Voraussetzung fürs Da-Sein

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Es ist eine Existenzfrage: Reinhard Riedel sitzt oft auch nachts am Computer, denn große Datenmengen würden das Tagesgeschäft in seinem Betrieb stundenlang lahm legen. Er hofft, dass nach dem Förderbescheid bald schnelles Internet in Markt Herrnsheim verfügbar ist. Foto: Daniela Röllinger
Es ist eine Existenzfrage: Reinhard Riedel sitzt oft auch nachts am Computer, denn große Datenmengen würden das Tagesgeschäft in seinem Betrieb stundenlang lahm legen. Er hofft, dass nach dem Förderbescheid bald schnelles Internet in Markt Herrnsheim verfügbar ist. Foto: Daniela Röllinger
Das Medieninteresse war groß: Finanzminister Markus Söder übergab den Förderbescheid für schnelles Internet an den Iphöfer Bürgermeister Josef Mend, den Bescheid für die Willanzheimer Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert hielt Regierungspräsident Paul Beinhofer bereit. Foto: Daniela Röllinger
Das Medieninteresse war groß: Finanzminister Markus Söder übergab den Förderbescheid für schnelles Internet an den Iphöfer Bürgermeister Josef Mend, den Bescheid für die Willanzheimer Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert hielt Regierungspräsident Paul Beinhofer bereit. Foto: Daniela Röllinger
 

Der Förderbescheid für schnelles Internet in Willanzheim und Iphofen liegt vor, jetzt hoffen die Betriebe auf zügige Umsetzung. Nicht nur für Reinhard Riedel, der in Markt Herrnsheim einen Betrieb mit sieben Mitarbeitern leitet, ist eine gute Versorgung eine Frage der Existenz.

Spätestens um 18 Uhr ist Feierabend - zumindest in den meisten Büros und Betrieben. In den Ortsteilen von Willanzheim und Iphofen ist das oft anders, da kehren zumindest die Chefs abends noch einmal an die Computer zurück. So wie Reinhard Riedel von Riedel Tortechnik in Markt Herrnsheim. Er muss oft große Datenmengen versenden. Würde er das tagsüber machen, wären die Leitungen stundenlang blockiert. "Das ist nicht haltbar", sagt Riedel. Der Freitag war deshalb ein Lichtblick für den Chef von sieben Mitarbeitern: Finanzminister Markus Söder übergab den Förderbescheid für schnelles Internet an Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert.

Spätestens in einem Jahr sollen Willanzheim, Herrnsheim und Hüttenheim, aber auch die Iphöfer Ortsteile bis auf Birklingen, mit schnellem Internet versorgt sein.
Das sieht der Vertrag vor, den die beiden Gemeinden jetzt endlich, nach langem Hin und Her, mit der Telekom schließen dürfen. Voraussetzung dafür war der Förderbescheid. Er ist Teil eines komplizierten Verfahrens mit 19 einzelnen Schritten und langen Wartezeiten dazwischen. Wann genau gebaggert wird, steht trotz der jetzt vorliegenden Zusage für die Finanzhilfe noch nicht fest. "Aber es dauert seine Zeit, bis alle Glasfaserkabel verlegt sind", sagt die Bürgermeisterin. Auf ein Datum, wann es denn dann endlich auch am Computer losgehen kann, lässt sie sich nicht festlegen: "Man weiß ja nicht, wie der Winter wird."


"Der Umzug nach Würzburg ist schon im Kopf"


Dass Reinhard Riedel mit seiner Geduld langsam am Ende ist, merkt man schnell im Gespräch. "Spätestens in zwei Jahren ist es für uns eine Existenzfrage." Hätte die Bürgermeisterin ihm nicht im Sommer versprochen, dass es jetzt recht schnell geht, wäre er aus Herrnsheim weggegangen, sagt er. "Der Umzug nach Würzburg ist schon im Kopf." Seit einigen Jahren hat das Objektgeschäft in seinem Betrieb stark zugenommen. Dazu gehören große Datenmengen, und die laufen über E-Mail. Das Empfangen laufe problemlos, das Verschicken dagegen sei schwierig. "Das muss ich nachts um 22, 23 Uhr starten."

Schon bevor Ingrid Reifenscheid-Eckert Bürgermeisterin wurde, war die Versorgung mit schnellem Internet in Willanzheim ein Thema. Stundenlang wurde im Gemeinderat darüber beraten, viele Briefe gingen in den letzten fünfeinhalb Jahren hin und her. Zwölf Ordner haben sich in all der Zeit angesammelt. Aus dem ersten Förderprogramm waren Willanzheim und Iphofen rausgeflogen. Dann wurde überlegt, über ein so genanntes Leerrohrprogramm an die Datenleitungen zu kommen. Dann kam das 2. bayerische Breitbandförderprogramm. Willanzheim und Iphofen sind jetzt die ersten Gemeinden, denen die Förderbescheide überreicht werden konnten. Dazu war Finanzminister Markus Söder persönlich nach Iphofen gekommen - das Medienaufgebot war entsprechend groß.


Förderquote hängt von der Finanzkraft ab


311035,60 Euro bekommt die Stadt Iphofen über dieses Programm, das entspricht einer Förderquote von 40 Prozent bei Gesamtkosten von 800000 Euro. Damit werden laut Ministerium mindestens 1365 Endnutzer erschlossen. Willanzheim bekommt 254440,80 Euro bei Gesamtkosten von 424000 Euro - hier können sich mindestens 573 Endnutzer über eine schnellere Datenleitung freuen. Dass Willanzheim eine höhere Förderquote hat, nämlich 60 Prozent, liegt an der unterschiedlichen Finanzkraft der beiden Kommunen. So wies Reifenscheid-Eckert den Minister, als der über finanzstarke Kommunen sprach, denn auch gleich darauf hin, dass er dabei lieber Josef Mend anschauen solle als sie. Was Söder mit der Aussage quittierte, er wisse schon, dass der Iphöfer Bürgermeister der Dagobert Duck sei.

Gut gelaunt wie die Vertreter der Kommunen und des Ministeriums war am Freitag auch Kreishandwerksmeister Michael Bissert. Er sei sehr erfreut, dass endlich schnelle Verbindungen kommen, schließlich laufe in den Betrieben heutzutage fast alles über das Internet. Vor allem in den Randgemeinden sei das bislang ein Problem gewesen.


Finanzminister Söder: "Ziel ist schnelles Internet für alle bis 2018"


Über 500000 Euro bekommen die beiden Kommunen nun vom Staat, insgesamt stehen im Förderprogramm 500 Millionen Euro zur Verfügung. 308 Gemeinden sind bislang erst im Programm, darunter auch Geiselwind, Großlangheim und Wiesentheid.

"Ziel ist schnelles Internet für alle bis 2018", erklärt der Finanzminister. Dafür müsse das bisherige Förderverfahren überarbeitet werden. Söder will das schnelle Internet zur Aufgabe der Daseinsvorsorge machen. Für einen Betrieb wie den von Reinhard Riedel gilt genau das: Das schnelle Internet ist die Voraussetzung dafür, dass der Betrieb überhaupt da sein kann. Riedel hofft jetzt, dass es tatsächlich klappt bis etwa Mitte nächsten Jahres. Sonst wird umgezogen. "Meine Existenz gebe ich deshalb nicht auf."