Eine junge Frau erzählt aus ihrem Leben. Sie hat einen Beruf erlernt, ein Kind auf die Welt gebracht. Die Zukunft schien rosig. Jetzt ist sie auf Hilfe angewiesen und froh, dass es die Kitzinger Tafel gibt.
Es kann schnell gehen. Kaum einer weiß das so gut wie Bettina Schmidt. Seit drei Jahren lebt sie vom Arbeitslosengeld 2. Mit ihrem kleinen Kind hat sie eine kleine Wohnung bezogen. Alle zwei Wochen machen sie sich frühmorgens auf den Weg zur Kitzinger Tafel. Frisches Obst, Gemüse und die Grundnahrungsmittel holen, um den Kühlschrank wieder aufzufüllen. „Ohne diese Einrichtung hätten wir echt ein Problem“, sagt die junge Frau.
Ein Leben mit Hartz IV ist kein Zuckerschlecken. Ihren richtigen Namen möchte Bettina Schmidt deshalb auch nicht in der Zeitung lesen. Zumal sie mit dem Vater ihres Kindes vor Gericht streitet. Es geht ums Sorgerecht, um die Finanzen.
800 Euro im Monat: Junge Frau aus Kitzingen aus Tafel angewiesen
Seit drei Jahren wohnt Bettina Schmidt im Landkreis Kitzingen. Sie hat eine Lehre abgeschlossen, wollte hier eine Anstellung finden. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt sie. Körperliche Schmerzen bremsten sie aus. Eine genaue Diagnose der Ärzte steht noch aus. Ans Arbeiten in ihrem gelernten Beruf ist jedenfalls nicht mehr zu denken. Zumal Felix (Name geändert) ihre Aufmerksamkeit braucht. Eine Woche lebt er bei der Mutter, eine beim Vater.
800 Euro im Monat hat Bettina Schmidt zur Verfügung. „Inklusive Miete“, sagt sie. 420 Euro gehen dafür ab, für Versicherungen und andere Fixkosten hat sie 150 Euro eingerechnet. Einen Fernseher? WLAN? „Spar ich mir“, sagt sie. Trotzdem: Am Ende des Monats wird es jedes Mal knapp. „Die Lebensmittel, die ich bei der Tafel erhalte, könnte ich woanders gar nicht kaufen“, sagt die junge Frau. „Das Geld hätte ich gar nicht.“ Entsprechend hart waren die ersten Wochen des Lockdowns, als die Tafeln im Freistaat geschlossen blieben. „Meine Oma hat mir damals Geld per Post geschickt“, erinnert sie sich. Sonst wäre der Kühlschrank leer geblieben.
Am Mittwoch und Samstag ist Lebensmittel-Ausgabe in der Äußeren Sulzfelder Straße. Um 13 Uhr öffnen die ehrenamtlichen Mitarbeiter die Tür. Die Schlange reicht dann schon bis zur Straße. „Da warten immer mehr als 50 Menschen“, sagt Herbert Müller. Seit 16 Jahren ist er bei der Tafel aktiv. Zusammen mit seiner Frau Katharina gibt er die Berechtigungsscheine im Paul-Eber-Haus aus. Seit Corona ist die Zahl der Bedürftigen noch einmal gestiegen. Alleine in den letzten drei Wochen kamen rund 15 Neuzugänge hinzu.
Immer mehr Menschen mit finanziellen Problemen
400 Familien und 350 Kinder sind aktuell bei der Kitzinger Tafel gemeldet. Das Klientel ist bunt gemischt. Asylbewerber und Deutsche halten sich in etwa die Waage. Rentner und Alleinerziehende sind dabei. Eines stellt Herbert Müller, der die Finanzen der Antragssteller überprüft, bevor er den Berechtigungsschein ausgibt, seit ein paar Jahren fest: „Die finanziellen Probleme werden immer größer.“ Bettina Schmidt ist da keine Ausnahme. Die Grundsicherung reicht gerade so zum Allernötigsten.
Jeden zweiten Mittwoch macht sie sich zwischen sechs und sieben Uhr auf den Weg zur Tafel. Der kleine Felix kommt auf den Kindersitz und dann geht es mit dem Rad in die Äußere Sulzfelder Straße, um die Einkaufstasche möglichst weit vorne in der Schlange zu platzieren. Danach fahren die beiden wieder heim. „Das haben wir Kunden intern so geregelt“, erklärt sie. Wer seine Taschen früh abstellt, muss sich mittags nicht am hinteren Ende der Schlange anstellen. „Klappt in der Regel prima“, sagt Bettina Schmidt. Manchmal kommt es allerdings zu Diskussionen und kleinen Streitigkeiten. „Dann muss man halt vermitteln“, sagt sie. Der Vorteil des Systems: Sie muss mit ihrem Sohn mittags nicht lange warten und ist schnell wieder daheim. „Und wenn das Wetter schlecht ist, steht man nicht allzu lange im Regen“, sagt sie mit einem Lachen.