Die Seifen von Marianne Lewandowski gibt es sogar in Torten- und Pralinenform.
Marianne Lewandowski rührt schwungvoll die cremefarbene Masse im Topf, schöpft ein paar Löffel davon in einen Messbecher, gibt eine dunkelrote Substanz hinzu. Dann kippt sie erst die helle, dann die rote Masse in eine Form, zieht die Gabel vorsichtig durch, bis ein marmoriertes Muster entstanden ist. Es sieht nach Backen aus, was sie da macht. Teigschaber, Pürierstab, Spritzbeutel, Kastenform - alles da. Aber statt mollig warm ist es ziemlich kühl in dem kleinen Raum. Die 59-Jährige trägt Latex-Handschuhe, auf der Arbeitsplatte liegt eine Schutzbrille bereit und es duftet zart nach Lavendel und Rosen. Wir sind in Mariannes Seifenmanufaktur in Albertshofen.
"So hat es damals angefangen", sagt Marianne Lewandowski und zeigt ein Foto. Eine junge Frau ist darauf zu sehen, ihr Gesicht übersät mit kleinen roten Flecken, Spuren einer Infektion.
"Da habe ich überlegt, was uns die Natur dagegen gibt", erzählt die Garten- und Naturliebhaberin. Sie hat sich in die Küche gestellt und herumexperimentiert, unter anderem mit Milch und Öl. Das erste Produkt der gelernten Krankenschwester, die zuletzt in Altersteilzeit in der Dialyse arbeitete, war eine Creme, und die hat ihrer Tochter tatsächlich geholfen. "Das hat mich fasziniert." Also hat Lewandowski weiter gemacht.
Mit der Zeit entstanden verschiedene Cremes, dann die ersten Seifen. Die Albertshöferin hat viele Bücher gelesen, sich in Kursen fortgebildet, ihre Ware zertifizieren lassen - und im November im Geschäft ihrer Tochter ihre Seifenmanufaktur offiziell eröffnet.
Längst steht Marianne Lewandowski nicht mehr in ihrer normalen Küche, wenn sie Seifen fertigt. Dass dieser Bereich abgetrennt sein muss, ist nur eine von vielen Vorschriften, die es zu beachten gilt.
Auch sonst hatte die 59-Jährige in den vergangenen Jahren viel zu lernen. Welche Rohstoffe verwendet werden dürfen, welche natürlichen Farbzugaben die Kosmetikverordnung erlaubt, unter welchen Temperaturen die Zutaten zu verarbeiten sind, ohne dass sie grieselig oder zu fest werden, was sie tun muss, damit die Seifen nicht braun werden, wie die leicht grünliche Verfärbung vermieden werden kann, die es bei der Verwendung von Olivenöl geben kann. Viele Erfahrungen hat sie dazu in der Praxis machen müssen. "Jedes Öl verändert die Seife", sagt sie und lacht: "Ich hatte schon Klötze, die gingen gar nicht mehr aus der Form raus."
Distelöl, Aprikosenkernöl, Reisöl, Rapsöl, Sheabutter, Kokosöl, Emulgatoren, Duftstoffe und -öle, verschiedenste Pulver, Seidenproteine - in den Regalen stapeln sich die Zutaten, die Marianne Lewandowski zur Seifenherstellung braucht.
Dort hat sie sich geholt, abgewogen und abgemessen, was sie für die Rosenseife braucht, die sie gerade herstellt. Ist alles bei der richtigen Temperatur verrührt - "bis zum Puddingstadium" - kommt die Masse in die Form und wird marmoriert. Mit der Deckschicht muss sie noch etwas warten, sonst vermischt sich alles und es ist vorbei mit dem schönen Muster.
Mit dem Spritzbeutel setzt sie schließlich kleine Tupfer der cremefarbigen Seife auf die oberste Schicht. Dann stellt sie den Kasten zur Seite, deckt ihn zunächst mit einem Plastikdeckel, dann mit einer Wolldecke ab. Die Seife muss ruhen. Je nach Bestandteilen kann das mehrere Monate dauern.
Bei der Rosenseife geht es schneller, sie kann schon in wenigen Tagen mit kleinen Rosenblüten dekoriert, in Stücke geschnitten und verpackt werden. Im Geschäft und auf Märkten verkauft Marianne Lewandowksi ihre Ware.
Und spätestens da fällt sie wieder auf, die Ähnlichkeit zum Backen, denn neben den großen Stücken mit Verzierung und Inschrift gibt es auch Seifen und Bade-Zusätze in Form von einer Tafel Schokolade, von Tortenstücken und Pralinen. Zum Anbeißen nicht unbedingt - aber trotzdem ein Genuss.