Die Sommerferien können für Eltern lang werden. Vor allem für Alleinerziehende.
Sechs Wochen Ferien. Gibt es etwas Schöneres? Für manche Eltern schon. Die lange Zeit will schließlich sinnvoll überbrückt sein. Alleinerziehende haben es doppelt schwer. Ihnen fehlt ein Partner - und damit die Hälfte des sozialen Netzes, das gerade in den Sommerferien viele Eltern auffängt.
Mehr als die Hälfte der Sommerferien sind vorbei. Zeit für eine Zwischenbilanz. Im Besprechungsraum der Kasa (Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit) haben sich vier junge Frauen aus dem Landkreis Kitzingen versammelt. Sie kommen aus kleinen Dörfern oder der Stadt, sie haben ein Kind oder mehrere, sie sind arbeitssuchend oder haben eine Stelle. Was alle vier eint: Sie sind alleinerziehend - und wünschen sich Verbesserungen.
Petra Hösch, Leiterin der Kasa, und Christine Erhard vom Gesundheitsamt haben ein regelmäßiges Treffen für Alleinerziehende ins Leben gerufen.
Zwei Mal im Monat tauschen sich die Frauen aus. Ein drängendes Thema, gerade in den Sommerferien: Wohin mit den Kindern?
"Die Öffnungs- und Schließzeiten in den Kindergärten sind nicht besonders günstig", sagt eine der Mütter. Sie spricht aus Erfahrung. Im Ausland und in einer deutschen Großstadt hat sie schon gelebt. Dort waren Arbeitgeber und Kindergärten flexibler. Früh um 6.30 Uhr konnte sie dort ihre Kinder abgeben - und sich der Arbeit widmen. Dem Arbeitgeber war das Recht. Hauptsache, die Arbeit war gemacht. Die Uhrzeit spielte eine untergeordnete Rolle.
Der Umzug in ein kleineres Dorf im Landkreis hat das Leben für die mehrfache Mutter nicht leichter gemacht. "Ich bin eigentlich nur noch am Organisieren", sagt sie. Einen Platz im örtlichen Kindergarten hat sie für ihre Tochter nur deshalb bekommen, weil sie erfolgreich gebettelt hat.
"Die Plätze waren eigentlich alle belegt." Und bei Tagesmüttern schaut es an ihrem neuen Wohnort auch nicht besser aus. "Alle voll."
Drei Stellen hätte sie schon antreten können, erzählt sie. Doch die Arbeitszeiten, die sich ihre potenziellen Arbeitgeber vorstellten, passten nicht zu den Zeiten, zu denen sie ihre Kinder in den Einrichtungen unterbringen kann. "Wenn ich um 7 Uhr in Würzburg anfangen muss, dann habe ich ein Problem", sagt sie. Vor 7 Uhr macht kein Kindergarten auf. Selbst wenn das Kind schon in die Schule geht, bleibt eine Zeit, die überbrückt werden muss.
Die so genannten Randzeiten machen das Leben für berufstätige Eltern besonders schwer. Das weiß auch Corinna Petzold, Pressesprecherin des Landratsamtes Kitzingen. Ihre Empfehlung bei individuellen Problemen: Beim Jugendamt nachfragen.
"Vielleicht lässt sich ja eine Tagesmutter vermitteln." Die ist in der Regel zeitlich flexibler als kirchliche oder kommunale Einrichtungen. Aktuell betreuen 30 Tagesmütter im Landkreis 42 Kinder. 19 davon sind jünger als drei Jahre. Der Bedarf scheint gegeben zu sein. Petzold: "Wir suchen regelmäßig nach Tagesmüttern."
Eine der vier Mütter hat einen Job. Und ihr Arbeitgeber ist einigermaßen flexibel. Ein Problem kann er aber auch nicht lösen: Auf 13 Wochen summieren sich die Schulferien im Jahr. Als Arbeitnehmer stehen einem in der Regel sechs Wochen zur Verfügung. Die Zeit will also gut durchplant sein. Ohne externe Hilfe geht gar nichts.
Kinderhort, Betreuung in Kindergärten oder Schulen, Ferienpass, mehrtägige Freizeiten: Es gibt verschiedene Angebote im Landkreis Kitzingen, um die Ferien sinnvoll zu gestalten. Eine der Mütter hat ihr Kind in einem Hort angemeldet.
Sie ist froh, dass sie den Platz bekommen hat und betrachtet ihn als eine Art Sicherheitsgarantie. Weil sie auf der Suche nach einer Arbeitsstelle ist, kann es schnell gehen, dass sich ihr Lebensrhythmus ändert. So schnell wird sie aber keine Lösung für die Kinderbetreuung finden. Also bezahlt sie den Platz langfristig - um kurzfristig flexibel sein zu können.
Aber auch der Hort hat in den Sommerferien zu - drei Wochen lang. Derzeit kein Problem, doch wenn sie einen Arbeitsplatz findet, muss sie umdisponieren.
Ihre Ausbildung hat sie vor kurzem abgeschlossen. Jetzt hofft sie auf einen verständnisvollen und kompromissbereiten Arbeitgeber. "Überstunden wären für mich überhaupt kein Problem", versichert sie. "Aber es wäre hilfreich, wenn ich sie flexibel abbauen könnte."
Selbst wenn die Zeit kein Problem darstellt, haben es Alleinerziehende nicht leicht.
Schließlich verfügen sie in der Regel über weniger Einkommen als verheiratete Paare. Laut einem Dossier des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind in Deutschland 24 Prozent der Alleinerziehenden armutsgefährdet. Geld für Urlaub bleibt da kaum übrig.
"Es gibt viele Freizeitangebote", sagt Petra Hösch von Kasa. "Aber leider viel zu selten Rabatte für Alleinerziehende." Ferienfreizeiten, mit denen auch mal ein oder zwei Wochen sinnvoll überbrückt werden können, sind relativ teuer. Der Eintritt für eine mehrköpfige Familie in einem Vergnügungspark kann schon mal mehr als 100 Euro kosten. Und Sportvereine oder Musikschulen kosten auch Geld.
"Niemand von uns wollte in so eine Situation geraten", betont eine der vier Mütter. Jetzt sind sie aber - aus verschiedenen Gründen - alleinerziehend.
Laut dem Dossier des Familienministeriums hat sich der Anteil der Alleinerziehendenhaushalte an allen Familien seit dem Ende der 1970er-Jahre nahezu verdoppelt. Von unter zehn auf mittlerweile 18,3 Prozent.
Das Leben dieser Eltern zwischen Kindererziehung und Berufswunsch ist alles andere als einfach. Ihr Anspruch ist dennoch hoch: "Ich will ein gutes Vorbild für meine Kinder sein. Auch deshalb will ich arbeiten gehen", sagt die mehrfache Mutter im Besprechungsraum der Kasa - und die anderen Frauen nicken dazu.
Mit den aktuellen Rahmenbedingungen ist dieser Wunsch aber schwer zu vereinen. Oder wie es eine andere Mutter im Besprechungsraum formuliert: "Die Politik schreit nach mehr Kindern in Deutschland.
Aber sie tut zu wenig dafür." Gerade für Alleinerziehende - und besonders in den Sommerferien.
Info:
Angebote im Landkreis Kitzingen für die Sommerferien sind auf der Homepage des Landratsamtes Kitzingen, www.kitzingen.de - stichwort: feriendatenbank zu finden.
Die Stadt Iphofen bietet beispielsweise eine Ferienbetreuung für Kinder von 5 bis 12 Jahren an. Kosten: 30 Euro pro Woche und Kind. Das zweite Kind zahlt 20 Euro. Mainbernheim und Rödelsee haben sich angeschlossen.
In Dettelbach kann die Ferienbetreuung an der Rudolf von Scherenbergschule wochenweise gebucht werden und beinhaltet die Betreuung von 7.30 bis 16 Uhr einschließlich Mittagessen. Allerdings "nur" in den ersten drei wochen der Sommerferien.
Ferienpass mit wechselnden Tagesangeboten: Unter anderem in Kitzingen und den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft, in Marktbreit, Wiesentheid und Geiselwind.