Vor sieben Jahren hat ein Mann Kokain verpackt. Jetzt ist er verurteilt worden. Seine Fingerabdrücke haben ihn überführt.
Sieben Jahre nach einem spektakulären Kokain-Fund an der Autobahn-Raststätte Würzburg-Süd konnte die Kriminalpolizei zu zwei Fingerabdrücken, Daumen links und Zeigefinger rechts, endlich, wenn auch durch Zufall, die Bezugsperson ermitteln.
Mindestens ein Päckchen aus der acht Kilo-Lieferung hatte ein in den Niederlanden lebender Marokkaner beim Verpacken mit Klebeband im Mai 2006 kräftig gesichert und dabei seine "Adresse" zurückgelassen. Die Auswertung des Klebebandes durch Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes hat ergeben, dass die Spur bei "aktivem Tun" entstanden ist und nicht beim zufälligen Anfassen.
Auf die Spur des Mannes (45) kam man Jahre später , weil er im Großraum Kleve mit zwei Kilogramm Haschisch angetroffen und danach erkennungsdienstlich behandelt worden war. Da hatte man dann beim Daten-Vergleich den Mann zu den bisher anonymen Fingerabdrücken.
Zur Überraschung von Gericht und Staatsanwalt in Würzburg waren die zwei Kilogramm Haschisch, möglicherweise wegen der Nähe zu Holland, kein Anlass, den Mann festzunehmen. Er durfte zurück und konnte erst über ein aufwändiges Auslieferungsverfahren zum Prozess nach Würzburg geholt werden.
Vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts Würzburg hat der Mann, der in einem holländischen Großbetrieb Schweine zerlegt, nur gestanden, was ihm bewiesen werden konnte: Ja, er habe für einen guten Bekannten mal vor vielen Jahren als Gefälligkeit ein Kokain-Päckchen mit Klebeband "verschnürt", aber von weiteren acht, ,die später auf der Autobahnraststätte Würzburg-Süd in einem Kurierfahrzeug sichergestellt wurden, wisse er nichts. Auf denen waren keine verwertbaren Spuren.
Zwei Jahre und neun Monate Und weil er auch wegen unerlaubter Einfuhr von Rauschgift angeklagt war, erklärte der Mann, er sei davon ausgegangen, dass der Stoff an einen Kunden in Holland geht, also im Land bleibt. Dass die Sendung für den Export bestimmt ist, habe er nicht gewusst. Und für wen er damals Kokain abpackte, dazu mache er keine Angaben. Das war es. Weitere Fragen beantwortete der Angeklagte nicht.
Verurteilt wurde der Marokkaner mit holländischer Staatsangehörigkeit zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Was er sagt, könne man, so der Vorsitzende Richter Volker Zimmermann, nicht widerlegen, daher ist der Angeklagte auch nur wegen Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln in der Größenordnung von einem Kilo verurteilt worden.
Offen sind nun noch bei der Staatsanwaltschaft in Kleve die zwei Kilogramm Haschisch, mit denen der Marokkaner Jahre nach dem Klebeband-Einsatz erwischt worden war. Wenn Würzburg hart zulangt beim Urteil, so sein Verteidiger, dann werde man den Haschisch-Fall einstellen, habe er in Cleve erfahren. Bei einer niedrigen Strafe würde der Fall verhandelt. Jetzt ist die Frage, ob zwei Jahre und neun Monate aus Sicht der Justiz in Kleve viel oder wenig sind.
Der Italiener, der acht Kilogramm Kokain im Mai 2006 als Kurier von Holland nach Italien bringen sollte, war in der Raststätte Würzburg-Süd bei einem Nickerchen von Fahndern geweckt und kontrolliert worden. Neun Rauschgift-Pakete hatte man ihm in die Stoßstange des Fahrzeugs "eingebaut", angeblich kannte der Fahrer das Schmuggelversteck nicht. Er versicherte, dass er sich nur 5000 Euro Überführungs-Geld verdienen wollte, aber mit Rauschgift nichts zu tun habe. Ihn hatte das Landgericht Würzburg damals zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt.