Neue Ausstellung in Winzerscheune bietet Einblicke in Iphofens Geschichte

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Fingerspitzengefühl ist gefragt: Karl-Heinz Kirsch vergewissert sich, dass die Beschriftung der Stele "Wein, Gips und Holz" richtig sitzt. Foto: Röllinger
Fingerspitzengefühl ist gefragt: Karl-Heinz Kirsch vergewissert sich, dass die Beschriftung der Stele "Wein, Gips und Holz" richtig sitzt. Foto: Röllinger
Miniaturstadt: Das Modell der Stadt Iphofen stand bislang mehr oder weniger unbeachtet im Raum neben dem Sitzungssaal im Historischen Rathaus. Jetzt wird es mit moderner Animationstechnik zum Leben erweckt, dazu erzählen Herr Rebstock und Frau Eiche kurze und unterhaltsame Episoden aus der Stadtgeschichte. Foto: Röllinger
Miniaturstadt: Das Modell der Stadt Iphofen stand bislang mehr oder weniger unbeachtet im Raum neben dem Sitzungssaal im Historischen Rathaus. Jetzt wird es mit moderner Animationstechnik zum Leben erweckt, dazu erzählen Herr Rebstock und Frau Eiche kurze und unterhaltsame Episoden aus der Stadtgeschichte. Foto: Röllinger
 
Lieblingsstück: Claudia Bellanti, Leiterin der Tourist-Info, freut sich, dass das Stadtmodell nicht länger sein Dasein in einem Nebenzimmer im Rathaus fristen muss. Foto: Röllinger
Lieblingsstück: Claudia Bellanti, Leiterin der Tourist-Info, freut sich, dass das Stadtmodell nicht länger sein Dasein in einem Nebenzimmer im Rathaus fristen muss. Foto: Röllinger
 
Maßarbeit: Dominik Exel und Karl-Heinz Kirsch bringen die Folie an, die über Almosen, Fürsorge und Gottvertrauen in der Iphöfer Stadtgeschichte informiert. Foto: Röllinger
Maßarbeit: Dominik Exel und Karl-Heinz Kirsch bringen die Folie an, die über Almosen, Fürsorge und Gottvertrauen in der Iphöfer Stadtgeschichte informiert. Foto: Röllinger
 
Vor der Witterung geschützt: Der Kreuzschlepper und vier weitere Steinskulpturen aus dem 16. und 18. Jahrhundert stehen jetzt in der Winzerscheune. Foto: Röllinger
Vor der Witterung geschützt: Der Kreuzschlepper und vier weitere Steinskulpturen aus dem 16. und 18. Jahrhundert stehen jetzt in der Winzerscheune. Foto: Röllinger
 

Die neue Ausstellung in der sanierten Winzerscheune hinter dem Rathaus in Iphofen lässt die Stadtgeschichte lebendig werden. Am Samstag ist offizielle Eröffnung.

Rebstöcke und Eichen sind untrennbar mit der Geschichte Iphofens verbunden. Sie stehen als stille Zeitzeugen in und um die Stadt. Könnten sie reden, sie hätten allerhand zu erzählen. In der Ausstellung in der Winzerscheune, die am Samstag eröffnet wird, erwachen zwei von ihnen zum Leben: Herr Rebstock und Frau Eiche geben einen spannenden Einblick in fast 1300 Jahre Iphöfer Stadtgeschichte. Unter anderem verraten sie den Besuchern, warum die Stadtmauer eigentlich einen Knick hat.

Frau Eiche und Herr Rebstock lassen mit ihren Erzählungen das Modell der Stadt lebendig werden, das mitten in der sanierten Scheune seinen neuen Platz gefunden hat. Bislang stand es - von der Öffentlichkeit fast unbeachtet - im Nebenzimmer des Sitzungssaals im Historischen Rathaus und wurde nur an besonderen Tagen wie beispielweise zur Kirchweih hervorgeholt, sagt Claudia Bellanti, Leiterin der Tourist-Info Iphofen.
Jetzt steht es im wahrsten Sinne des Wortes im Scheinwerferlicht, ein Beamer und die von Frau Eiche und Herrn Rebstock - Irina Hanft und Edgar Schellenberger - erzählten Episoden sorgen für einen kurzweiligen Ausflug in die Stadtgeschichte.

Das Modell aus dem Rathaus-Nebenzimmer ist typisch für die neue Ausstellung: Gezeigt werden "Sachen, die wir schon haben", erklärt Bellanti. Im Bauhof standen mehrere wertvolle Steinkulpturen aus dem 16. und 18. Jahrhundert. Sollten sie ewig dort lagern, ohne dass jemand sie sieht? Das schien dem Stadtrat nicht die richtige Lösung. Die war mit dem Kauf der Scheune gefunden, die direkt hinter dem Rathaus und der Vinothek mit Tourist-Info liegt.


Claudia Bellanti: "Wir haben eine Fülle von aussagekräftigen Exponaten"


Ein Teil der Skulpturen steht nun schon saniert in der Ausstellung mit dem Titel "Iphöfer Geschichte(n)", einige sind noch beim Restaurator - "auf Kur", wie Bellanti schmunzelnd sagt. Die Steinfiguren, die ihren Platz im "Lapidarium" gefunden haben, werden nun in den Kontext der Stadtgeschichte gestellt. Dazu kommen unter anderem Exponate aus dem Kirchenburgmuseum Mönchsondheim. Auch ein Gipsbrocken von Knauf darf nicht fehlen - schließlich ist der Gips neben Wein und Holz das dritte und kräftigste Standbein der Stadt. "Wir haben eine Fülle von aussagekräftigen Exponaten, die nur zusammengefügt werden mussten", erklärt die Tourismus-Fachfrau.Während diese in anderen Städten erst zusammengesucht werden müssen, mussten die Fachleute, die für die Konzeption des kleinen Museums zuständig waren, "hier nur die Tür aufmachen und konnten aus dem Vollen schöpfen", so Bellanti.

370.000 Euro hat die Ausstellung gekostet, die Hälfte davon kommt über Leader+. Die Ausstellung hat genau die identitätsfördernde Wirkung, die Ziel dieses Förderprojekts ist.

Wie begeistert Claudia Bellanti von der neuen Attraktion für Einheimische und Gäste ist, wird beim Gang durch die noch nicht ganz fertige Ausstellung deutlich. Noch bekleben Dominik Exel und Karl-Heinz Kirsch von der Firma Oschatz die schwarzen Stelen mit der weißen Schrift. Auch liegen noch nicht alle Exponate in den leuchtend bunten Fächern. Es ist noch einiges zu tun bis zur Eröffnung am Samstag.


Wissen rund um die Heimat unterhaltsam verpackt


"Das wird voll cool", sagt Bellanti, stellt sich vor ihr Lieblingsstück, das Stadtmodell, erzählt, deutet und erklärt. "Eine gute Idee ist das Allerwichtigste, um Geschichtszeugnisse für das Publikum interessant zu machen und zur Wissensförderung anzuregen", findet sie. Ihr gefällt die Idee, mit der Bettina Keß und Oliver Mack das Museumskonzept angegangen sind. An so genannten "Zooms" wird unter anderem erklärt, wer die Iphöfer über Jahrhunderte beherrschte, ernährte und versorgte. "Bischof, König, Bürgermeister" ist eine Stele überschrieben, "Wein, Gips und Holz" die zweite und "Almosen, Fürsorge und Gottvertrauen" die dritte. Und für die kleinen Besucher gibt es noch mehr Iphöfer Geschichten. Sie erfahren unter anderem, dass 1886 18 arme und verlassene Kinder in der "Philipp Stöhr'schen Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder" in Iphofen wohnten. Die Kids können sich mit Hellebarde und Helm fotografieren lassen oder sich Bilder zum Ausmalen mitnehmen.

Da die Ausstellung viele Fragen beantwortet, die Gäste bislang bei Stadtführungen oder in der Tourist-Info stellten, ist nur logisch, dass sie in die Stadtführungen integriert wird - sie ist künftig Anfangs- oder Endpunkt. Die Lage dafür ist ideal. Rathaus, Vinothek, Marktplatz, die Kirche St. Veit, die Michaelskapelle, das Rödelseer Tor und eben auch die Winzerscheune - alles liegt nah beieinander, inmitten der Stadtmauer mit dem Knick. Und wer nun wissen will, warum es den gibt: Die Antwort ist ab Samstag in den "Iphöfer Geschichten " zu finden.


Die Scheune: Die Stadt Iphofen hat die Scheune der Familie Guckenberger im Oktober 2010 erworben. Im August 2011 startete der Umbau unter der Leitung von Architekt Martin Zeltner.

Die Ausstellung: Das Museumskonzept wurde von zwei Büros erstellt: Bettina Keß (Kulturplan, Veitshöchheim) und Oliver Mack (Space4, Stuttgart).

Die Kosten: Baukosten für die Winzerscheune samt Anbau mit behindertengerechten Zugang zum Rathaus (Aufzug) belaufen sich derzeit auf zirka 710 000 Euro. Davon entfallen 370 000 Euro auf die Ausstellung, die Hälfte wird über Leader+ gefördert. Von der Städtebauförderung gab es 218 000 Euro Zuschuss, vom Bezirk Unterfranken 4380 Euro.

Öffnungszeiten: Offiziell eröffnet wird die Ausstellung "Iphöfer Geschichte(n)" am Samstag, 12. Oktober. Anschließend ist sie täglich von 11 bis 17 Uhr für Einheimische und Gäste geöffnet.