Neues Baugebiet für Rödelsee

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Neue Nutzung: Bis Mitte 2013 stand am Ortsrand von Rödelsee eine Tennishalle. Jetzt werden auf dem Gelände 15 Wohnhäuser gebaut. Fotos: Daniela Röllinger
Neue Nutzung: Bis Mitte 2013 stand am Ortsrand von Rödelsee eine Tennishalle. Jetzt werden auf dem Gelände 15 Wohnhäuser gebaut. Fotos: Daniela Röllinger
 
Die neben der Umgehung liegenden Grundstücke sind größer, dürfen im oberen Teil aber nicht bebaut werden.
Die neben der Umgehung liegenden Grundstücke sind größer, dürfen im oberen Teil aber nicht bebaut werden.
 

Im März rollen die Bagger an: Nach vielen Jahren des Stillstands wird das Gelände der ehemaligen Tennishalle als Baugebiet erschlossen. Häuslebauer können im Juli starten.

15 Jahre nach dem so genannten Rettungserwerb geht eine schier unendliche Geschichte zu Ende: Am Ortsrand von Rödelsee, wo die Tennishalle über Jahre vor sich hin verfiel, ist der Weg frei für 15 neue Eigenheime. Der Bebauungsplan ist rechtskräftig, die Erschließung beginnt im März und soll im Juni fertig sein. "Wenn alles passt, kann im Juli mit dem Bau der ersten Häuser begonnen werden", sagt Peter Siegel, Vorstand der VR Bank Kitzingen eG.

Eine Bank lässt einen Bebauungsplan erstellen und verkauft Baugrundstücke? Es ist ein unüblicher Weg, den die VR Bank Kitzingen in Rödelsee geht. Das erste Projekt seiner Art wird wohl auch das einzige bleiben. "Das ist aus der Entwicklung heraus entstanden, das Objekt im Rahmen einer Zwangsversteigerung erworben zu haben", erklärt Siegel.
"Wir machen keine Bauträgergeschäfte und wollen auch nicht selbst Investor sein." Vielmehr sei geplant, alle Bauplätze zu verkaufen.

Wer diese Entwicklung verstehen will, muss eineinhalb Jahrzehnte zurückgehen. Der Sportpark am Schwanberg - bestehend aus Tennishalle, Tennisplätzen und Fitness-Studio - wurde 1999 zwangsversteigert. Als Hausbank ersteigerte die VR Bank das Anwesen "im Rahmen der Verwertung des Objekts", wie Siegel es ausdrückt. Ein Rettungserwerb, wie es in der Branche heißt.

Es sollte eine Entscheidung mit langfristigen Folgen werden. Der Tennisboom war vorbei, das Objekt an den Mann zu bringen, erwies sich als äußerst schwierig. Bis 2006 wurde die Halle zunächst vom unterfränkischen Tennisverband genutzt, insbesondere zu Sichtungslehrgängen und vor allem in den Wintermonaten. "Im Sommer stand sie leer und die Außenplätze wurden gar nicht genutzt", so Siegel. Als auch der Tennisverband kein Interesse mehr hatte, versuchte die Bank, das Objekt zu vermarkten. "Was sollen wir mit einer Tennishalle?" Anfang 2009 kam ein neuer Mieter - und mit der neuen Nutzung Ärger mit den Anliegern, denn in der Halle wurde Paintball gespielt. Menschen beschießen sich dabei mit Farbkugeln, jeder Treffer ist mit mehr oder weniger starken Schmerzen verbunden - und damit auch mit Schreien. Die Nachbarn fühlten sich belästigt. Zunächst wurde der Betrieb aufs Wochenende beschränkt, im Juli 2010 war auch mit dieser Nutzung Schluss. Seit Mitte 2010 stand die Halle leer. Als Veranstaltungshalle war sie nicht nutzbar, weil das Equipement fehlte. Zudem war die Lage direkt neben dem Baugebiet nicht ideal dafür. Sämtliche Versuche, das Anwesen an den Mann zu bringen, scheiterten.

Die Suche nach einer Lösung brachte die Bank schließlich auf den Gedanken, das Gelände zum Baugebiet zu machen. Das Baugebiet am Schlossberg war ziemlich voll, Nachfrage nach Bauplätzen in Rödelsee bestand weiterhin. Die Idee der Bank fiel bei der Gemeinde auf fruchtbaren Boden. Die als Privatinvestor auftretende VR Bank stimmte sich mit der Gemeinde ab, mehrfach waren die Planungen Thema im Gemeinderat. Auch baulich tat sich etwas: Eine Firma trug die Halle Stück für Stück ab. Seit Mitte vergangenen Jahres ist das Gelände frei. In enger Abstimmung mit der Gemeinde ließ die Bank einen Bebauungsplan erstellen, seit Oktober 2013 ist dieser rechtskräftig.

Bei ihrem Vorhaben ging die Bank auf die Wünsche der Gemeinde ein. Entgegen der ursprünglichen Planung werden die 15 Grundstücke nun beispielsweise nicht mit Stichstraßen erschlossen, sondern mit zwei durch das Baugebiet führenden Straßen. Gemeinderäte hatten Probleme für Ver- und Entsorgungsfahrzeuge befürchtet. Eine Straße ist fünf Meter breit, die andere sechs Meter - sie hat einen Bürgersteig. Um die Ableitung des Oberflächenwassers zu gewährleisten, wird ein Regenrückhaltebecken gebaut.

Zehn Bauplätze sind zwischen 620 und 730 Quadratmeter groß, neben der Hauptstraße gibt es fünf Bauplätze mit mehr als 1000 Quadratmetern. Den Grundstückspreis beziffert Peter Siegel auf 105 Euro pro Quadratmeter - allerdings wird bei einem Teilbereich jedes der großen Bauplätze ein Abschlag gewährt. Der Grund: Der direkt neben der Straße liegende Grundstücksstreifen kann nicht bebaut werden, weil eine Versorgungsleitung der Fernwasserversorgung darunter verläuft.

Die Vorschriften, wie gebaut werden darf, sind recht offen gefasst. Die Vorgaben des Baugebietes am Schlossberg wurden großteils übernommen. Errichtet werden können Einzel-, aber auch Doppelhäuser.

Die Erschließungskosten übernimmt das Geldinstitut. Ist die Erschließung fertig, geht sie in den Besitz der Gemeinde über. Vermarktet werden die Grundstücke über die Bank - wobei der Gemeinde zugesagt wurde, dass der Grundstückskauf nicht an die Finanzierung des Hausbaus durch die VR Bank Kitzingen gebunden ist.

Bürgermeister Burkhard Klein (CSU) bezeichnet die Entwicklung als "glücklich für die Gemeinde". Zum einen wegen der Probleme, die es bei der Folgenutzung der Tennishalle gab, zum anderen aber auch, weil Rödelsee dringend neue Baugrundstücke braucht. Familien, die nach Rödelsee gezogen sind und zur Miete wohnen, haben Interesse signalisiert, langfristig zu bleiben. Auch hinsichtlich der Ortsabrundung sei die Lösung optimal. Die Gemeinde selbst hätte die Investition laut Klein nicht schultern können.

Das große Geschäft, das weiß Vorstand Peter Siegel, ist das Baugebiet für die Bank nicht. "Ziel ist nicht der große Gewinn, sondern das Objekt zu verwerten, ihm nach all den Jahren wieder Leben einzuhauchen", sagt er. Das tut man, indem es der Wohnbebauung zugeführt wird - die ja in Rödelsee nachgefragt sei. Die Zahlen belegen das: Drei Bauplätze sind bereits verkauft, weitere Anfragen liegen vor. "Ich denke, dass wir mit einer schwarzen Null rauskommen."