Die Knödel-Königin

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Handarbeit in der Küche: Für ihre Schlesischen Schälklöße wellt Knödel-Königin Erna Klatt den Kartoffelteig aus, während Marion Neubauer ihre Klöße auf herkömmliche Art rollt. Fotos: Diana Fuchs
Handarbeit in der Küche: Für ihre Schlesischen Schälklöße wellt Knödel-Königin Erna Klatt den Kartoffelteig aus, während Marion Neubauer ihre Klöße auf herkömmliche Art rollt. Fotos: Diana Fuchs
 
Tolles Trio: Schäl- und Mehlkoß begleitet vom Laugenbrezen-Knödel (von links).
Tolles Trio: Schäl- und Mehlkoß begleitet vom Laugenbrezen-Knödel (von links).
 
 
Klöß', sonst nix: Harmonisch sieden in der Küche des Schwarzen Adlers die Schälklöße neben den Mehlklößen vor sich hin.
Klöß', sonst nix: Harmonisch sieden in der Küche des Schwarzen Adlers die Schälklöße neben den Mehlklößen vor sich hin.
 
 
 
 
 
Fast wie auf dem Traumschiff...
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Nachspeisenteller
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Schälkloß mit Soß' - ein Gedicht! Erna Klatt aus Mainbernheim adelt den Kartoffelteig.

Ihr Mann hat es schon immer gewusst. Seine Erna kocht einfach königlich. Aber wer hätte gedacht, dass ihr tatsächlich mal ein Adelstitel verliehen würde? Umso mehr freut sich Joachim Klatt nun mit seiner Frau: der "Knödel-Königin" Erna Klatt.

Weinprinzessinnen gibt es im Landkreis Kitzingen zuhauf. Auch die Gärtner, die Milch- und Spargelbauern krönen alljährlich eine Hoheit. Warum sollte man nicht auch in der Gastronomie eine Krone vergeben? Diese Frage stellten sich Marion und Friedhelm Neubauer vom Gasthof "Schwarzer Adler" in Wiesenbronn schon vor einigen Jahren. Damals lobten sie einen Wettbewerb aus. Gesucht wurde das beste Rouladen-Rezept - beziehungsweise der Rouladen-König.
Die Aktion war nicht nur für die Küche, sondern auch für die Gäste spannend und spaßig, deshalb war klar: "So was machen wir wieder."


Vielseitiger Kloßteig


Doch welches Gericht sollte man diesmal adeln? "Klöße gibt es in ganz vielfältiger Form. Mit Kloßteig kann man ganz viel machen. Deshalb haben wir uns entschieden: Wir suchen den Knödel-König oder die Knödel-Königin", berichtet Marion Neubauer und fügt lachend an: "Eigentlich müsste es ja 'Klöß-König' heißen, aber das klingt so komisch."

Die Neubauers forderten also Alt und Jung auf, ihre Lieblingsrezepte einzureichen. "Es kamen tolle Ideen", erzählt die Wirtin begeistert, "vom Hascheeknödel bis hin zum Käseknödel in Tafelspitzbrühe".
In der Küche des Gasthauses wurden alle Rezepte nachgekocht. Die besten neun kamen für gut fünf Wochen auf die Speisekarte. Das klang dann zum Beispiel so: "Spinatknödel mit zerlassener Butter von Elfi Göbel aus Kitzingen" oder "Rosa gebratene Barbarie-Entenbrust auf Balsamicojus, Orangen-Fenchelgemüse und Laugenbrezen-Knödel von Marianne Schackel aus Dettelbach."

Nun wurde es spannend: Das Knödelgericht, das am häufigsten bestellt wurde, sollte das "Königsgericht" werden. "Es war ein ziemliches Kopf-an-Kopf-Rennen", erinnert sich Marion Neubauer. "Drei Gerichte kristallisierten sich relativ frühzeitig als Favoriten heraus, aber sie waren lange Zeit ganz eng beieinander."

Kurz vor Ostern, als der Wettbewerb endete, lag eine echte Spezialität ganz vorne: die Schlesischen Schälklöße von Erna Klatt aus Mainbernheim. Zu den Tranchen vom Wildschweinrücken auf Kirsch-Pfeffersoße mit geschmortem Spitzkohl wurden die Schälklöße 101 Mal verzehrt. "Damit haben wir unsere Knödel-Königin!" Friedhelm Neubauer kürte die 76-Jährige im Kreise aller Rezept-Einreicher zur Königin der Klöße und "huldigte" ihr unter anderem mit einem Gutschein für ein Drei-Gang-Candle-Light-Dinner.

Als sich der Applaus für die neue Majestät gelegt hatte, gab Marion Neubauer zu: "Die Schälklöße waren für uns eine echte Herausforderung." Bei Schlesischen Schälklößen wird die Kartoffelmasse nämlich nicht einfach zu einem Kloß gerollt, sondern erst einmal zu einer großen Teigplatte ausgewellt. Darauf wird zerlassene Butter gestrichen. Die Teigplatte wird zusammengerollt und in vier Zentimeter breite "Räder" geschnitten. Diese müssen dann im Salzwasser garziehen. "Da hat der Koch schon gut zu tun", berichtete Neubauer lachend.

Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Auch beim "Testessen" aller Rezepte-Lieferanten war der Tenor eindeutig: "Sehr lecker!"



Rezept von einer Gutsfrau




Das freut Erna Klatt. "Ich habe das Rezept von einer alten Schlesierin, die früher ein großes Gut zu führen hatte und viele Leute satt bekommen musste", erzählt die Hauswirtschaftsmeisterin. "Bei meinen vier Kindern waren die Schälklöße auch schon immer heiß begehrt."

Sehr beliebt waren beim Knödel-Wettbewerb auch Mehlklöße. Mit 96 Bestellungen blieben die Mehlklöße mit Bohnengemüse und geräuchert-gesottenem Bauchfleisch nur knapp hinter den Schälklößen zurück. Ilse Wilhelm aus Wiesenbronn, von der das Rezept stammt, darf sich deshalb Vize-Knödel-Königin oder Knödel-Prinzessin nennen. Auf Platz drei kam Marianne Schackel aus Dettelbach, deren Laugenbrezen-Knödel 76 Mal verlangt wurden.

So richtig unbeliebt war kein einziges Gericht. Selbst die Suppen - zum Beispiel Tafelspitzbrühe mit Südtiroler Speckknödel - und die Desserts wie Marillenknödel oder Karthäuser Klöße mit Rotweinschaumsoße wurden zwischen 30 und 60 Mal bestellt.

Beim Testessen im "Schwarzen Adler" zeigte sich, warum: Klöße machen lustig. Von Kloßgericht zu Kloßgericht stieg die Stimmung unter den Rezept-Lieferanten. Diese hatten teils auch längere Anfahrtswege in Kauf genommen, etwa Vera Boll aus Versbach. Nicht ganz so weit hatten es Hannelore Köller aus Hüttenheim, Anne Schwichtenberg aus Wiesentheid oder Renate Himmel und Elfi Göbel aus Kitzingen. Sie alle bereuten ihr Kommen nicht und hatten am Ende nur ein Problem: "Ich bin so satt, dass mein Magen drückt", fasste Elfi Göbel die Lage zusammen.

Doch auch da wusste Marion Neubauer Rat. Sie reichte der Kitzingerin einen "Magenaufräumer" und brachte ihr auch gleich bei, dass man den Schnaps immer auf dreimal trinken soll. "Nicht auf Ex?" Neubauer schüttelte den Kopf. Man verschlingt ja einen Königsknödel auch nicht auf einen Happs, sondern genießt seinen Geschmack. Damit traf sie genau den Nerv der Kloß-Freunde: "Das auf jeden Fall!"







Schälknödel-Rezept

Zutaten:
1kg Kartoffeln, 250 g Kartoffelmehl, Salz nach Belieben (etwa 2 TL), knapp 500 ml Milch, 100 g Butter (zerlassen)

Zubereitung: Kartoffeln kochen, noch heiß durch die Kartoffelpresse drücken, Kartoffelmehl und Salz zugeben und die kochende Milch unterrühren. Die Masse etwa einen Zentimeter dick ausrollen, mit Butter bestreichen, von der breiten Seite her aufrollen und in circa vier Zentimeter breite Räder schneiden. In siedendem Salzwasser garziehen lassen. Knödel-Königin Erna Klatt wünscht guten Appetit! ldk