Ehemalige Synagoge Wiesenbronn fertig restauriert

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Endlich haben sie es geschafft: Hinter Michaela und Reinhard Hüßner liegen tausende Stunden harter Arbeit. Foto: Daniela Röllinger
Endlich haben sie es geschafft: Hinter Michaela und Reinhard Hüßner liegen tausende Stunden harter Arbeit. Foto: Daniela Röllinger
Albrecht Fürst zu Castell-Castell hat als Geschenk ein Schofar aus Israel mitgebracht. Das Instrument zu blasen, ist gar nicht so einfach, stellt Michaela Hüßner fest. Foto: Daniela Röllinger
Albrecht Fürst zu Castell-Castell hat als Geschenk ein Schofar aus Israel mitgebracht. Das Instrument zu blasen, ist gar nicht so einfach, stellt Michaela Hüßner fest. Foto: Daniela Röllinger
 
Die Festgäste lauschen Holger Bierbaum. Foto: Daniela Röllinger
Die Festgäste lauschen Holger Bierbaum. Foto: Daniela Röllinger
 
Auch alte Bücher und Schriftstücke wurden gefunden. Foto: Daniela Röllinger
Auch alte Bücher und Schriftstücke wurden gefunden. Foto: Daniela Röllinger
 
Reinhard Hüßner zeigt Gisela Bamberg einige der Stücke, die bei den Sanierungsarbeiten in Haus und den Grabungsarbeiten im Hof gefunden wurden.
Reinhard Hüßner zeigt Gisela Bamberg einige der Stücke, die bei den Sanierungsarbeiten in Haus und den Grabungsarbeiten im Hof gefunden wurden.
 
Von der Empore ertönt die Musik der Sameds. Foto: Daniela Röllinger
Von der Empore ertönt die Musik der Sameds. Foto: Daniela Röllinger
 
Reinhard Hüßner erklärt Albrecht Fürst zu Castell-Castell Gestaltung von Decke und Empore. Foto: Daniela Röllinger
Reinhard Hüßner erklärt Albrecht Fürst zu Castell-Castell Gestaltung von Decke und Empore. Foto: Daniela Röllinger
 
Rabbiner Jakov Ebert von der Jüdischen Gemeinde Würzburg im Gespräch mit Marie-Louise Fürstin zu Castell-Castell und Albrecht Fürst zu Castell-Castell. Foto: Daniela Röllinger
Rabbiner Jakov Ebert von der Jüdischen Gemeinde Würzburg im Gespräch mit Marie-Louise Fürstin zu Castell-Castell und Albrecht Fürst zu Castell-Castell. Foto: Daniela Röllinger
 
Die Sameds untermalen die Feierstunde musikalisch. Foto: Daniela Röllinger
Die Sameds untermalen die Feierstunde musikalisch. Foto: Daniela Röllinger
 
Die Arbeiten wurden genau dokumentiert. Foto: Daniela Röllinger
Die Arbeiten wurden genau dokumentiert. Foto: Daniela Röllinger
 
Stellvertretender Landrat Robert Finster bezeichnet das Projekt als Sternstunde für die Region. Foto: Daniela Röllinger
Stellvertretender Landrat Robert Finster bezeichnet das Projekt als Sternstunde für die Region. Foto: Daniela Röllinger
 
Die Hüßners schafften es nicht, dem Schofar einen Ton zu entlocken - Albrecht Fürst zu Castell-Castell zeigt, wie es geht. Foto: Daniela Röllinger
Die Hüßners schafften es nicht, dem Schofar einen Ton zu entlocken - Albrecht Fürst zu Castell-Castell zeigt, wie es geht. Foto: Daniela Röllinger
 
Auch ein Schuh gehört zu den ausgestellten Fundstücken. Foto: Daniela Röllinger
Auch ein Schuh gehört zu den ausgestellten Fundstücken. Foto: Daniela Röllinger
 
Barbara Becker, die durch das Programm führte, vor einer der Tafeln mit der Foto-Dokumentation der Arbeiten. Foto: Daniela Röllinger
Barbara Becker, die durch das Programm führte, vor einer der Tafeln mit der Foto-Dokumentation der Arbeiten. Foto: Daniela Röllinger
 
Auch alte Gefäße wurden gefunden. Foto: Daniela Röllinger
Auch alte Gefäße wurden gefunden. Foto: Daniela Röllinger
 
Rabbiner Jakov Ebert von der Jüdischen Gemeinde Würzburg fand es sehr berührend, in der ehemaligen Synagoge in Wiesenbronn zu sein. Foto: Daniela Röllinger
Rabbiner Jakov Ebert von der Jüdischen Gemeinde Würzburg fand es sehr berührend, in der ehemaligen Synagoge in Wiesenbronn zu sein. Foto: Daniela Röllinger
 
Besonders beeindruckend: Wände und Sternendecke im Betsaal wurden detailgetreu restauriert. Foto: Daniela Röllinger
Besonders beeindruckend: Wände und Sternendecke im Betsaal wurden detailgetreu restauriert. Foto: Daniela Röllinger
 
Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl hielt die Festrede. Foto: Daniela Röllinger
Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl hielt die Festrede. Foto: Daniela Röllinger
 
Die Mikwe, das rituelle Tauchbad. Foto: Daniela Röllinger
Die Mikwe, das rituelle Tauchbad. Foto: Daniela Röllinger
 
Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder erinnert sich noch gut an die ersten Gespräche über die Wiesenbronner Synagoge. Foto: Daniela Röllinger
Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder erinnert sich noch gut an die ersten Gespräche über die Wiesenbronner Synagoge. Foto: Daniela Röllinger
 
Auch MdL Dr. Otto Hünnerkopf hat sich für eine finanzielle Förderung des Projekts eingesetzt. Foto: Daniela Röllinger
Auch MdL Dr. Otto Hünnerkopf hat sich für eine finanzielle Förderung des Projekts eingesetzt. Foto: Daniela Röllinger
 
Ortskurator Holger Bierbaum vertritt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die das Projekt mit 65 000 Euro unterstützt hat. Foto: Daniela Röllinger
Ortskurator Holger Bierbaum vertritt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die das Projekt mit 65 000 Euro unterstützt hat. Foto: Daniela Röllinger
 
Die Festgäste tragen sich ins Gästebuch ein. Foto: Daniela Röllinger
Die Festgäste tragen sich ins Gästebuch ein. Foto: Daniela Röllinger
 
Von außen ist nicht ersichtlich, dass es sich bei dem Gebäude in der Badersgasse um eine ehemalige Synagoge handelt. Foto: Daniela Röllinger
Von außen ist nicht ersichtlich, dass es sich bei dem Gebäude in der Badersgasse um eine ehemalige Synagoge handelt. Foto: Daniela Röllinger
 

Dank der Initiative von Michaela und Reinhard Hüßner konnte die ehemalige Synagoge in Wiesenbronn restauriert werden. Am Donnerstag wurde der Abschluss der Arbeiten mit einem Empfang gefeiert.

Der Blick der Gäste wanderte beim Betreten des großen Raumes staunend nach oben: Unzählige goldfarbene Sterne schmücken die Decke des Betsaales der ehemaligen Synagoge in Wiesenbronn. Der Blick von Rabbiner Jakov Ebert von der Jüdischen Gemeinde Würzburg dagegen ging in eine kleine Ecke des großen Raumes, direkt über der Eingangstür. Dort fand er die Bestätigung: Das Gebäude ist bei Reinhard und Michaela Hüßner in den richtigen Händen. Sie hatten am Donnerstag anlässlich des Abschlusses der Restaurierungsarbeiten zu einem Empfang eingeladen.

Besagte Ecke ist etwa 50 auf 50 Zentimeter groß. Die Farben dort leuchten lange nicht so stark wie der Rest der Wände und die Decke des Raumes. Der Bereich wurde als Erinnerung in dem Zustand belassen, in dem er vor der Renovierung war.
"In jedem jüdischen Haus soll über der Eingangstür ein nicht gestrichenes Eck sein", erklärte der Rabbiner. Er war sichtlich erfreut darüber, dass die Familie Hüßner das beachtet hat.

Vertreter aus dem politischen und dem kirchlichen Leben, von Behörden und Geldgebern, aber auch Handwerker, Helfer und Freunde nahmen an dem Empfang und der Segnung durch Dekan Günther Klöß-Schuster teil. Die Veranstaltung setzte einen Schlusspunkt hinter Jahre harter Arbeit. Das Ehepaar Hüßner hatte die ehemalige Synagoge in Wiesenbronn 2004 gekauft und beschlossen, sie zu einem Wohnhaus umzubauen. Auf ihre Initiative hin wurde geprüft, ob das 1792/93 entstandene Gebäude Eigenschaften eines Denkmals besitzt. Das wurde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bestätigt, die ehemalige Synagogewurde in die Liste aufgenommen.

Manchmal würden Eigentümer von Denkmälern "Einschränkungen und lauter unangenehme Dinge" fürchten, sagte Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl, der die Festrede hielt. Beim Ehepaar Hüßner sei das ganz anders, sie hätten sich über Jahre mit viel Engagement eingesetzt. Heute habe die ehemalige Synagoge weitgehend ihr ursprüngliches Erscheinungsbild. "Dass das Ergebnis so gut geworden ist, verdanken wir ihrem Mut und ihrem Forscherdrang."

Wie viel Arbeit von der Familie und den beteiligten Handwerksbetrieben geleistet wurde, machten zahlreiche Fotos deutlich. "Wenn man die Bilder von vorher und jetzt sieht, kann man nur dankbar sein", sagte MdL Otto Hünnerkopf. Die Initiative zeige, wie sehr auch Privatleute dazu beitragen können, den ländlichen Raum zu stärken. "Das ist ein Leuchtturm für die ganze Region."

Bei der Umsetzung ihrer Pläne konnten Michaela und Reinhard Hüßner auf finanzielle Unterstützung verschiedener Institutionen bauen. So steuerte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 65.000 Euro bei. Zuschüsse kamen auch von der staatlichen Denkmalpflege, dem Bezirk Unterfanken, dem Landkreis, der Gemeinde und der Bayerischen Landesstiftung. Deren Vertreter waren freilich auch zum Empfang geladen und gratulierten zur gelungenen Restaurierung. Die verschiedensten Förderungen seien ein Zeichen für die Bedeutung des Projekts, sagte denn auch stellvertretender Landrat Robert Finster, der das Projekt als "Sternstunde" bezeichnete.

Sehr berührend fand es Rabbiner Jakov Ebert, in der ehemaligen Synagoge zu sein, in der einst Rabbiner Seligmann Bär Bamberger, der unter dem Namen Würzburger Rav bundesweit bekannt wurde, gebetet habe. Niemand habe sich nach dem Holocaust vorgestellt, dass in Deutschland mit über 80 jüdischen Gemeinden wieder jüdisches Leben stattfinde. Keiner habe gedacht, dass man sich nun hier wenige Tage nach dem jüdischen Neujahrsfest ein gutes neues Jahr wünschen könne.

"Mit großer Freude" war auch Albrecht Fürst zu Castell-Castell am Donnerstag nach Wiesenbronn gekommen. Er sei "beeindruckt und bewegt", sagte der Fürst, dem die Versöhnung ein zentrales Anliegen ist und der die Familie Hüßner von Beginn an bei ihrem Projekt begleitet hat. Das Gebäude sei zugleich Denkmal, Mahnmal zum Gedenken und Erinnerungsplatz an ehrenwerte Bürger dieses Dorfes.

Synagogen in Bayern

124 ehemalige Synagogen sind in Bayern in der Denkmalliste als Baudenkmäler erfasst. 104 davon stehen in Franken und davon die meisten - 58 - in Unterfranken. Fünf der unterfränkischen Synagogen stehen ungenutzt leer, vier von ihnen sind in ihrem Bestand gefährdet.