraum Kitzingen versorgt haben, selbst und über Zwischenhändler. Am ersten Verhandlungstag vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts sagte der selbstständige Trockenbauer aus Kitzingen zunächst mal überhaupt nichts zur Anklage.
15 Fälle hat Staatsanwalt Marc Kurzawski für seinen Vorwurf des "schwunghaften Handels" aufgelistet: Das Haschisch soll der Angeklagte jeweils von einem Unbekannten in Frankfurt gekauft haben. Nach Kitzingen sei er dann jedoch, aus Sicherheitsgründen, immer ohne Rauschgift zurück gefahren. Den Transport soll für ihn ein deswegen bereits zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilter Pizzabäcker aus der Kitzinger Drogenszene übernommen haben.
Die Rauschgiftmenge hat sich, so die Ermittlungen, schnell gesteigert. Von einem Kilo bei der ersten bis zu zwölf Kilogramm bei der letzten Fahrt. Übergabeort in Frankfurt war meist der Parkplatz hinter dem Justizgebäude, wo man sich offensichtlich für solche Geschäfte besonders sicher fühlte. Der Pizza-Bäcker, der das Risiko für den Fall einer Kontrolle auf der Autobahn allein trug, bekam pro Fahrt 500 Euro, die meist mit Rauschgift-Schulden verrechnet wurden.
Gleich mal unterbrochen Da eine Anwältin aus dem dreiköpfigen Verteidiger-Pool des Angeklagten gestern verhindert war, der Mann aber auf Anwesenheit der Wahlverteidigerin Wert legte, ist der Prozess gleich nach dem Verlesen der Anklage bis zum 15. Januar unterbrochen worden.
Auf Frage des Gerichts, ob er sich dann zur Sache äußern werde, sagte der Angeklagte, dass er das heute noch nicht wisse.
Tresorschlüssel verschluckt Den Kurierfahrer hat trotz seiner 21 Jahre bereits umfangreicher Gerichtserfahrung. Die Große Jugendkammer des Landgerichts Würzburg hatte ihn im Juni vergangenen Jahres wegen der Haschisch- Transporte und weiterer Delikte zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und acht Monaten verurteilt. Außerdem wurde die Unterbringung des Angeklagten, der nach seinen Angaben Drogen bereits seit Ende des 13. Lebensjahres ohne Unterbrechung konsumiert, zur Therapie in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
Anfang August 2011 hatte der "Kurier" aus der Pizzeria für Schlagzeilen gesorgt: Als die Polizei im Rahmen einer Hausdurchsuchung am frühen Morgen vor seinem Bett stand, da verschluckte er blitzschnell den Schlüssel eines kleinen Tresors, der unter seinem Bett stand. In dem Behälter waren neben einigen hundert Euro knapp zwei Kilogramm Haschisch, das der jetzt angeklagte Trockenbauer damals angeblich bei ihm gebunkert hatte, als er in Urlaub fuhr. Der verschluckte Tresorschlüssel musste operativ entfernt werden, benötigt hat ihn die Polizei nicht mehr, da ein Zweitschlüssel am Tatort gefunden wurde.
Erfolgreiche Razzien Zahlreiche erfolgreiche Rauschgift-Razzien in Stadt und Landkreis Kitzingen im vergangenen Jahr haben dazu geführt, dass die Justiz in der näheren Umgebung inzwischen Unterbringungsprobleme mit den Festgenommenen hat.
Um Kontakte der Untersuchungsgefangenen unter einander zu vermeiden, werden die auf bayerische Justizvollzugsanstalten verteilt. Angesichts der zahlreichen Festnahmen im Kitzinger Drogenmilieu wird es da inzwischen bereits eng: Anschrift des rumänischen Trockenbauers ist derzeit die Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim, vor kurzem wurde ein Kitzinger Angeklagter aus dem Knast in Kempten vorgeführt und eine Frau aus dem Landkreis, die noch auf ihren Prozess wartet und in der Strafanstalt Aichach "geparkt" wurde, musste in den vergangenen Wochen mindestens zehn Mal zu Zeugenaussagen nach Würzburg gebracht werden.