Patienten aus dem Landkreis finden ab dem 21. Januar nur noch in Kitzingen einen Bereitschaftsarzt. Die Bereitschaftspraxis hat ihre Räume in der Klinik Kitzinger Land. Knapp 60 niedergelassene Ärzte tun dort abwechselnd Dienst.
Ein bisschen ist es wie bei den zehn kleinen Negerlein. Es werden immer weniger. Bei den Hausärzten hat das gravierende Folgen. Den ärztlichen Bereitschaftsdienst in der bekannten Form - in den Praxen der Ärzte - gibt es ab Dienstag, 21. Januar, nicht mehr. Wenn es einem Landkreisbürger künftig nachts, wochenends oder feiertags schlecht geht, kann er direkt in die neue Bereitschaftspraxis Kitzingen fahren.
Die beruhigende Nachricht: "Das ist eine hochleistungsfähige Anlaufstelle", verspricht Dr. Edgar Gramlich vom Verein "Gesundheitsnetz Kitzinger Land". Dieser Zusammenschluss von Landkreisärzten betreibt die Praxis in enger Zusammenarbeit mit der Klinik.
In lebensbedrohlichen Situationen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt bleibt alles beim Alten: Über die Telefonnummer 112 erreicht man Notarzt und Rettungsdienst.
In allen weniger gefährlichen Fällen aber sollen die Patienten - ohne Voranmeldung - in die neue Bereitschaftspraxis in der Klinik Kitzinger Land kommen.
Dort wechseln sich insgesamt knapp 60 niedergelassene Ärzte aus dem Landkreis Kitzingen ab und leisten in modernen Räumen den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Ein Arzt und mindestens eine Sprechstundenhilfe sind stets präsent.
Warum die Neuerung? "Ganz einfach: Die niedergelassenen Ärzte werden immer älter, Nachwuchs gibt es kaum. Mit 62 Jahren endet die Verpflichtung, am Bereitschaftsdienst teilzunehmen", erklärt Dr. Michael Bedö, Allgemeinarzt aus Mainbernheim. "Wir haben mittlerweile schlicht und ergreifend zu wenig Mediziner, die den Notdienst übernehmen.
Und es werden jährlich noch weniger." Für junge Ärzte sei der Beruf wegen der hohen Belastung wenig attraktiv: 50 Stunden und mehr pro Woche seien gang und gäbe, dazu kommen Nacht- und Wochenenddienste.
Schon 2012 hob die Kassenärztliche Vereinigung warnend den Finger und trat nach dem Motto an die Ärzte heran: "Entweder ihr regelt den Bereitschaftsdienst selbst neu - oder er wird geregelt."
Also überlegten engagierte Hausärzte zusammen mit Dr. Stephan Rapp und Dr. Viktor Dubrauszky von der Klinik Kitzinger Land, wie man den Nacht- und Wochenenddienst im Landkreis sicherstellen könnte. Dass die fünf einzelnen Bereitschaftsbezirke Volkach, Dettelbach, Wiesentheid, Kitzingen und Iphofen nicht gehalten werden konnten, war klar. Bis auf Kitzingen unterschritten alle die Mindestzahl der Bereitschaftsärzte; statt 15 gab es nur noch acht oder neun.
Zwei statt fünf Ärzte "Es hat sich angeboten, den Bereitschaftsdienst in den Räumen der Klinik zu zentralisieren", sagt Dr. Gramlich. "Hier können wir die Logistik nutzen und Patienten im Notfall direkt an die Klinikärzte übergeben." Dr. Bedö ergänzt: "Für die Bevölkerung ist das neue System sicher einfacher. Sie müssen nicht mehr nach dem aktuellen Bereitschaftsdienst suchen." Für nicht mobile Kranke übernimmt ein Kollege des Bereitschaftsarztes den so genannten Fahrdienst und macht Hausbesuche im ganzen Landkreis.
Ab 21. Januar haben also nur noch zwei statt fünf Ärzte gleichzeitig Bereitschaft. Wird das reichen? "Wir denken schon. Allerdings werden die Wege sowohl für die Patienten als auch für den Hausbesuchsdienst länger und es wird sicher Wartezeiten geben", verhehlt Dr. Gramlich auch die Nachteile nicht.
Dr. Ulrike von Schultzendorff mahnt vorsorglich alle Bürger: "Bei Erkrankungen, deren Behandlung ein bisschen Zeit hat, sollten die Patienten lieber zu den normalen Sprechzeiten zum Hausarzt gehen."
Ab dem 21. Januar gilt: Im Notfall nach Kitzingen Bereitschaftspraxis: Wer außerhalb der Praxis-Öffnungszeiten einen Arzt braucht, muss künftig nicht mehr nachschauen, wo welcher Mediziner gerade Notdienst hat. Für solche Fälle gibt es ab Dienstagabend, 21. Januar, nur noch eine Anlaufstelle: die neue Bereitschaftspraxis in der Klinik Kitzinger Land, wo knapp 60 Ärzte aus dem Landkreis abwechselnd Dienst tun. In schwereren Fällen macht ein "Fahrdienst" Hausbesuche.
Eröffnung: Ab Dienstagabend, 18 Uhr, ist die Praxis für die Patienten in Betrieb.
Der Weg in die Praxisräume ist in der Klinik gut beschildert.
Keine Termine: Zu erreichen ist der Ärztliche Bereitschaftsdienst über die bundeseinheitliche, gebührenfreie Telefonnummer 116 117 (ohne Vorwahl). Er verweist abends, am Wochenende und an Feiertagen auf die neue Bereitschaftspraxis: Patienten sollen ohne Anmeldung direkt dorthin kommen und warten, bis sie an der Reihe sind. In schweren Fällen wird automatisch der Hausbesuchsdienst alarmiert.