Die fränkischen ANregiomed-Kliniken schlagen Alarm. Hintergrund sind demnach völlig überfüllte Notaufnahmen, die das Personal überfordern. Das Hauptproblem: Die steigende Zahl an Patienten, die sich ohne triftigen Grund in den Notaufnahmen vorstellen.
Der fränkische Klinikverbund ANregiomed hat am Freitag (25. August 2023) in einer Pressemitteilung Alarm geschlagen. Grund sind besorgniserregende Zustände in den Kliniken Ansbach, Dinkelsbühl, Rothenburg sowie der Praxisklinik Feuchtwangen.
In der Mitteilung mit dem Titel "ANregiomed-Notaufnahmen an der Kapazitätsgrenze" machen die Krankenhäuser auf die Überfüllung ihrer Rettungsstellen mit Menschen aufmerksam, die sich nicht in einer "akutmedizinischen Notsituation" befinden.
ANregiomed-Kliniken leiden unter vollen Notaufnahmen - Patienten kommen teils "ohne dringenden Grund"
"Die immer weiter steigende Zahl von Patienten, die sich ohne dringenden Grund in den Notaufnahmen vorstellen, sprengt die Versorgungskapazitäten. Die Notaufnahme eines jeden Krankenhauses, auch jene Notaufnahmen der ANregiomed-Klinikstandorte in Ansbach, Rothenburg und Dinkelsbühl, sind die ersten Anlaufpunkte für den Rettungsdienst und Patienten in akutmedizinischen Notsituationen, die sehr dringend einer Versorgung bedürfen", heißt es in der Mitteilung. "Das sind akut erkrankte Patienten oder Verletzte. Bei diesen Notfällen zählt nicht selten jede Minute."
Eine aktuelle Analyse des Patientenaufkommens in den Zentralen Notaufnahmen, gerade am Standort Ansbach, habe ergeben, dass über die Hälfte aller vorgestellten Patienten keine eigentlichen Notfälle seien. Auch aufgrund des bekannten Fachkräftemangels seien die Notaufnahmen im ANregiomed-Verbund nicht mehr in der Lage, die Masse an Patienten zu bewältigen. Dabei sei die Reihenfolge der medizinischen Behandlung in Deutschland klar geregelt: "Erster Ansprechpartner ist - auch bei akuten Beschwerden - der Haus- oder niedergelassene Facharzt. Ist dieser nicht erreichbar, sind in dringenden Fällen die Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) die nächste Anlaufstelle. Die KVB-Praxen in Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg befinden sich direkt am jeweiligen Klinikgelände", heißt es weiter.
Der Weg in die Notaufnahme führe üblicherweise nur über eine Einweisung eines niedergelassenen Allgemein- oder Facharztes. Lediglich in Notfällen mit plötzlich auftretenden, starken Beschwerden könnten Patienten, die sofort behandelt werden müssen, also etwa nach Unfällen oder in anderen bedrohlichen Situationen, ohne Einweisung selbst in einer Notaufnahme vorstellig werden. Tatsächlich würden die Notaufnahmen laut den Verantwortlichen derzeit geflutet werden von Patienten mit "Bagatellerkrankungen". Rund 60 Prozent der Patienten hätten Beschwerden, die im niedergelassenen Bereich abgeklärt werden müssen.
Chefarzt ermahnt Patienten: "Es müssen echte Notfälle sein"
"Weil unsere Notaufnahmen so überfüllt sind, können Patienten, die tatsächlich eine Notfallbehandlung benötigen, häufig nicht mehr aufgenommen werden und müssen vom Rettungsdienst in weiter entfernte Kliniken gebracht werden. Das müssen wir unbedingt vermeiden", wird Prof. Dr. Thomas Meyer, Ärztlicher Direktor am Klinikum Ansbach und Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, zitiert.
"Wir nehmen unsere Aufgabe sehr ernst, alle Notfallpatienten bei uns zu behandeln. Es müssen aber auch echte Notfälle sein, die einer Versorgung in einem Krankenhaus bedürfen", führt Meyer weiter aus. In Zukunft würden Patienten, welche die ANregiomed-Notaufnahmen ohne Einweisung und ohne Notlage eigenständig aufsuchen, nach einer Ersteinschätzung konsequent an den Hausarzt, Facharzt oder Ärztlichen Bereitschaftsdienst verwiesen werden.