Jungwählern bietet der Wahl-O-Mat im Internet Infos zur Haltung der Parteien zu 38 Thesen. Der 20-jährige Max Spiegel hat ihn ausprobiert.
9,3 Millionen Menschen in Bayern sind am Sonntag aufgerufen, bei der Landtagswahl ihre Stimme abzugeben. Max Spiegel ist einer von ihnen. Doch für ihn ist der Gang zur Urne etwas Besonderes: Max ist Erstwähler.
Der 20-Jährige engagiert sich zwar nicht in einer Partei, trotzdem ist ihm Mitbestimmung wichtig. Das hat er aktiv über mehrere Jahre gemacht: Max Spiegel wurde zwei Mal in den Kitzinger Jugendstadtrat (Just) gewählt, beim letzten Mal sogar als stellvertretender Jugendbürgermeister. "Wer etwas verbessern will, muss auch bereit sein, selbst mitzugestalten", sagt er. Sein Engagement im Just hat er zwar inzwischen beendet, "Verdrossenheit" spielt dabei allerdings keine Rolle, sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass der 20-Jährige nicht mehr in der Kreisstadt wohnt, sondern in Mainbernheim.
Dass sich einer, der Lust hat, etwas mitzubestimmen, mit dem Thema Wahlen auseinandersetzt, ist klar.
Allerdings hat Max im Vorfeld der Landtags- und Bundestagswahl keine Parteiprogramme studiert. Doch auf die Frage der Redaktion, ob er bereit ist, einmal
den Wahl-O-Mat auszuprobieren, kommt sofort eine Zusage. Im Freundeskreis war der Wahl-O-Mat schon mehrfach Thema, sagt er, bislang hat er sich allerdings nicht selbst an den Computer gesetzt, um das Angebot auszuprobieren.
Eine Orientierungshilfe Der Wahl-O-Mat wurde 2002 eingeführt. Im Internet bietet er eine Orientierungshilfe insbesondere für Jungwähler. 38 Thesen werden dort aufgestellt, man kann zustimmen oder ablehnen, den Button neutral klicken oder die These überspringen. So lässt sich am Ende vergleichen, welche Partei den eigenen Vorstellungen am ehesten gerecht wird.
Der Einstieg fällt leicht. "In Bayern sollen Geschäfte an Werktagen länger geöffnet haben dürfen", steht da. "Das ist sinnvoll", sagt Max sofort. Das würde Leuten helfen, die länger arbeiten, findet er. Auch zur Autobahn-Maut, die derzeit nahezu täglich in den Schlagzeilen ist, hat er eine klare Meinung. "Wir müssen ja in anderen Ländern auch zahlen." Mietobergrenze, Videoüberwachung, Atommüll, Steuerhinterziehung - bei diesen Themen muss er nicht lange überlegen, da hat er eine klare Meinung pro oder contra. Auch neutral klickt der Jungwähler mehrfach an. Zum Beispiel bei der letzten These: "Der Einsatz von Schneekanonen soll in den bayerischen Skigebieten verboten werden."Nicht unbedingt ein Thema, das ihm allzu wichtig ist.
Mehr Hintergrundinformation wäre wünschenswert Sieben Thesen überspringt Max ganz.
Zum Beispiel, weil das Thema ihm schlicht und einfach egal ist. So wie die Frage, ob am Münchner Flughafen die dritte Startbahn gebaut werden soll. Die räumliche Entfernung spielt hier klar eine Rolle. In anderen Fällen ist es eher die Distanz zum Thema, die den Erstwähler dazu bringt, es zu überspringen. "Ach Gott", entschlüpft ihm spontan bei These Nummer 9: Es geht um den Länderfinanzausgleich.
Wie andere junge Leute findet auch er es schwierig, Fragen über dieses Thema, aber auch zur Vermögenssteuer und der Privatisierung von Krankenhäusern zu beantworten. Ihm fehlen mehr Informationen, um was es da geht und welche Folgen die vorgeschlagenen Entscheidungen hätten.
Insgesamt findet Max die Fragen okay.
Allerdings sei der Anteil der Punkte, die Jugendliche nicht so sehr interessieren, doch recht groß. Trotzdem sei das Angebot gut, denn es biete den Erstwählern eine gute Möglichkeit, sich schnell zu informieren. "Bevor sie gar nicht wählen gehen, sollen sie sich da lieber schlau machen."
Wer zu allen Thesen Stellung genommen hat, kann vergleichen, wie groß die Übereinstimmung mit der Haltung der Parteien ist. Bis zu acht der 15 Parteien kann man gleichzeitig anklicken und dann auch anschauen, was die genau zu den gewählten Theman sagen. Max entscheidet sich für fünf Parteien, darunter drei große. Mit einer Partei gibt es 72 Prozent Übereinstimmung, auch die zweite Partei liegt nicht weit darunter. Für ihn ist das Ergebnis keine große Überraschung: "Eine dieser beiden Parteien zu wählen, wäre für mich kein Problem."