In Unterfranken finden am Mittwoch in mehreren Krankenhäusern Kundgebungen statt. Die Klinken wollen damit auf die aus ihrer Sicht verheerende wirtschaftliche Lage der Einrichtungen aufmerksam machen.
- "Alarmstufe Rot": Unterfränkische Krankenhäuser beteiligen sich an Protest
- Kliniken in Würzburg, Kitzingen, Lohr am Main und Aschaffenburg weisen auf prekäre Lage hin
- "Versorgung kranker Menschen steht auf dem Spiel": Gewerkschaft Verdi mit düsterer Prognose
- Klinik-Vorstand fordert: "Massive Unterfinanzierung muss ein Ende haben" - Kritik an Politik
In Deutschland sehen sich viele Krankenhäuser erheblichen finanziellen Schwierigkeiten ausgesetzt. Für Mittwoch (20. September 2023) ist vor diesem Hintergrund ein bundesweiter Protesttag geplant, an dem sich auch Kliniken in Unterfranken aktiv beteiligen wollen. Unterstützung kommt von Verdi. "In vielen Regionen steht die Versorgung kranker Menschen auf dem Spiel", warnt die Gewerkschaft. "Unzählige Arbeitsplätze sind gefährdet".
Krankenhäuser in Unterfranken protestieren gegen "massive Unterfinanzierung" - Kliniken mit Forderung
"Viele Krankenhäuser sind in einer alarmierenden wirtschaftlichen Lage", hält Stefan Kimmel, Gewerkschaftssekretär des Verdi-Bezirks Würzburg-Aschaffenburg in einer am Montag (18. September 2023) veröffentlichten Pressemitteilung fest. Ihm zufolge droht zahlreichen Kliniken die Insolvenz - "noch bevor es mit der geplanten Krankenhausreform überhaupt losgeht und klar ist, welche Krankenhäuser welche Leistungen vorhalten sollen". Laut Kimmel könnten etliche Häuser den aufgelaufenen Investitionsstau nicht mehr bewältigen und würden von Inflation und Energiekostensteigerungen überrollt. In vielen Regionen seien die Patientenversorgung und eine Vielzahl an Arbeitsplätzen in Gefahr. "Das muss verhindert werden", wird der Gewerkschaftsfunktionär in der Mitteilung zitiert.
Kimmel sieht diesbezüglich die Politik in der Pflicht. "Damit das System nicht kollabiert, muss die Bundesregierung jetzt handeln." Die Krankenhäuser bräuchten kurzfristig zweckgebundene Zuschüsse für Sach- und Energiekostensteigerungen sowie die vollständige Refinanzierung der steigenden Tariflöhne, heißt es. "Es darf nicht sein, dass Abteilungen oder ganze Krankenhäuser geschlossen werden, weil sie sich nicht rechnen", gibt der fränkische Verdi-Sekretär zu bedenken. Die Gewerkschaft kündigt an, am Mittwoch gemeinsam mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) "gegen das Krankenhaussterben" und "für Soforthilfen der Bundesregierung" zu demonstrieren. "Und die Länder müssen endlich ihrer Verpflichtung nachkommen, alle notwendigen Investitionen zu finanzieren", fordert Kimmel.
An dem von der DKG initiierten bundesweiten Protesttag "Alarmstufe Rot - Krankenhäuser in Not“ nehmen auch vier Kliniken in Unterfranken teil. Verdi zufolge gibt es Aktionen am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, am Klinikum Main-Spessart, der Klinik Kitzinger Land und der Universitätsklinik Würzburg. "Die Rekordinflation stellt eine außergewöhnliche finanzielle Belastung für die Kliniken dar", wird Dennis Westphal, stellvertretender Personalratsvorsitzender des Klinikums Main-Spessart in Lohr am Main, in der Verdi-Mitteilung zitiert. "Die Bundesregierung darf sich nicht aus ihrer Verantwortung der Daseinsvorsorge stehlen und muss die Kliniken finanziell unterstützen."
"Dramatische Situation": Klinik Kitzinger Land sieht sich in ihrem Fortbestand bedroht
Auch die Klinik Kitzinger Land sei durch die "immensen inflationsbedingten Kostensteigerungen und eine fehlende Refinanzierung" in ihrem Fortbestand bedroht, heißt es auf der Webseite des Krankenhauses. Dem Protest am Mittwoch wolle man sich anschließen, ohne die Patientenversorgung zu vernachlässigen. "Wir sind Teil des Protests und machen am Aktionstag auf die dramatische Situation aufmerksam, weil die massive Unterfinanzierung ein Ende haben muss", erklärt Klinik-Vorstand Thilo Penzhorn. Während die Verwaltungsratsvorsitzende der Klinik Kitzinger Land und Landrätin Tamara Bischof am Brandenburger Tor in Berlin "Flagge" zeigen werde, solidarisierten sich die Beschäftigten und der Betriebsrat des Krankenhauses vor Ort in Kitzingen mit der bundesweiten Aktion.
In Berlin werde der Protesttag zudem genutzt, um mit bayerischen Bundestagsabgeordneten ins Gespräch zu kommen, kündigt die Klinik an. In der Klinik Kitzinger Land tragen die Krankenhausangestellten demnach einen Aufkleber mit der Botschaft "Alarmstufe Rot! Kliniken in Not - Wir sind trotzdem für Sie da!", während sie sich weiter um die ihnen anvertrauten Patienten kümmern, heißt es vonseiten der Klinik. "Wir müssen uns Gehör bei den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern in Berlin verschaffen", konstatiert Penzhorn mit Blick auf die aktuelle Lage im Gesundheitswesen. "Die bewährte Versorgung unserer Patientinnen und Patienten ist gefährdet, wenn wir nicht fair dafür bezahlt werden, um unsere Rechnungen begleichen und unsere Beschäftigten entlohnen zu können."