Ein Gärtner bringt seine Lebensgefährtin um, legt sie in eine Schubkarre und läuft so die halbe Nacht durch Heidingsfeld. Die Leiche befestigt er mit Klebeband, damit sie nicht wieder herausfällt.
Ich habe gehofft, dass sie an der frischen Luft wieder zu sich kommt". Mit diesen Worten hat ein wegen Totschlags angeklagter Gärtner vor dem Schwurgericht zu erklären versucht, warum er die Leiche einer guten Bekannten in einem Schubkarren gefahren hatte. Nach Mitternacht war der Mann mit seiner makabren Fracht mindestens zwei Stunden im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld unterwegs.
Zwei Mal, so der 45-Jährige, sei die Leiche wegen Bordsteinkanten oder Straßenbahngleisen aus dem Schubkarren heraus gefallen. Deswegen habe er sie dann mit Klebeband befestigt. Die Leiche lag unter einer Decke, der Kopf hing seitlich heraus. Immer wieder habe er unterwegs mal angehalten und den Puls gefühlt, aber nichts gespürt. "Ich bin anfangs davon ausgegangen, dass sie mich verarscht und sich nur tot stellt", erklärte er dem Richter.
Erst in Schukarre geschoben, dann begraben Die Schubkarre mit der Leiche hat der Angeklagte am frühen Morgen in einem Wohngebiet stehen gelassen, als in den Häusern die ersten Jalousien hochgingen und Lichter eingeschaltet wurden. Da habe er nach einem schönen Platz in der Natur gesucht, um die Bekannte zu begraben. Auf die Idee sei er erst gekommen, als er beim Herumfahren in einem Vorgarten einen Spaten gesehen hatte. Versteckt hat er die Leiche dann, Luftlinie nur wenige hundert Meter vom Würzburger Waldfriedhof entfernt, auf einem Acker , der erst wenige Tage vorher umgepflügt worden war. Da war, so vermutete ein Richter, das Graben leichter,. Das hat der Angeklagte allerdings bestritten.
Zwischen dem Tötungsdelikt in der Wohnung der 32 Jahre alten Frau und der "Beisetzung" am Stadtrand hatte der Gärtner mit der EC- Karte seines Opfers an einem Bankautomaten 1600 Euro von deren Konto abgehoben. Das Geld hat er später weggeworfen. Er habe den Eindruck erwecken wollen, dass die Bekannte mit unbekanntem Ziel weggefahren sei und sich vorher einen größeren Geldbetrag besorgt habe. Tatsächlich war er Mann jedoch von einer Überwachungskamera erfasst und von der Polizei identifiziert worden, obwohl er sich eine Kapuze tief ins Gesicht herunter gezogen hatte.
Opfer war am Abend ausgerastet Die allein erziehende Mutter, Verkäuferin in einem Lebensmittelmarkt, war im Verlauf einer Auseinandersetzung in ihrer Wohnung erwürgt worden. Sie soll an dem Abend ihren Bekannten schwer beleidigt haben. Unter anderem soll sie ihm vorgeworfen haben, dass er zu blöd sei, "um einen hochzukriegen". Die Frau sei ausgerastet, als sie davon erfahren hat, dass er seit einem Kuraufenthalt eine neue Freundin habe.
Während sie das ausdiskutieren wollte, sei es seine Absicht gewesen, die Wohnung zu verlassen, aber daran habe ihn die Frau mit Gewalt gehindert. Das Gericht konnte der Gärtner, ein Schrank von einem Mann mit mächtigen "Pranken", damit nicht überzeugen. Seine Bekannte war 1,58 Zentimeter groß, er einige Köpfe größer und mindestens doppelt so schwer wie sein Opfer.
"Streiten liegt mir nicht" An einen verbalen "Treffer" will sich der Angeklagte genau erinnern können: Er habe "keine Eier in der Hose", habe die Frau gesagt und ihm vorgeworfen, dass er immer dann, wenn es was zu besprechen gäbe, davon läuft. "Das stimmt, gab er vor Gericht zu. "Streiten liegt mir nicht."
Dass die Bekannte sterben musste, sei ein Unglücksfall gewesen, so der Angeklagte: Er habe sie nicht am Hals gepackt und zugedrückt, sondern sei bei einem Gerangel, als er sie mit einer Hand an der Schulter festhalten wollte, unglücklich auf sie gefallen. "Wenn ich Frauenhände hätte, wäre das nicht passiert. " Plötzlich habe er dann Schaum an ihrem Mund bemerkt, einen Krankenwagen habe er nicht anfordern können, weil er so zitterte, dass er die Tastatur seines Handys nicht bedienen konnte. Zu der Zeit sei ihm eingefallen, dass es für die Bekannte immer ein großer Spaß gewesen war, wenn er sie in einem Schubkarren bergauf zu seinem Garten fuhr, da habe sie ihn immer einen "verrückten Hund" genannt, aber die ungewöhnliche Fahrt genossen.
Über Stunden hinweg erläuterte der Angeklagte, dass er nie zuvor mit der Frau einen so heftigen Streit gehabt habe wie am Abend des 16. April 2012,. Im ganzen Leben habe er bis dahin noch keiner Frau Gewalt angetan.
Angeblich hat sie erst ihn geschlagen. Er habe gedacht, dass sie ihn erschlägt. Er sei fix und fertig gewesen, habe so gezittert, dass sie ihn zu beruhigen versuchte, streichelte und massierte. Sex zwischendurch habe die Situation nicht entschärft.. "Sie war für mich ein wertvoller Mensch" murmelt der Gärtner immer wieder, "bis zu dem Tag war alles wunderschön." Man habe oft beim DVD-Anschauen gekuschelt und sich eigentlich nur bei gemeinsamen Computer- Spielen bekriegt.
Verhandlung wird fortgesetzt Übrigens: Als der Gärtner zum Abtransport der Leiche den Schubkarren ins Wohnzimmer seiner Bekannten gebracht hatte, stellte er fest, dass das Rad platt war. Es habe sehr lange gedauert, so der Angeklagte, bis er die verrosteten Schrauben lockern und das Rad entfernen konnte. Damit hat er dann eine Tankstelle aufgesucht und sich Luft besorgt. Auch diese ungewöhnliche Szene hat eine Überwachungskamera fest gehalten.
Ein Zuhörer, der den Angeklagten während der Verhandlung laut einen "Drecksack" nannte, musste den Sitzungssaal verlassen und seine Personalien zu Protokoll geben. Die Verhandlung wird in der kommenden Woche am Mittwoch fortgesetzt.