Ein ungewöhnliches Schulprojekt begeisterte vergangene Woche die Grundschüler in Willanzheim: Beim Workshop mit der Wiener Kinder Oper Papageno schlossen sie schnell Freundschaft mit Mozarts Werk.
"Jahahahahahahahahahaha-ha" tönt es aus dem Geräteraum. Die Köpfe der Grundschüler schnellen herum. Da singt einer hinter der Tür zum Geräteraum der Sporthalle. Wer es ist, wissen sie noch nicht, aber was er da singt, das wissen sie genau. Ein Stück von Wolfgang Amadeus Mozart, die Arie der Königin der Nacht. Mit dem Komponisten haben sich die über 80 Mädchen und Jungen in den letzten Wochen im Musikunterricht beschäftigt. Der Opern-Workshop mit der Kinder Oper Papageno in der Sporthalle ist Abschluss und Höhepunkt des Projekts.
Seit acht Jahren besucht Angela Mitterhofer schon Schulen in ganz Deutschland und Österreich, Kollege Gregor Braun ist sogar schon länger dabei. Die lyrische Sopranistin und Gesangspädagogin und ihr Kollege haben sich als Mitglieder der Kinder Oper Papageno aus Wien zur Aufgabe gemacht, den Kindern die Welt der Opern mit Singspielen und Workshops näher zu bringen.
Ihr Ziel haben sie an diesem Vormittag in Willanzheim spielend erreicht: Grundschüler und Lehrer sind begeistert. Sie singen, tanzen und spielen mit - und vor allem haben sie ganz viel Spaß.
Die Viertklässler übernehmen die Rollen "Das war cool!", sagt Max. Der Viertklässler darf in eine ungewöhnliche Rolle schlüpfen: Er ist der Kopf der Schlange, die Tamino bedroht. Sieben Mitschüler sind hinter ihm unter ein Tuch geschlüpft, sie schlängeln und zischen gemeinsam durch die Halle und erschrecken Tamino so sehr, dass der doch glatt in Ohnmacht fällt. Ganz still liegt er da, Tamino, oder besser Noah, eingehüllt in einen schmucken Mantel. Darüber hinaus aber hat er in seiner Rolle viel zu sagen.
Der Hüttenheimer kennt seinen Text, Mimik und Gestik sitzen, obwohl gerade Letzteres erst kurz vor der Aufführung innerhalb weniger Minuten erklärt wurde. Den Text hatte er schon vorab in der Schule bekommen und daheim fleißig geübt.
Auch die anderen Viertklässler haben Rollen übernommen, von Konzertmeister Kai, der ausdrucksstark den Taktstock schwingt, über Sarastro Fynn bis zu den drei Hofdamen Antonia, Nora und Paula. Auch die Königin der Nacht ist natürlich dabei (Olivia) und ihre Tochter, die abwechselnd von Elisabeth und Melina gespielt wird.
Jetzt wissen die Schüler: Oper ist überhaupt nicht langweilig Schon seit Schuljahresbeginn haben sich die Grundschüler aller Jahrgangsstufen mit Mozart und insbesondere der Zauberflöte auseinander gesetzt, Inhalt und Melodien kennen gelernt, Lieder geübt.
Rektor Martin Bolkart findet es wichtig, den Kindern früh die klassische Musik nahe zu bringen. "Puppenspiele oder Märchen gibt es genug", sagt er. Freilich wurde der Inhalt des Stücks etwas kindgerechter erklärt. Das Gute und das Böse stehen im Mittelpunkt, nicht die tieferen Hintergründe wie die Freimaurer.
Im Workshop merken die Kinder, dass Oper nicht langweilig ist, erklärt Angela Mitterhofer. Und der Vormittag in Willanzheim bestätigt ihre Aussage: Langweilig ist es wirklich keine Sekunde. Die Kinder verfolgen die Geschichte von Tamino und Pamina gespannt, lachen über Papageno, drohen als Sklaven mit bösen Blicken und gefletschten Zähnen, nur um dann in Sekundenschnelle, verzaubert vom Glockenspiel, lautstark im Chor zu singen und durch die Halle zu tanzen - es klingt wie der Text lautet: einfach "so herrlich". Oder, wie Max es ausdrücken würde: "Voll cool!"
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Die Kinder Oper Papageno Die Wiener Kinderoper bietet an Schulen Singspiele und Workshops an. Absolventen des Konservatoriums und der Musikhochschule machen den Kindern die Wiener Opernkultur zugänglich. Bei den Produktionen wird Wert auf pädagogische Gesichtspunkte und altersgerechte Formen hinsichtlich Sprache und Ausdruck gelegt. Die Kinder werden aktiv in die Handlungen einbezogen. Infos: www.kinderoper.at