Betrügerische Auto-Bumser ließen es sogar am 1. Weihnachtsfeiertag krachen. Den professionellen Unfall-Verursachern war die Polizei nur durch Zufall auf die Spur gekommen.
Durch 20 vorgetäuschte Verkehrsunfälle, die über eine Reparaturwerkstatt im Landkreis Würzburg "abgewickelt" wurden, sind Versicherungen um über eine halbe Million Euro betrogen worden. Einen 32 -Jährigen aus dem Landkreis Main-Spessart, der Unfallopfer angeworben, den Termin für die Unfälle festgelegt und den Unfallablauf im Detail vorgegeben hat, verurteilte eine Große Strafkammer des Landgerichts Würzburg jetzt wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten.
Für die absichtlichen Unfälle nach Plan, die meist am Abend, bevorzugt auf Feldwegen abgewickelt wurden, hatte der Angeklagte, der zuletzt als Vorarbeiter in einem Industriebetrieb beschäftigt war, überwiegend Autofahrer mit Migrationshintergrund eingesetzt.
Zu den Kratzern und Beulen, die sie an anderen Fahrzeugen im Begegnungsverkehr oder beim Auffahren verursachten, wurde dann ein Unfallbericht entworfen und alles weitere, vor allem die Verhandlungen mit Versicherungen, übernahm die Reparaturwerkstatt. Deren Rechnungen sollen dann stark überhöht gewesen sein, die reparierten Fahrzeuge wurden häufig gleich wieder für neue Unfälle verwendet und für die Unfallopfer wurde mitunter bei den Versicherungen sogar Schmerzensgeld beantragt.
Die Unfallorte waren über ganz Unterfranken verstreut, vom Raum Aschaffenburg über den Großraum Würzburg und Kitzingen bis Bad Brückenau in der Rhön. Ein Schwerpunkt der absichtlich herbeigeführten Unfälle war der Landkreis Main-Spessart, vermutlich, so die Polizei, weil der Angeklagte dann keine lange Anfahrt zur Unfallstelle hatte.
Das Gericht bezeichnete es jetzt als besonders dreist, dass in den meisten Fällen die Polizei an die Unfallstelle gerufen wurde, um ein verlässliches Protokoll für die Versicherung des Unfallgegners zu haben. Der geltend gemachte Schaden lag bei den Unfällen zwischen 10.000 und 40.000 Euro. Krachen ließen es die Auto-Bumser, wenn sie dafür Zeit hatten, in einem Fall in Gemünden sogar am Abend des ersten Weihnachtsfeiertages.
Den professionellen Unfall-Verursachern war die Polizei nur durch Zufall auf die Spur gekommen: Bei Ermittlungen gegen einen Mitarbeiter der Zulassungsstelle im Landratsamt Würzburg, wegen des Verdachts der Bestechung durch den Chef der Reparaturwerkstatt im Landkreis Würzburg, war man in dessen Büro auf auffällig viele Unfallbeteiligte mit Migrationshintergrund und auffallend ähnlichen Unfallsituationen gestoßen.
Der Mann entschloss sich, auszupacken, hat Namen genannt, und das wurde von der Justiz honoriert. Eine Strafe von "nur" vier Jahren hat er bereits angetreten.
Nachdem der Schwindel aufgeflogen war, sind knapp 100 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, etwa die Hälfte davon gegen Personen aus der früheren Sowjetunion. Sie sollen für ihre Mitwirkung bei Unfällen mit kostenlosem Ölwechsel oder verbilligten Reparaturen, einigen Hundertern auf die Hand oder einem Sonderpreis beim Kauf eines Gebrauchtwagens entlohnt worden sein. Bei Prozessbeginn war dem Angeklagten, der sich als "Randfigur" schilderte, bei einem umfassenden, die Verhandlung abkürzenden Geständnis eine Freiheitsstrafe von nicht mehr als vier Jahren zugesichert worden.
Für kurzen Prozess gesorgt Daraufhin hatte der für einen kurzen Prozess gesorgt und alles zugegeben, Einsicht und Reue habe man bei ihm allerdings, so das Gericht, nicht erkennen können. Für das Anwerben von Unfallopfern, die Regie an der Unfallstelle und das Dolmetschen, wenn es sprachlich Probleme gab, will der Angeklagte höchstens 15.000 Euro neben den für eine Auto-Werkstatt üblichen "Naturalien" erhalten haben.